“GEMA weg!”, war eine der Parolen, die am Sonnabend auf der Reeperbahn gerufen wurden. Das Hamburger Bündnis GEMA-Stoppen, bestehend aus der verschiedenen Gastro- und Veranstaltungsunternehmen, sowie Künstlern und Betroffenen, hatte aufgerufen um gegen die geplante Reform der GEMA Tarife zu protestieren. „Auf St. Pauli gehen die Lichter aus“ war damit eine von vielen deutschlandweiten Veranstaltungen.
Um 23:49 zog ein Partytruck mit lauter Musik vom Spieldbudenplatz die Reeperbahn entlang zum Beatles Platz, rund herum tanzten Demonstranten und Kiezgänger. Zu Beginn startete der Protestzug mit wenigen hundert Teilnehmern, wuchs dann aber durch viele spontan Dazukommende schnell an. Ihren Höhepunkt erreichte die Veranstaltung um 1 Uhr auf dem Beatles-Platz, wo ein acht Meter hoher, aufgeblasener „Tyrannosaurus GEMA“ aufgebaut war. Auf der Großen Freiheit gingen für eine viertel Stunde alle Leuchtschilder aus. Hiermit wurde das drohende Clubsterben in Szene gesetzt, dass durch erhöhte Abgaben an die GEMA einsetzten wird, so die stetige Parole der Demonstrationssprecherin. Corni Littmann brachte in seinem Redebeitrag auf den Punkt, was viele Demonstranten ärgerte: „Leute es geht um eure Kohle und eure Lieblingsclubs!“
Die GEMA hat eine Tarif-Reform angekündigt von der ab 2013 alle öffentlichen Verwerter von Musik betroffen sein werden. Bekannt für Transparenz war die GEMA noch nie und öfter wurde schon kritisiert, dass nicht ganz klar ist inwiefern die über 64.000 Mitglieder tatsächlich von den Gebühren profitieren oder eventuell nur die großen Künstler Vorteile von der GEMA haben.
Zur Zeit hat die GEMA mehrere Tarife eingerichtet, die mit der Reform ab 2013 in zwei Tarifen zusammengefasst werden sollen. Einer für Livemusik-Veranstaltungen und einer für Veranstaltungen bei denen Tonträger verwertet werden. Diskotheken, Clubs und Kneipen sehen sich hierdurch mit Kostensteigerungen um teilweise 650% konfrontiert.
Während die GEMA darauf verweist, dass durch die Reform höchstens 10% der Eintrittspreise abzugeben sind, verweisen die Veranstalter daraufhin, dass diese Regelung nur für Lokalitäten zählt die fünf Stunden geöffnet sind. Eine Veranstaltung die länger geht, kann bis zu 50% Mehrkosten bedeuten. Unter anderem mit dieser Regelung gehe die Tarifreform vollkommen an den Gegebenheiten für Partyveranstalter vorbei. Gebührenbefreiungen gibt es nur, wenn die Veranstalter nachweisen können, dass die von ihnen gespielten Lieder nicht bei der GEMA gelistet sind. Auch diese Regelung geht am Arbeitsalltag von DJ’s und Veranstaltern vorbei.
Aktuell gibt es eine Online-Petition gegen das Vorhaben der GEMA. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.gemastoppen.de. Außerdem sind weitere bunte Proteste in anderen deutschen Städten geplant. Die GEMA selbst reagierte auf den Druck der Öffentlichkeit damit, den Konflikt vor ihr Schiedsgericht zu bringen. Dies bedeutet, dass die Tarifreform nur vorerst in Kraft treten und die Betroffenen die Gebühren auf ein Sperrkonto einzahlen können anstatt gleich an die GEMA abzugeben. Erst zum Ende der Verhandlungen wird dies dann ausgeschüttet. Die Verhandlungen können mehrere Jahre andauern und wird darum von Seiten der Veranstalter nicht als Lösung angesehen.
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