Die Pressestelle der Hamburger Polizei hat sich zu den Vorwürfen des Rechtsanwalts Andreas Beuth geäußert. Dieser hatte gestern eine polizeiliche Pressemitteilung zu dem Anschlag auf die Davidwache vom 28. Dezember als Falschmeldung bezeichnet und sich dabei auf nicht genannte Augenzeugenberichte berufen.
Wie Polizeiprecherin Sandra Levgrün heute mitteilte, habe die Pressemitteilung Fehler enthalten – demnach seien tatsächlich keine Beamte vor der Wache verletzt worden, wohl aber in einem Zwischenfall, der sich 150 Meter entfernt von der Davidwache abgespielt habe. Daran, dass es einen Angriff auf die Wache gegeben habe, hält die Polizei jedoch fest. Die Schilderung des Tathergangs basiere auf Zeugenaussagen, sowie Aussagen der Beamten und sei in der Strafakte festgehalten worden. Die Informationen zu dem Angriff vor der Wache seien von den anwesenden Beamten selbst in einem Bericht festgehalten worden, der anschließend der Pressestelle zur Verfügung gestellt worden sei.
Andere Beweise, wie etwa Videoaufnahmen oder Fotos, die den Angriff einer Gruppe von 30-40 Personen auf die Davidwache dokumentieren könnten, liegen den Angaben der Sprecherin zufolge nicht vor. „Offenbar hat Herr Beuth Zeugen oder Tatsachen ermittelt. Wir würden uns freuen, wenn Herr Beuth uns diese zur Verfügung stellt und wir damit eine Chance haben, sie den Ermittlungen zuzufügen. Es gibt in derartigen Verfahren immer auch eine unterschiedliche Wahrnehmung“, so Levgrün weiter.
Auf die Frage, ob die Polizei rechtliche Schritte gegen Herrn Beuth einleiten würde, falls es sich bei seinen Aussagen um falsche Informationen handle, sagte Levgrün: „Ob es sich um falsche Informationen handelt, können wir nicht abschließend klären.“ Aus diesem Grund solle der Anwalt sich im Polizeipräsidium melden und seine Recherchen offen legen.
Titelbild: By User Pavel Krok on de.wikipedia (selbst fotografiert) [CC-BY-SA-2.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Sabine
6. Januar 2014 at 16:38
Es ist doch nichts neues, dass die Polizei in ihrer Berichterstattung auch mal völlig übertreibt. Man erinnere sich einfach nur ein paar Wochen zurück als Dynamo Dresden Fans in Bielefeld für Krawalle gesorgt haben. Auch da meldete die Polizei Vorfälle, die es so nie gab. So sollte es einen angeblichen Angriff inkl. Verwüstung von 40 Personen auf eine LIDL-Filiale gegeben haben.
Als das Fanprojekt Dresden nachträglich die LIDL-Bereichsleitung kontaktierte, um mehr Informationen zu erhalten, wusste LIDL aber nichts von einem Überfall. Damit konfrontiert, gestand auch die Polizei dann ein, dass es nie einen Überfall auf einen Supermarkt gegeben habe. Und noch besser: Die Polizei behauptete nun sogar, dass man nie von einem Überfall auf einen Supermarkt gesprochen habe. Doch die TV Bilder der WDR Lokalzeit zeigten zum Glück, dass der Einsatzleiter der Polizei während und nach dem Spiel genau diesen Vorfall mehrmals erwähnte.
Ähnlich interessant wird es glaube ich um den Angriff auf die Davidwache. Dass es trotz unzähliger Touristen in der Nähe und in der Zeit von Smartphones angeblich kein einziges Bild oder Video dazu gibt, lässt einen dann schon nachdenklich werden.
Und da spielen auch die Medien eine wichtige Rolle. Vieles wird überhaupt nicht kritisch hinterfragt sondern 1:1 übernommen und weiterverbreitet. Selbst wenn hinterher das Gegenteil bewiesen wird, eine Gegendarstellung zu den zuvor selbst ernannten Chaoten passt dann nicht mehr ins Bild und wird lieber verschwiegen.
Wobei man natürlich eines nicht wegdiskutieren darf: Es wurde ein Beamter schwer verletzt. Und das geht gar nicht. Egal wo und wie es passiert ist. Irgendwo wurde also eine Grenze überschritten. Und da gilt es, die Täter zu ermitteln, mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen und gleichzeitig dafür sorgen, das solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr passieren. Mediale Berichterstattung hin oder her, bei Gewalt hört der Spaß auf.
