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Stromaufwärts an Elbe und Bille zu Gast in Hamm

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Henriette Bunde

Geboren am 26.10.1985 in Rostock | M.Sc. Politics, Economics and Philosophy | journalistische Praktika (Print, Radio)

Mit dem Programm „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ soll in den kommenden Jahrzehnten der Hamburger Osten intensiv entwickelt werden. Die grundlegenden Planungen wurden nun in den Stadtteilen – ein erster Schritt die Bürgerinnen in Hamburg-Mitte daran zu beteiligen.

Es ist fast eine kleine Tournee für die Stadtentwicklung im Hamburger Osten. In den vergangenen Wochen haben Bezirksamtsleiter Andy Grote, Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter sowie Dr. Thomas Krebs vom Vorstand der Saga GWG die Pläne des Senatskonzepts „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ in den Stadtteilen im Hamburger Osten vorgestellt. So auch am Montagabend in der Aula der Ganztagsschule Osterbrook. Nach Rothenburgsort und Billstedt war es die vorerst letzte Station, bevor das Konzept dann am Freitag, 7. November, in Form einer Stadtwerkstatt diskutiert wird.

Potenziale vor Ort nutzen

Das südliche Hamm mit dem Osterbrookviertel als Herzstück ist einer der 11 Fokusräume der im Sommer vorgestellten Senatsstrategie. Bis Ende des Jahres ist das Quartier noch Teil des Förderungsprogramms „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE)“. Dann soll es in die Verstetigung gehen. Grote betonte, dass der bisher von RISE finanzierte Quartiersbeirat zusammen mit dem Bezirk in den letzten Jahren viel zur Entwicklung des Quartiers beigetragen habe. Für „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ bleibe der Beirat deshalb weiterhin der Ansprechpartner vor Ort. An die entstandenen Strukturen und Potenzialen der letzten Jahre wolle man anknüpfen.

Sprungnachosten |Bild: BSU

Stromaufwärts an Elbe und Bille: Hamm

Identitäten im gesamtgestalterischen Kontext schaffen

Gewerbe und Wohnraum mischen sich vor allem im Süden Hamms teilweise stark. Für beide Bereiche gebe es Möglichkeiten der Verdichtung und effektiveren Flächennutzung, beispielsweise entlang der Eiffestraße, führte Oberbaudirektor Walter aus. Die Teile der „Backsteinstadt“ in Hamm sollen dabei jedoch geschützt werden. Auch Grünflächen und Kanäle wie die Bille samt Billebecken prägen den Stadtteil, sind teilweise jedoch nicht öffentlich zugänglich. Auch das solle sich zukünftig ändern. Das neue städtebauliche Konzept des Senats wolle „Identitäten sichtbar machen“, so Walter, jedoch unter Beachtung des gesamtstädtischen Kontexts.

Hamm und Rothenburgsort werden die ersten Stadtteile sein, in dem das „Bündnis für die Quartiere“, bestehend aus Behörden, Wohnungswirtschaft und Initiativen vor Ort aktiv werden wird, wie Thomas Krebs erläutert. Durch gemeinsame Konzepte soll sich der Immobilienmarkt und die Infrastruktur vor Ort sozialverträglich weiterentwickeln.

Den Osten mit den Bürgern zusammen entwickeln

Die EinwohnerInnen Hamms stehen dem Konzept mit gemischten Gefühlen gegenüber. Eine junge Frau erinnert an die Diskussion um die Wohnanlage „Elisa“ und fürchtet um  Gentrifizierung im Quartier. Auch die unausgewogene Nahversorgung – vor allem im Süden Hamms – wird von den BürgerInnen bei der ersten Diskussion über das Konzept thematisiert. Hinzu kommt die Befürchtung, dass Grünanlagen wie die Billerhuder Insel schon bald lukrativeren Immobilienprojekten weichen könnten.

Die mangelnde Nachversorgung führt Oberdirektor Walter auf die fehlende „kritische Masse“ zurück. Mehr Wohnungen würden mehr Einwohner und mit ihnen Kaufkraft bringen und Nahversorger anlocken. Auch einem Problembereich der Gentrifizierung – nämlich dem Nachfrageüberschuss auf dem Wohnungsmarkt – könne so entgegen gewirkt werden. Grote versicherte den Einwohnerinnen Hamms, dass bei Neubauprojekten auf ganzheitliche Konzepte der Investoren geachtet werde.

Ohne Wasser und Grün könne Hamm sein Potenzial nicht entfalten, weshalb die Billerhuder Insel unberührt bleiben wird. Einzelfälle wie die „Elisa“ könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden. Umso wichtiger sei es, mit den Bürgern zusammen das Konzept „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ weiter zu gestalten und zu konkretisieren. Bisher handelt es sich dem aufwendig gestalteten Konzept nämlich zum Großteil um Ideen und Visionen. Der nächste Termin dazu steht bereits: Am 7. November lädt die Behörde für Stadtentwicklung für und Umwelt zur 8. Stadtwerstatt-Diskussion zum Konzept ein.

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Foto von A. Wriedt [Public domain], via Wikimedia Commons

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