Die Mieterinnen und Mieter in der Wohnanlage Elisa leben in ständiger Angst ihre Wohnungen zu verlieren. Die Eigentümerin, die Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) plant die historischen Gebäude in Hamm abzureißen. Seit Monaten diskutieren Mieterinitiative, Genossenschaft und die Bezirkspolitik an einem Runden Tisch über mögliche Alternativen (Mittendrin berichtete). Jetzt scheint es, als habe die vhw den Abriss beschlossen – ohne das Ergebnis des Runden Tisches abzuwarten.
Die Sitzung der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte am Donnerstag beginnt mit einer emotionalen Bürgerfragestunde. Die Mieterinnen und Mieter der Wohnanlage Elisa in Hamm sind zahlreich erschienen. Immer wieder treten Angehörige der Mieterinitiative „Rettet Elisa“ an das Mikrofon. Alle wollen endlich Gewissheit über die Zukunft ihrer Wohnungen in den historischen Backsteingebäuden am Elisabethgehölz.
Die Ängste der Bewohnerinnen und Bewohner von Elisa scheinen berechtigt. Bereits in der vergangenen Woche stellte die vhw im Unterausschuss für Bauangelegenheiten des Regionalausschusses Horn/Hamm/Borgfelde/Rothenburgsort einen Abrissantrag (Mittendrin berichtete). Ein ungewöhnlicher Vorgang, da laut einer Vereinbarung derartige Anträge bis zum Ablauf einer Frist am 28. Februar nicht gestellt werden sollen. Obwohl der Ausschuss die Kenntnisnahme des Antrages verweigerte, hat die vhw jetzt rechtlich die Möglichkeit die Wohnanlage abzureißen. Laut Angaben der Mieterinitiative hat die vhw bereits für Anfang März zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. „Wir befürchten, dass uns dann die Abrisspläne präsentiert werden“, sagt Lars Langner von der Initiative während der Bürgerfragestunde.
Auch die Bezirkspolitiker zeigen sich verwundert über das Vorgehen der Genossenschaft. „Das ist in der Tat ein Schlag ins Gesicht. Ich hoffe dennoch auf weitere Gespräche am Runden Tisch“, sagt Falko Droßmann, Fraktionsvorsitzender der SPD. Ob der Runde Tisch noch zu einer Lösung des Konfliktes beitragen kann ist jedoch fragwürdig. Die entscheidenden Gespräche über die Zukunft von Elisa scheinen in einem anderen Rahmen stattzufinden. Bezirksamtsleiter Andy Grote bestätigte, dass in den letzten Monaten ein Austausch zwischen der vhw und dem Bezirksamt stattgefunden hat. „Die vhw hat noch keine abschließende Meinung, aber ich sehe wenig Aussichten für einen Erhalt. Die Gespräche sind jedoch noch nicht am Ende“, sagt Grote. Weiter versichert der Bezirksamtsleiter, dass ein Abriss für die vhw frühestens im September in Frage käme.
Auch zwischen dem Oberbaudirektor Jörn Walter und der Genossenschaft hat es bereits Gespräche gegeben. Auf Nachfrage von Mittendrin gab der Oberbaudirektor an, dass ihm konkrete Abrisspläne nicht bekannt seien. „Aus meiner Sicht sollte und könnte ein Kompromiss zwischen den sozialen, wirtschaftlichen und gestalterischen Aspekten in einem Ersatzneubau der 50er-Jahre Gebäude und aus der Erhaltung und Sanierung der 20er-Jahre-Gebäude bestehen“, sagt Walter. Die für Hamburg charakteristischen roten Backsteinbauten der Wohnanlage Elisa würden im Rahmen dieses Vorschlages abgerissen werden. Der Bezirksversammlung war am Donnerstag von Gesprächen mit dem Oberbaudirektor nichts bekannt. „Es scheint, als sollten Politiker und Mieter hinters Licht geführt werden. Hier ist jetzt dringend Transparenz gefragt“, sagt Bernhard Stietz-Leipnitz, Fraktionsvorsitzender der Linken. Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen, fordert ebenfalls schnellstens über die Pläne der vhw informiert zu werden. „Ich erwarte, dass die Politik alle notwendigen Informationen erhält und der Runde Tisch fortgesetzt wird, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt“, sagt Osterburg.
Aus welchen Gründen die vhw jetzt den Druck in Bezug auf Elisa erhöht, ist unklar. Fest steht, dass die Genossenschaft in der Vergangenheit finanzielle Probleme hatte. „Die vhw hat es über Jahre sträflich vernachlässigt ihre Finanzen in Ordnung zu halten“, sagt Falko Droßmann. Ob der Abriss der Wohnanlage Elisa und der Neubau von Wohnungen mit höheren Gewinnspannen das Resultat der finanziellen Lage der vhw sind bleibt reine Spekulation. Die zuständigen Mitarbeiter der vhw waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sicher ist, dass die Zeichen für einen Abriss der Wohnanlage sich zunehmend verdichten. Bereits im September könnten dann die Bagger rollen.
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