Daniel
6. Januar 2014 at 16:40
Und wer prüft dann ? die Davidwache selber ? Wir brauchen in solchen Fällen dringend unabhängige GutachterInnen ! Es kann nicht angehen, dass fehler der Polizei von der Polizei selber „geprüft“ werden. Genauso wenig kann es angehen, dass die Polizei ohne weiteres Gefahrengebiete einrichten kann. Und zu guter letzt brauchen wir eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten !
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JHWH
6. Januar 2014 at 17:22
Der Angriff auf die Davidwache soll sich am Sa., den 28.12.13. um 23:03 ereignet haben. Um diese Uhrzeit wimmelt es auf dem Kiez vor Menschen: Die Huren in der Davidstr., Currywurst-Esser im Lucullus-Grill bzw. bei Burger King, Partygänger undundund, viele davon ausgestattet mit Foto- und Videofähigen Smartphones.
Kann es sein, dass NIEMAND diesen Vorfall dokumentiert hat? Sogar von Michael Schumachers Skiunfall sind nun offenbar Videos aufgetaucht.
Inzwischen hat die Polizei eine Belohnung von 10.000€ (!) für Hinweise zum Angriff auf die Wache ausgelobt – da muss doch jemand was mitgeschnitten haben?? Auch wenn ich dem Herrn Beuth bestimmt nicht alles unhinterfragt glauben mag: Es bleiben Fragen offen.
haha
6. Januar 2014 at 18:28
Und da geht sie schon los, die Salami-Taktik!
Daniel
6. Januar 2014 at 20:14
Sehr gut Annika,
bitte bleibt alle am Thema bei Mittendrin.
Es kann nicht sein das „Männer kurz vor einem Nervenzusammenbruch“ das alles ungestört mit unserer schönen Stadt und den Bürgern anstellen dürfen…
Zur Redaktions-Lektüre, falls noch nicht bekannt:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/-12092159.html
Grüße, Daniel ….
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RedHead
7. Januar 2014 at 11:34
Klingt nach einem Fall bei dem am Ende ein paar Polizisten wegen Vortäuschung einer Straftat verurteilt werden müssten, wenn Deutschland ein Rechtsstaat wäre. Ich hoffe der Rechtsanwalt legt seine Ermittlungen nicht offen, den Zeugen würde er mit einer Offenlegung jedenfalls keinen Gefallen tun.
JHWH
7. Januar 2014 at 12:10
Moin. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, den verletzten Polizisten zu interviewen? – gerne anonymisiert. Am Ende gibt’s den auch gar nicht? Sorry, aber inzwischen halte ich alles für möglich, vgl. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/jugendpfarrer-lothar-koenig-landgericht-dresden-in-erklaerungsnot-a-902605.html
Hans
7. Januar 2014 at 13:40
Das übliche Spiel. Das hab ich selbst auch schon vor Jahren am anderen Ende der Republik in Freiburg erlebt. Ich war mit meinem Säugling im Kinderwagen in einer stehenden Straßenbahn. Ausgerechnet im Nadelöhr zwischen der Straßenbahn und der Mac-Donald’s-Filiale im Stadttor (wegen der Lage beliebtes Krawallziel) stoppte die Polizei einen linken Demozug und kesselte ihn ein. Meine kleine Tochter im Kinderwagen war von den Demonstranten (nur) durch eine Reihe Polizisten und die Glasscheibe der Straßenbahn getrennt. Entsprechend aufmerksam und alarmiert war ich dann, als 1. einer der Polizisten, die ich von hinten sah und die sich wohl für unbeobachtet hielten, ohne ersichtliche Provokation auf eine kleine Demonstrandin einschlug und kurz darauf eine Wasserbombe gegen die Straßenbahn flog.
Die Badische Zeitung übernahm damals zunächst ungeprüft die Behauptung der Polizei, die Demonstranten hätten eine Straßenbahnscheibe zerstört. Erst auf meinen Anruf bei der Zeitung hin fragten sie bei den Verkehrsbetrieben nach. Die wussten nichts davon.
Dieser Vorfall ereignete sich damals wenige Wochen nachdem der Freiburger Polizeiführung die Leitung im Fall von Einsätzen externer Kräfte bei linken Demonstrationen generell entzogen wurde. Anlass war das angebliche Versagen der Freiburger Deeskalationsstrategie.
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dataCore
8. Januar 2014 at 10:27
Da brauchts keine neue „Kontrollstelle“ o.ä. – die 4te Gewalt soll einfach ihrer Pflicht wieder bewusst werden! 4te Gewalt = Investigativer Journalismus!
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