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Filteranlage in Billstedt: „Für sauberes Wasser, aber gegen den Standort“

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

In Billstedt soll das Regenwasser in Zukunft gefiltert werden, bevor es in den Jenfelder Bach fließt. Die Bezirkspolitik kritisiert den vorgesehenen Standort für die Anlage und fürchtet einen starken Eingriff in die Natur und Störfaktoren für die AnwohnerInnen.

Verschmutztes Regenwasser fließt bisher ungefiltert in den Jenfelder Bach, der Zulauf von der Manshardtstraße gehört zu den Einleitungsstellen mit der größten Wasserverschmutzung. Eine Regenwasserbehandlunsanalage soll das zulaufende Wasser von der Straße in Zukunft zunächst reinigen bevor es in den Bach fließt. Bereits bei der ersten Vorstellung der Planungen Ende 2013 kritisierten viele Bezirksabgeordnete im Umweltausschuss jedoch den starken Eingriff in die Natur. Die Planungen wurden von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Wasser und dem Fachamt Management des öffentlichen Raums überarbeitet und in der vergangenen Woche im Regionalausschuss Billstedt erneut vorgestellt. Laut den Beteiligten stelle es eine besondere Herausforderung dar, die Abwasserbehandlung, den Erholungsanspruch und den Landschaft- und Naturschutz an dieser Stelle möglichst gleichrangig zu behandeln. Bei der Vorstellung der ersten Planungen im Umweltausschuss hatten die Abgeordneten insbesondere kritisiert, dass 190 Bäume gefällt werden sollen. Auch die Größe der Anlage mit 240 Metern länge, die mit einem drei Meter hohen Zaun umzogen werden sollte, stand in der Kritik.

„Mit der Anlage soll die Wasserqualität und die Gewässerstruktur insgesamt verbessert sowie der hydraulische Stress verringert werden“, so Stefanie Schäfermeyer-Gomm von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Bei der Aufteilung der Baukosten habe man sich am Verursacherprinzip orientiert: 82 Prozent der Kosten übernimmt die Stadt Hamburg, 18 Prozent Hamburg Wasser. Man habe die Kritik aus dem Umweltausschuss mitgenommen und versucht die Planungen dahingehend zu verbessern. Statt zunächst angedachten zwei Wegen, soll nur noch einer entstehen, um die Gesamtfläche zu verringern und den Grünbestand an der Friedhofsgrenze zu erhalten. Darüber hinaus wurde in den veränderten Planungen auch die Bodenfilterfläche verringert – statt 240 Metern soll die Anlage nun noch 150 Meter lang werden. Auch die Höhe des Zauns wurde überdacht, dieser soll nun nur noch 1,20 Meter hoch werden.

Bildquelle: Hamburg Wasser

Die Anlage in Bergedorf wurde 2013 eingerichtet. Aus den kleinen Pflanzen soll noch dichter Schilfbewuchs werden. (Bildquelle: Hamburg Wasser)

Alternative Flächen seien jedoch keine Option: „Eine der vorgeschlagenen Alternativen wäre möglicherweise schöner, aber Regenwasser fließt nun mal bergab und hat ein natürliches Einzugsgebiet“, so Herr Jäger von Hamburg Wasser. Die benötigten Rohre und das Pumpwerk, um das Wasser auch nur wenige hundert Meter umzuleiten, würden mehr Kosten als die Filteranalage insgesamt. Deshalb sei es auch aus wirtschaftlicher Perspektive nicht denkbar, von dem angedachten Standort abzuweichen. „Ich bin enttäuscht, dass keine alternativen Flächen geprüft worden sind. An anderer Stelle wären beispielsweise keine Anwohner betroffen“, kritisiert SPD-Abgeordneter Frank Ramlow. Welchen Einfluss die Anlage auf eben diese haben könnte hinterfragt auch seine Fraktionskollegin Kerstin Gröhn. Das Fachamt betont jedoch, dass die Anlage durch den Schilfbewuchs später kaum mehr sichtbar sei. Lautstärke spiele allenfalls bei der Reinigung der Dränage eine Rolle, die mindestens einmal im Jahr durgeführt werden müsse.

„Herr Baum, ich bin entsetzt“, so Ramlow weiter, „bei der ersten Präsentation der Planungen im Umweltausschuss sagten auch sie, dass Umwelteingriffe an dieser Stelle viel zu hoch wären. Nun befürworten sie den Bau der Anlage jedoch.“ Baum vom Fachamt Managment des öffentlichen Raums bestätigt, dass er mit den ersten Planungen nicht zufrieden gewesen sei. „Seitdem ist jedoch viel passiert. In vielen Diskussionsrunden haben alle Beteiligten versucht die unterschiedlichen Vorstellungen zusammenzubringen“, so Baum. Der neue Stand der Planungen sei aus Sicht des Fachamts vorstellbar. Nicht jedoch für Ramlow: „Ich bin für Umwelt und sauberes Wasser, aber gegen diesen Standort“, sagt Ramlow. Es sei nun besonders wichtig, dass die direkten AnwohnerInnen und auch BürgerInnen des Stadtteils insgesamt über die Planungen informiert werden, fordert Bernd Ohde (FDP). Vorstellbar ist aus Sicht der Planer neben einer Informationsveranstaltung das Angebot, die Anlage in Bergedorf zu besichtigen, um sich selbst einen Eindruck verschaffen zu können.

Titelbild: von flamenc (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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