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Billstedt heißt Flüchtlinge und Obdachlose willkommen

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Foto: Jonas Walzberg Oststeinbeker WegDie geplante Unterbringung von 60 Flüchtlingen und Obdachlosen am Osteinbeker Weg in Billstedt wird von einer AnwohnerInneninitiative abgelehnt. Am Mittwoch diskutierte Billstedt erneut über die Aufnahme der Hilfsbedürftigen im Stadtteil. Das Ergebnis ist eine deutliche Botschaft an die Politik und die Menschen in  öffentlichen Unterbringungen.

Auf Kirchenbänken und Stühlen sitzen am Mittwoch rund 100 BillstedterInnen in der Kirche  der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Schiffbek und Öjendorf an der Merkenstraße. Es ist ein Querschnitt durch den Stadtteil, der zusammengekommen ist, um über die Unterbringung von 60 Flüchtlingen und Obdachlosen in Billstedt zu diskutieren. Zwischen 8 und 80 Jahren sind alle Altersklassen vertreten. Handwerker, Studenten, Angestellte und Rentner sitzen nebeneinander. Menschen die in Billstedt geboren wurden und BillstedterInnen, die von fast überall in der Welt gekommen sind, um in Hamburg eine Heimat zu finden unterhalten sich vor Beginn der Veranstaltung angeregt. Auf dem Podium sitzen die Bürgerschaftsabgeordneten Antje Möller (Grüne) und Mehmet Yildiz (Die Linke) zusammen mit Fanny Dethloff, der Flüchtlingsbeauftragten der Nordkirche und Christoph Twickel vom Netzwerk Recht auf Stadt. Moderiert wird die Veranstaltung von Mike Neschki, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Hallo Billstedt“.

Die Veranstalter wollen mit der Diskussion ein Zeichen für die Aufnahme der Flüchtlinge und Obdachlosen setzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich das gesamte Podium deutlich für die Unterbringung am Osteinbeker Weg ausspricht. „Es geht bunt zu hier in Billstedt. Das tut der Lebensqualität im Stadtteil gut“, sagt Fanny Dethloff. Ängste vor dem Unbekannten seien unbegründet. „Die Erfahrung zeigt, dass wer auf die Menschen in den öffentlichen Unterkünften zugeht nur positive Erfahrungen macht“, sagt Mehmet Yildiz. Die Flüchtlinge dürfen aufgrund der Gesetzeslage keine eigenen Wohnungen anmieten und sind daher auf die öffentliche Unterbringung angewiesen. „Ich wünsche mir daher auch ein deutliches Signal an den Senat dafür zu sorgen, dass alle Menschen das Recht erhalten sich Wohnungen zu suchen und diese dann auch in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen“, so Yildiz weiter.

Schnell zeigt sich, dass in Billstedt kaum jemand von der Aufnahme von weiteren Flüchtlingen überzeugt werden muss. Die Mehrheit der anwesenden BürgerInnen spricht sich deutlich für die Unterstützung von Flüchtlingen und Obdachlosen aus und möchte die hilfesuchenden Menschen im Stadtteil willkommen heißen. „Es gab damals über 700 Unterschriften gegen die Einrichtung am Mattkamp, doch wir haben gesagt, dass wir die Menschen offen empfangen wollen. Heute sind die Flüchtlinge eine Bereicherung für den Stadtteil. Das wünsche ich mir auch am Osteinbeker Weg“, sagt eine Frau. „Es sind Menschen, die Bedürfnisse haben, wie jeder andere hier. Wer ihnen das verwehren will ist nicht bei Verstand“, ruft ein Mann aus dem Publikum. Mitten in der Debatte geht ein 8-jähriger Junge nach vorne. Nervös und etwas schüchtern vor so vielen Menschen zu reden, liest er etwas aus seinem Schulheft vor: „Ich habe mit Obdachlosen und armen Menschen gesprochen. Was die erleben ist schlimm. Doch keiner will die Armut sehen, ihr Erwachsenen redet immer nur“, liest der Junge vor und wird mit donnerndem Applaus für seinen Mut belohnt.

Nach einigem Zögern melden sich auch Gegner der Unterbringung zu Wort. „Wir sind nicht ausländerfeindlich. Wir wollen nur, dass der Senat sein Versprechen einhält und dort schnell Wohnungen und Häuser baut“, sagt Michael Fröhlich. Christoph Twickel entgegnet: „Dort werden Menschen wohnen, die in Not sind. Warum sind Reihenhäuser gut und Flüchtlingsunterkünfte schlecht? Wenn dort nicht gebaut wird ist das doch nicht ihr Problem, sie haben ja ein Haus“. Die Anwohner fordern, dass die Zusage der Politik in zwei Jahren Wohnungsbau zu beginnen eingehalten werden muss. Andere BillstedterInnen messen dem Projekt dort keine derart hohe Bedeutung zu. „Was in zwei Jahren ist, weiß niemand. Jetzt ist es Zeit Mensch zu sein und zu helfen“, sagt eine Frau.

Der Wille zu helfen ist bei den VertreterInnen auf dem Podium und den anwesenden BürgerInnen deutlich vorhanden. „Menschen, wie diese Flüchtlinge dürfen nicht als Belastung für die Stadtteilentwicklung gesehen werden“, sagt Antje Möller. „Ich kann das Misstrauen der Anwohner verstehen, doch die Alternative ist eine Unterbringung in Zelten“, ergänzt Fanny Dethloff. Zum Ende der Veranstaltung beschließen viele der Anwesenden sich wieder zu treffen und zu überlegem, wie man die Flüchtlinge und Obdachlosen am Osteinbeker Weg willkommen heißen und unterstützen kann. „Das ist die erste Veranstaltung dieser Art, auf der ich so schnell so positive Signale höre“, sagt Antje Möller. Am Schluss sind mehrere Seiten voll mit Namen und Adressen zusammengekommen. Alle wollen im Juni die neuen BillstedterInnen begrüßen und ihnen helfen sich im Stadtteil wohl zu fühlen.

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