Als Protest gegen das Konzept der Rindermarkthalle, haben Aktivisten der Keimzelle am Donnerstag symbolisch den Kern des Gartenbauprojektes abgerissen und so ihre „Utopie“ zu Grabe getragen.
Am Tag der Eröffnung, der von Grund auf sanierten Rindermarkthalle, erklärten Aktivisten der „Keimzelle“ das soziale Gartenprojekt für beendet. Seit mehr als zwei Jahren hatten sich die Aktivisten für einen Garten auf dem Grundstück der Rindermarkthalle eingesetzt, das sogenannte Grünareal, das ein größeres Projekt im Stil der Keimzelle werden sollte. Die Keimzelle war bereits vorher ein selbstorganisierter Stadtgarten und Treffpunkt im Karolinenviertel. Letztlich konnten sich die Ideen für eine Grünfläche auf dem Areal der Rindermarkthalle nicht durchsetzen. Laut Projektentwicklern haben Bedenken des Brand- und Denkmalschutzes dazugeführt, dass man die Pläne für Urban Gardening nicht verwirklichen konnte.
„Gescheitert an der Ignoranz der Stadt“
Vor der Rindermarkthalle ist jetzt dort, wo sich Aktivisten und auch viele Bewohner einen urbanen Garten gewünscht hätten, ein Parkplatzgelände. Generell wird von den Aktivisten am Donnerstag viel Kritik an der neuen Rindermarkthalle geübt: Man habe sich als Anwohnerinitiative wenigstens ein wenig Mitspracherecht gewünscht, heißt es von vielen Aktivisten. Die durchgeführten Beteiligungsworkshops werden als nicht ausreichend empfunden. Aber nicht nur bei der Planung der Rindermarkthalle sei man ignoriert worden. Die Stadt Hamburg habe jegliche Förderung abgelehnt und dem Projekt immer wieder Steine in den Weg gelegt. „Wir sind gescheitert an der Ignoranz der Stadt“, sagt ein Aktivist.
Was kommt nach der „Utopie“?
Mit einem symbolischen Abriss der Keimzelle und der Beendigung des Projekts sollte am Donnerstag noch einmal Protest zum Ausdruck gebracht werden. Die Utopie, als Anwohner den Stadtteil mitgestalten zu können, sei in dieser Form gescheitert. Die Keimzelle wolle sich zudem nicht länger für „PR-Aktionen“ der Stadt hergeben, heißt es. „Damit das gemeinsame Leben gut funktioniert, muss es auch Orte in einer Stadt geben, die von den Anwohnern selbst gestaltet, geplant und in diesem Fall bebaut und bepflanzt werden“, sagt ein Aktivist. Nach dem Ende des Projekts stellt sich die Frage, was nach der „Utopie“ kommen soll. Genau diese Frage aufzuwerfen ist Ziel der Initiatoren des Protestes.
Gurkenklobürste und eine Tomate für Olaf Scholz
Mit verschiedenen Aktionen wird deutlich, bei wem die Aktivisten die Schuld für das Scheitern der Keimzelle sehen: Ein Foto von Bürgermeister Olaf Scholz wird mit einer Tomate beworfen, aber auch die Klobürste hatte mal wieder ihren Einsatz auf St. Pauli – diesmal allerdings angeklebt an eine Gurke. „Eines ist klar, das Ende der Utopie ist nicht als Ende des Einsatzes für eine gerechte Stadtplanung zu verstehen“, sagt ein Aktivist. Zum Abschluss der Protestaktion fährt dann ein Bagger auf und reißt zu dramatischer Musik und Rauchschwaden den ersten bebauten Holzblock der Keimzelle ein.
Das Ende der Keimzelle soll jedoch nicht das Ende der Proteste für ein Recht auf Stadt und selbstorganisierte Räume sein. So war die Keimzelle in dem Zusammenschluss „solidarische Raumnahme“, der sich für selbstorganisierte Projekte und kostenlose Raumnutzungen einsetzt, organisiert. „Der kreative Protest für unkommerzielle Raumnutzung wird und soll anhalten“ , sagen die Aktivisten. Die Forderung bleibt auch nach der Eröffnung der Rindermarkthalle: „Eine Halle für Alle“.
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