Politik

Hamburger demonstrieren gegen Mietenwahnsinn

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Am Sonnabend zog ein bunter Protestzug durch die Hamburger Innenstadt. Das Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen“ und das Netzwerk „Recht auf Stadt“ hatten zu der Demonstration aufgerufen, um ein Zeichen für bezahlbaren Wohnraum zu setzen. In den vergangenen Wochen war es bereits zu verschiednen Aktionen der Initiativen gekommen (Mittendrin berichtete). Nach Polizeiangaben beteiligten sich 2800 Personen an der Protestaktion. Der Veranstalter zählte insgesamt 4500 Teilnehmer. Neben vielen Studierenden beteiligten sich auch zahlreiche ältere Menschen sowie Eltern mit Kindern an der Demonstration. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot von rund 1000 Beamten im Einsatz.

„Ich bin total zufrieden und auch überrascht, dass sich so viele Menschen beteiligt haben“, sagt Maarten Thiele vom Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen“. „Der Protest ist lautstark und kreativ. Insgesamt bekommen wir viel Zuspruch von den Hamburgerinnen und Hamburgern“. Ausgehend vom Hachmannplatz bewegte sich der Protestzug über die Mönckebergstraße und den Jungfernstieg bis zum Gänsemarkt. Mit bunten Transparenten und Plakaten verdeutlichten die Demonstranten ihre Forderungen. Kinder trugen kleine Schilder mit der Aufschrift „Ich will auch mal ausziehen“. Die Erwachsenen forderten die Stadt auf Spekulationen mit Wohnungsbau zu verhindern. „Das Verhältnis von teurem zu bezahlbarem Wohnraum ist gestört. Da hilft auch das Bauprogramm des Senats nichts“, sagt Jonas Füllner, Mitglied des Bündnisses „Mietenwahnsinn stoppen“. Wohnraum in Hamburg müsse vergesellschaftet werden. Zudem sei eine Mietobergrenze von 4 Euro pro Quadratmeter erklärtes Ziel des Bündnisses.

Die Demonstration war laut, aber friedlich. Am Neuen Kamp begaben sich Demonstranten auf das Dach eines Gebäudes. Unter dem Jubel der Menschenmenge wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Bezahlbarer Wohnraum statt Luxuseigentum und Verdrängung“ an der Fassade befestigt. Es regnete Konfetti. Feuerwerkskörper und Leuchtfackeln wurden entzündet. Kurz darauf entfernten sich Demonstranten aus dem Protestzug und besetzten ein Gebäude in der Bleicherstraße auf St. Pauli. Das Haus wurde am Abend von der Polizei geräumt. Die Einsatzkräfte gingen dabei auch mit Pfefferspray gegen Demonstranten vor. „Leerstand von Wohnraum darf es in dieser Stadt nicht geben. Daher fordern wir die Entkriminalisierung von Hausbesetzungen“, sagt Maarten Thiele. Im Stadtteil St. Pauli wurde der Protestzug von Anwohnern begrüßt. Von den Balkonen regnete es erneut Konfetti auf die Demonstranten.

Zum Abschluss der Veranstaltung bewegte sich die Menschenmenge zum Fischmarkt. An der Hafenstraße entzündeten Aktivisten erneut Feuerwerkskörper und Leuchtfackeln. Um die dortigen Gebäude war es 1987 im Zuge der Besetzung zu Barrikadenkämpfen zwischen Polizei und Aktivisten gekommen. Hier endete die friedliche Demonstration mit einer Abschlusskundgebung. Auch in anderen deutschen Städten, darunter Berlin und Freiburg fanden am Sonnabend Proteste gegen steigende Mieten statt.

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