Am Sonnabend wurde in St. Georg ein Wandgemälde der Künstlerin Tito do Rego Silva und Schülerinnen der Stadtteilschule Hamburg-Mitte enthüllt. Die Wandinstallation ist im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ sowie des Jahresprogramms der Geschichtswerkstatt St. Georg zum Thema „Solidarität, Protest, Bewegung“ entstanden. Das Gemälde trägt den Titel „Rettet St. Georg – Gemeinsam!“.
Dicht an dicht stehen in der Eingangshalle der Stadtteilschule St. Georg am Sonnabend nicht nur Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch zahlreiche Eltern und interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil. Die Fotoapparate, Videokameras und Handys sind auf einen schwarzen Vorhang gerichtet. Mit Spannung erwarten alle Anwesenden die Enthüllung des Kunstwerks.
Bevor sich der Vorhang lüftet dankt Schulleiter Sigfried Bars der Künstlerin Tito do Rego Silva, die das Wandgemälde gemeinsam mit Schülerinnen der Stadtteilschule in den vergangenen Monaten erarbeitet hat. Nicht nur der Künstlerin, sondern auch alle beteiligten Schülerinnen überreicht Schulleiter Bars einen großen Blumenstrauß. Andreas Ernsting von der Geschichtswerkstatt St. Georg lüftet schließlich den Vorhang und gibt den Blick auf das 3 Meter lange und 1,80 Meter hohe Kunstwerk frei.
Die Schülerinnen Vania Berreira, Razieh Heschemi, Michelle Pareira, Liljana Kampf, Sandra Amoako, Lara-Sophie Herda aus der Klasse 9d haben gemeinsam mit Tito do Rego Silva 60 Holzschnitte entworfen und geschnitzt und später zu einem bunten Gesamtkunstwerk zusammengefügt. „Die Holzschnitte zeigen Situationen im Stadtteil und ein buntes St. Georg“, sagt Schulleiter Bars. „Auch unsere Schule ist bunt und unmittelbar mit dem Wohl des Stadtteils verbunden“, sagt Bars weiter. Auf den einzelnen Platten sind zahllose Sprüche rund um den Stadtteil St. Georg und seine Bewohnerinnen und Bewohner zu sehen. „St. Georg für alle“, „Wissen tut gut“ und „Bücher eröffnen Welten, Spekulanten zerstören sie“, sind nur einige der Sprüche, die sich im geschnitzten St. Georg wiederfinden. Die Holzschnitte drehen sich um die von den Jugendlichen wahrgenommene Realität ihres Stadtteils, aber auch um die Träume und Wünsche für ihr St. Georg. Am stärksten zum Ausdruck kommt dies in dem zentralen Spruch auf dem Gemälde: „Rettet St. Georg – Gemeinsam!“.
Die Künstlerin Tito do Rego Silva ist eng mit dem Stadtteil verbunden und hat ihr Atelier an der Koppel 66. „In dem Bild steckt unglaublich viel Arbeit“, sagt Silva, „die Schülerinnen haben sehr viel geleistet, um das möglich zu machen.“ Zur Erinnerung an ihr Kunstwerk erhält jede der Schülerinnen ein Buch mit den Drucken. Auf zahlreiche Nachfragen hin konnten die Schülerinnen viele Drucke auch an die Anwesenden verkaufen. „Ich würde jederzeit wieder mit der Stadtteilschule St. Georg und den Schülerinnen und Schülern hier zusammenarbeiten“, sagt die Künstlerin.
Auch Schulleiter Sigfried Bars zeigt sich sichtlich begeistert von dem Projekt. „Wir wollen uns in Zukunft als Schule noch mehr in den Stadtteil integrieren“, sagt Bars. Um dies zu erreichen strebe die Schule in Zukunft weitere Projekte mit Stadtteilbezug an. „Die Schülerinnen sind sehr engagiert und haben viel Freizeit in das Projekt gesteckt. Ich hoffe, dass ihr Einsatz auch andere Schüler zu mehr Engagement ermutigt“, sagt Bars weiter. Das Wandgemälde soll in den kommenden Monaten auch an anderen Orten im Stadtteil ausgestellt werden.
Im Anschluss an die Veranstaltung zog es viele Besucherinnen und Besucher auf den Carl von Ossietzky-Platz, um die Wiedereröffnung der Buchhandlung Wohlers mit einem Becher heißen Punsch zu feiern. Die Buchhandlung war durch das gemeinsame Engagement vieler Einwohnerinnen und Einwohner von St. Georg gerettet worden (Mittendrin berichtete). Der Vorsitzende des Einwohnervereins, Michael Joho, bedankte sich bei allen, die Jürgen Wohlers in den vergangenen Monaten unterstützt und beim Umzug der Buchhandlung an den neuen Standort an der Langen Reihe 38 geholfen hatten. Jürgen Wohlers selbst zeigte sich sichtlich gerührt von der Unterstützung, die ihm der Stadtteil entgegen gebracht hat. „Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt Wohlers. Die Anwesenden sind sich einig, in St. Georg kann auch in Zukunft durch gemeinsames Engagement noch viel bewegt werden.
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