Tipp der Woche: „Gefahrengebiete und andere Hamburgensien“

Kultur
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Klobürsten, Kissenschlachten, Kontrollen: Zwei Jahre nach den Konflikten um Gefahrengebiete auf St. Pauli und in Altona, arbeitet Rasmus Gerlach die Geschehnisse in einem Dokumentarfilm auf. Sehen könnt ihr den Streifen am Donnerstag, 17. Dezember, im Kollektiven Zentrum. 

Januar 2014. In Altona, St. Pauli und der Sternschanze herrscht ein Ausnahmezustand. Die Polizei hat weite der Teile der Stadtteile zu Gefahrengebieten erklärt und kann hier „verdachtsunabhängige Kontrollen“ durchführen. Wer anhand äußerlicher Kriterien ins „linke Spektrum“ passt, muss seinen Personalausweis vorzeigen und den Beamten einen Blick in seinen Rucksack gewähren. Nachdem in den Nachrichten gezeigt wird, wie ein Polizist eine Klobürste im Gefahrengebiet konfisziert, wird diese zum Symbol einer Protestbewegung. Nacht für Nacht gibt es spontane Proteste gegen die Maßnahme, sogar eine riesige Kissenschlacht auf dem Spielbudenplatz.

Für Regisseur Rasmus Gerlach sind die Ereignisse im Januar 2014 eng verwoben verwoben mit dem Kampf um die Rote Flora, für ein Bleiberecht der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ und den Erhalt der Esso-Häuser auf St. Pauli. Drei Hamburger Großstadtkonflikte, die auch bei einer Demonstration am 21. Dezember 2013 eine zentrale Rolle spielen. Die Demonstration, die völlig aus dem Ruder läuft, als die Polizei den Protestzug nach wenigen Metern im Schanzenviertel aufstoppt, wird als Ursprung für die Einrichtung der Gefahrengebiete gesehen.

Friedlicher Protest mit Klobürste

Die Bürgerbewegung, der friedliche Protest mit der Klobürste in der Hand, steht im Zentrum des Films. Der Dokumentarfilm macht deutlich, dass das Thema der Gefahrengebiete ist weiterhin aktuell ist. Auch nachdem das Hamburgische Verfassungsgericht die Kontrollen in den Gefahrengebieten im Januar 2014 für Unrecht erklärt hat, finden in anderen Gefahrengebieten in der Stadt weiterhin verdachtsunabhängige Kontrollen statt – an Geflüchteten, Autonomen und Sexarbeitern.

Der Film nimmt das Instrument der Gefahrengebiete als Mittel der Repression gegen politische Gruppen wie „Lampedusa in Hamburg“, das „Kollektive Zentrum“ im Münzviertel und sogar gegen den Autor des Films selbst – einen der Aktivisten der Hamburger Klobürsten-Revolution – in die Kritik. „Gefahrengebiete & andere Hamburgensien“ ist die essayistische Chronik eines heißen Winters, der noch bis in die Gegenwart hinein seine Spuren in der Stadt hinterlassen hat.

Kamera: Ben Tepfer & Paul Kulms, Musik: Hanne Darboven, 74 minuten.

Was? Film „Gefahrengebiete & andere Hamburgensien

Wann? Donnerstag, 17. Dezember, 20 Uhr

Wo? Kollektives Zentrum, Norderstraße 65

Weitere Vorstellungen:

21.12. im 3001 – Kino, 21.30 Uhr
22.12. im Filmraum 18, 20 Uhr
23.12. im Metropolis, 21.15
28.1. im Lichtmeß, 20 Uhr
31.1. im B-Movie 19 Uhr

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