Am Donnerstag luden die Grünen zu einer Diskussionsrunde in die Aula des Gymnasiums Hamm ein. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern sollte die Verkehrssituation des Stadtteils, besonders im Hinblick auf den Radverkehr, besprochen werden. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, Michael Osterburg, kündigte an Vorschläge der Anwesenden sammeln und diese dann nach Möglichkeit politisch umsetzen zu wollen. Als Experten unterstützten Amrey Depenau vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Hamburg und Markus Weiler vom Bezirksamt Hamburg-Mitte die Veranstaltung.
Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass nicht nur Bürgerinnen und Bürger aus Hamm den Weg in die Aula gefunden hatten. Auch in anderen Stadtteilen bestehen zahlreiche Probleme in Bezug auf den Radverkehr. Die Anwesenden beklagten, dass viele Radwege schlecht ausgebaut und instandgehalten würden. Zusätzlich seien im Herbst und im Winter die Radwege aufgrund von Laubhaufen oder Eis nicht nutzbar. Besonders geriet jedoch das Verkehrskonzept der Stadt in die Kritik. „Man hat das Gefühl als Radfahrer in Hamburg nicht erwünscht zu sein“, sagt eine junge Frau. Die Verkehrsführung sei an vielen Stellen sehr unübersichtlich. Als Radfahrer wisse man oft nicht welche Radwege benutzungspflichtig seien. „Es ist viel sicherer auf der Straße zu fahren, da die Autofahrer Personen auf dem Rad so als Verkehrsteilnehmer wahr nehmen“, sagt Amrey Depenau. „Es muss für Radfahrer deutlich gemacht werden wo sie auf der Straße fahren dürfen und wo sie den Radweg nutzen müssen“.
Aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger tragen auch sogenannte Bettelampeln zu einer Benachteiligung von Radfahrern bei. Diese Ampeln schalten sich nicht in einem vorgegebenen Rhythmus automatisch um, sondern reagieren nur auf Anforderung per Knopfdruck. „Ich fahre da immer bei Rot drüber“, sagt eine Frau im Publikum. In Hamburg sind viele dieser Ampelanlagen in Betrieb. „Der Autoverkehr ist durch die Ampelschaltungen oft bevorteilt. Radfahrer und Fußgänger müssen in der Regel lange Wartezeiten in Kauf nehmen“, sagt Depenau. Markus Weiler bestätigt die genannten Kritikpunkte. „Verbesserungen für den Radverkehr werden im Bezirksamt derzeit stark forciert. Es gibt viele Planungen und Gespräche zu diesem Thema“. Weiler verweist jedoch auch auf das begrenzte Budget für den Ausbau und Erhalt von Straßen und Radwegen. In Hamburg-Mitte stehen hierfür rund 800.000 Euro zur Verfügung. „Das ist eine Entwicklung in die falsche Richtung“, sagt Michael Osterburg. „Wenn man ausreichend Mittel zur Verfügung stellt und frühzeitig plant findet man eine gute Lösung für alle Verkehrsteilnehmer“.
Die Vertreterin der ADFC erläutert, dass derartige Planungen den Verkehr als Ganzes betrachten sollten. „Wir benötigen kein reines Radverkehrskonzept, sondern ein Gesamtverkehrskonzept“. So könnte aus Sicht des ADFC auf Nebenstraßen generell Tempo 30 gelten. Radfahrer könnten dann problemlos die Straße nutzen. An Hauptverkehrsstraßen mit Tempo 50 sollen dann gut ausgebaute und in den Verkehrsfluss eingebundene Radwege das schnelle und sichere Fortkommen mit dem Fahrrad gewährleisten.
Heike Dahlgaard
11. November 2012 at 19:44
Immer wenn ich in der Hafencity mit dem Rad unterwegs bin, kann ich es nicht fassen, dass es in diesem nagelneuen Stadtteil offensichtlich kein durchgängiges Fahrrad-Konzept gibt. Das zeigt, wie wenig das Fahrad in den Köpfen der Städteplaner als alltagstauliches Verkehrsmittel akzeptiert ist. Schade eigentlich!