Wer Kunst oder Design studieren will, benötigt eine aussagekräftige Bewerbungsmappe. Tipps für die Gestaltung gibt es in sogenannten „Mappenvorbereitungskursen“ an privaten Kunstschulen, wie zum Beispiel im „Zeichenzimmer“ in Barmbek.
Kunst studieren: Sich Vorlesungen zu Architektur und berühmten Werken anhören, schöne Bilder malen und seiner Kreativität darin freien Lauf lassen – ein Traum! Wie schön, wenn das so einfach wäre. Bewerber für ein Studium, müssen sich den jedoch Platz regelrecht erkämpfen. Erster Schritt hierfür ist die Bewerbungsmappe mit einer Auswahl eigener künstlerischer Arbeiten. Weil viele Bewerber ratlos sind, was die verschiedenen Kunsthochschulen von ihnen erwarten, suchen sie Mappenvorbereitungskurse auf. Ein solcher Kurs findet zum Beispiel in der privaten Kunstschule „Zeichenzimmer“ in Barmbek statt. Hier werden seit 2004 Schüler auf die Eignungsprüfung vorbereitet.
Material aus dem Familienalbum
Betritt man das Atelier an einem Kursabend, ist sind die fleißigen Bewerber an ihren Tischen, Staffeleien und Leinwänden schon völlig in die Kunst vertieft. Heute sind es acht. Darunter auch Lars H., der sich mit seiner Mappe an der Berliner Universität der Künste bewerben möchte. Um sich Tipps für die Bewerbung zu holen, war der Grafikdesigner bereits beim Tag der offenen Tür der Berliner Kunsthochschule.
„Die fanden meine ersten Ideen schon mal ganz gut, meinten sie, weil das Thema persönlich ist und ich mit verschiedenen Techniken arbeite.“ Lars‘ Mappe zeigt Bilder und Collagen mit seiner Berliner Tante und dem Berliner Onkels als Motiv. Momentan arbeitet er an einer Fotocollage: Ein altes Schwarz-Weiß-Bild, das den Wagen von Lars‘ Großtante zeigt, wird mit Acylfarben erweitert und verläuft farbenfroh in ein großes Din A3-Bild. Eigentlich sieht es so aus, als wüsste Lars ganz genau, was er mit seiner Mappe vorhat. Trotzdem wollte er sich nicht ganz auf sich allein verlassen und entschied sich dafür, einen Mappenvorbereitungskurs im „Zeichenzimmer“ zu besuchen.
„Der Kurs hilft mir sehr gut, weil ich so einen festen Termin habe und mich abends nach der Arbeit auch wirklich noch mal dazu aufraffe, an meiner Mappe zu arbeiten“, sagt der Grafikdesigner. Durch den festen Termin komme er zudem immer wieder schnell ins Prozedere rein. Damit scheint er nicht der Einzige zu sein. Auch die anderen Teilnehmer scheinen völlig in die Arbeit vertieft; der Tisch mit Keksen und Tee, der am Rande des Raumes platziert ist, bleibt den ganzen 3-stündigen Kurs über unberührt.
Aus der Masse herausstechen
Wer an einer Mappe arbeitet, muss fleißig sein: Mindestens zwei bis drei Monate sollte man für die Anfertigung einplanen, die meisten Bewerber benötigen sogar ein halbes Jahr. Immerhin soll man sich am Ende mit den 20 bis 30 Arbeitsproben gegen mehrere hundert Bewerber durchsetzen. Da ist es wichtig, sich aus der Masse hervorzuheben. „Es sind echt gute Leute hier, die einem neue Impulse geben“, sagt Lars über das „Zeichenzimmer“. Der Austausch mit den Dozenten helfe vor allem dabei, Ideen weiterzuverfolgen und auszuspinnen. „So entwickelt man sein eigenes Gespür für Kreativität.“
Tatsächlich sollen die Schüler im Mappenvorbereitungskurs zunächst lernen, sich selbst künstlerisch vorzutasten bestätigt Judith Riemeier, Gründerin und Leiterin des „Zeichenzimmers“. „Die Bewerber sind teilweise ja noch sehr jung, kommen gerade erst aus der Schule. Da ist es wichtig erst mal die eigenen Stärken zu finden und zu lernen, was es heißt frei zu arbeiten.“ Die gelernte Illustratorin weiß wovon sie spricht, wenn sie ihren Schülern helfend zur Seite steht; sie selbst hat an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wisschenschaften, der HAW, studiert. Auch die drei weiteren Lehrkräfte sind echt Profis: Lehrer Klaus Waschk war unter Anderem an der HAW Hamburg und der design akademie berlin als Professor tätig, Muriel Zoe Borchert arbeitet als freie Malerin und Musikerin, Claire Lenkova ist studierte Comiczeichnerin und Illustratorin. Die vier Lehrkräfte teilen den Unterricht in den fortlaufenden Kursen untereinander auf, sodass sich die Schüler unterschiedliche Feedbacks einholen können.
Schönheit ist nicht alles
Bevor man sich für einen Kurs im „Zeichenzimmer“ entscheidet, steht ein kostenloses Beratungsgespräch an, in dem Schülerinnen und Schüler über das weitere Vorgehen aufgeklärt werden, ihre Wünsche und Vorstellungen äußern können. Dem folgt ein weiterer kostenloser Probetermin in einem der dreistündigen Mappenkurse. In den ersten Stunden soll den Schülern gezeigt werden, wie man intuitiv künstlerisch arbeitet. Die Mappe muss nämlich nicht unbedingt „schön“ sein, weiß Judith Riemeier. Damit machen sich die Bewerber nur selbst Druck. Viel wichtiger sei der Prüfungskommission, dass bei den Arbeiten ein „roter Faden“ zu erkennen ist, es also ein Thema gibt, das die Bewerber „durch die gesamte Mappe verfolgen.“ Darin zeigt sich nämlich auch die Leidenschaft der Bewerber und die Fähigkeit, Interessen über einen längeren Zeitraum hinweg nachzugehen. „Das ist für ein Kunststudium das A und O – ohne Herzblut geht es nicht.“
Klappt es dennoch nicht mit der Bewerbung, sollen sich die Schüler auf keinen Fall entmutigen lassen. „Hilfreich ist es immer, sich die genauen Gründe nennen zu lassen Manche Kunsthochschulen halten sich mit der Ablehnung ja sehr kurz, da hilft es dann eigentlich immer, noch mal um ein Gespräch zu bitten, damit man nachvollziehen kann, woran es lag.“
Grundsätzlich sollte man wegen einer Absage jedoch nicht an den eigenen Fähigkeiten zweifeln. „Es ist auch schon vorgekommen, dass Schüler mit ein und der selben Mappe von der einen Kunsthochschule eine Absage bekommen haben und von der nächsten angenommen wurden“, sagt Frau Riemeier. Wichtig sei daher, der eigenen Leidenschaft für die Kunst Raum zu geben – und dafür eignet sich das „Zeichenzimmer“ ausgezeichnet.
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