Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ läuft seit Februar im Theater für Kinder. Im kleinen Saal des Alleetheaters gelingt dem siebenköpfigen Ensemble eine Darstellung, die kleinen und großen Opernfans zu Herzen geht.
„Ich hasse Männer“. So begründet Prinzessin Turandot (Silvia Aurea Aurelia de Stefano) im Peking des frühen 20. Jahrhunderts ihre gelebte Emanzipation. Sie will frei sein und niemals einem Mann gehören. Ihr scharfer Verstand sagt ihr, dass das ein grundlegendes Menschenrecht ist. Darum soll jeder, der sie heiraten möchte, sterben – es sei denn, der Bewerber kann drei ihrer kniffligen Rätsel lösen. Natürlich findet sich bald ein mutiger Prinz (Grzegorz Rozkwitalski), der es versuchen will und sich vor Liebe durch nichts aufhalten lässt.
Überzeugendes Gesamtpaket
Die Märchenoper aus „Tauseindundein Tag“ wird im Theater für Kinder (Max-Brauer-Allee) auf kleiner Bühne vor 226 Zuschauern dargeboten. Autorin Barbara Haas hat die Handlung ins Deutsche übersetzt und kindgerecht gestrafft. Das Bühnenbild (von Kathrin Kegler) ist schlicht, aber authentisch: Lampions, Paravent und chinesische Throne versetzen sofort nach Peking, die bunten Kostüme (Katja Grebe) ebenso. Auch musikalische Änderungen (von Tjaard Kirsch) gibt es – so wird die berühmte Arie „Nessun dorma“ von Prinz Chalaf im Duett mit Sklavin Liù (einer bezaubernden Natascha Dwulecki) gesungen. Der zuvor etwas schwächelnde Bariton überzeugt hier mit kraftvollen Tönen und viel Emotion.
Guido Weber überzeugt als Kaiser Altun Chan in der Rolle des Patriarchen, der sich nur ungern dem Willen der Tochter fügt. Seine drei Minister Ping, Pang und Pong (Thomas Florio, Enrique Adrados, Laurent Martin) machen ihren lustigen Namen alle Ehre. Tollpatschig und mit treuherzigen Blicken führen sie Befehle aus, stolpern, rennen ineinander oder albern im Hintergrund herum. Schnell spielen sie sich so in die Herzen der Kinder, die vergnügt auflachen, sobald das Trio die Bühne betritt.
Starkes Ensemble – stärkere Turandot
Silvia Aurea Aurelia de Stefano als Turandot spielt ihre starken Kollegen an die Wand. Mit ihrer temperamentvollen Stimme überzeugt sie nicht nur musikalisch, sondern hält auch die Rolle der eiskalten Prinzessin bis zum Ende durch. Wenn zwischendurch die kühle Maske fällt, zittert die Stimme und sie blickt Zweifelnd in die Ferne, sogar die Tränen wirken echt. Aber sie lächelt nie. Erst zum Schluss, als ihre Maske des Stolzes fällt und sie den Prinzen umarmt, strahlt sie bezaubernd. Was als Botschaft bleibt: gewollte Stärke kann zur Schwäche werden. Das Ja zum Prinzen und damit zur Liebe ist keine Kapitulation, erst recht keine Bestätigung von Rollenklischees. Im Gegenteil: es ist Zeugnis einer inneren Wandlung. Als der Vorhang fällt, wischt sich so mancher Vater die Tränen aus den Augen.
Noch bis zum 11. Mai läuft die Darstellung von Regisseur Andreas Frank in der Kinderoper in Altona. Ein Tipp für alle Eltern und Großeltern mit Kindern ab 5 Jahren.
Foto: J. Flügel
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