Mit Google findet sich nicht allzu viel über Reshat Ameti. Dabei ist der mazedonische Künstler international für seine Ölgemälde bekannt. Er hatte bereits Ausstellungen in Wien, Zürich oder Paris und ist mindestens einmal im Jahr in New York. Seit dem 31. Januar sind seine Werke auf der BorgArt zu sehen.
Mittendrin: Herr Ameti, seit 25 Jahren sind Sie Künstler. Was inspiriert Sie?
Reshat Ameti: Musik. Wenn ich male, höre ich gern klassische Musik, vor allem aber Instrumentalmusik. Besonders inspiriert hat mich immer Pink Floyd. Hört man dieser Band zu, findet sich Philosophie. Aber nicht in den Texten, sondern in den instrumentellen Teilen, sie sprechen mit der Musik, nicht mit dem Text. Pink Floyd langweilt mich nie und ruf nach all den Jahren noch immer dieselben Emotionen hervor.
Mittendrin: Welche Emotionen sind das?
Reshat Ameti: Es ist, als würde sich eine Tür öffnen, ich gehe in eine andere Welt, meine Welt. Es ist schwierig, das mit Worten zu erklären. Es ist, als würde jemand meine Hand nehmen und anfangen, mit ihr zu malen. Nach einer Weile, nehme ich die Musik gar nicht mehr wahr, das Malen wird dann zur Musik.
Mittendrin: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Reshat Ameti: Die Kunstkritiker nennen ihn lyrisch geometrisch, weil ich viel mit geometrischen Formen gearbeitet habe. Und lyrisch, weil die Bilder auch sanft sind, emotional und mit Struktur. Das war so in den 1990ern. Später begann ich, Elemente aus der Folklore einzubeziehen, Motive aus der Mythologie des Balkans.
Mittendrin: Wann begannen Sie zu malen?
Reshat Ameti: Das weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, ich habe schon immer gemalt. Als Kind hatte ich stets einen Stift in der Hand. Auch in der Schule. Egal, welches Fach ich gerade hatte, ich habe immer gemalt, spielte wenig mit anderen Kindern und blieb oft zu Hause, um zu malen. Damals habe ich das nicht ganz verstanden, ich liebte einfach es zu tun. In gewisser Weise, habe ich mich nie dazu entschieden, Maler zu werden, es fiel mir schlechthin in die Wiege. Ich hatte gar keine Wahl (lacht).
Mittendrin: Was bedeutet Ihnen denn dann heute das Malen?
Reshat Ameti: Es ist mein Leben. Ich verbinde meine Existenz mit meinem Beruf. Wobei es eigentlich gar kein Beruf ist, es ist Liebe. Nur wenn ich male, bin ich vollkommen ich selbst. Im normalen Leben muss ich auch andere Fähigkeiten haben, zum Beispiel soziale. Etwa, wenn ich als Professor arbeite. Aber in der Kunst kann man ein bisschen Gott sein, Du kannst alles machen, was Du willst. Wenn ich male, bin ich freier als sonst. Ich glaube, Kunst ist immer mehr als nur ein Beruf. Manchmal fragt man sich im Leben, wer man ist. Wenn ich male, wenn ich das tue, was ich liebe – das ist mein Rahmen, in dem ich mich wiederfinde. Ich lebe meine Kunst. Manchmal gehe ich nach dem Abendessen noch ins Studio, nur für einen Augenblick, aus dem dann drei Stunden werden. Meine Frau ärgert das manchmal, weil ich so oft Farbflecken auf dem Pyjama habe.
Mittendrin: Haben Sie mit Ihren Bildern ein Ziel? Haben sie einen Zweck?
Reshat Ameti: Nein, ich male nicht mit einem Zweck. Ich erkläre mich lediglich selbst in meinen Bildern, mein Leben. Ich will den Leuten nicht vorschlagen, was sie denken oder fühlen sollen, wenn sie meine Bilder ansehen. Das ist die Magie der Kunst: eine generelle Botschaft, die auf die unterschiedlichsten Arten interpretiert werden kann. Wer mit Kunst einen Zweck verfolgt, stellt sie in die Funktion von etwas. Und ich möchte nicht, dass meine Kunst Funktion für etwas oder jemanden ist. Es ist wie bei den Frauen, die die Motive der Folklore entwarfen. Sie wollten keine Botschaft senden, sondern einfach Schönes erschaffen, bei dem die Menschen sich gut fühlen, wenn sie es ansehen. Die Botschaft in meiner Kunst ist die, die jeder einzelne darin sieht.
Mittendrin: Wie viele Bilder haben Sie im Laufe Ihrer Karriere gemalt?
Reshat Ameti: An die tausend Ölgemälde, würde ich sagen. Dann etwa 700 auf Karton und Papier. Und Zeichnungen…. davon gibt es vielleicht Millionen. Ich zeichne jeden Tag, das ist wie ein Ritual für mich.
Mittendrin: Wie ist die Kunstszene in Mazedonien?
Reshat Ameti: Ich glaube, das ist in jedem Land dieselbe Geschichte. Es ist schwierig als Künstler. Ist die Gesellschaft arm, brauchen sie keine Kunst, sondern existenziellere Dinge. Auf dem Balkan hatten wir viele Probleme, niemand dachte an Kunst. Aber jetzt ist da eine Generation mit viel Energie. Trotzdem gibt es nur sehr wenige erfolgreiche Künstler.
Mittendrin: Im letzten Jahr haben Sie in Mazedonien einen Preis für Ihr Lebenswerk erhalten. Was haben Sie erreicht?
Reshat Ameti: Seit fast 25 Jahren arbeite ich als Künstler. Ich habe zwischendurch nie damit aufgehört. Außerdem organisierte ich viele Künstlergruppen und half so anderen Künstlern bei ihren Ausstellungen. Ich bin Präsident der Vereinigung albanischer Künstler in Mazedonien und habe auch sonst in vielen Kommissionen mitgearbeitet. Vermutlich findet sich in Mazedonien nicht ein Künstler, dem ich nicht geholfen habe. Das bereitet mir Freude, wenn ich jungen Künstlern, die noch nie ausgestellt haben, Türen öffnen kann. Erreicht habe ich aber auch, dass viele wieder daran glauben, dass man als Künstler erfolgreich sein kann.
Erich
10. Februar 2014 at 09:42
Es ist doch toll zu lesen, das unser einer nicht der Einzige ist, dem die Kunst in die Wiege gelegt wurde !! Reshat Ameti und ich hatten Glück, das wir immer dann etwas aufs Papier gebracht haben, wann wir wollten !! Wies so und weshalb das so war, diese Frage stellt man sich nicht als Kind und Jugendlicher !! Mein Schullehrer geviel das nicht immer, das ich immer dann malte, wenn andere immer noch mit ihren Aufgaben beschäftigt waren !! Diesen Lehrer habe ich zu verdanken, das er meine Kreativität entdeckt hat, um sie dann später zu fördern !! Ich malte das, was mich in der Jugend beschäftigte, wie Drogensucht,
meine Liebe zur Rockmusik, soziale Themen, und vieles mehr !! Es blieb aber nicht nur beim malen, denn es gibt ein Spruch von mir : „Das was ich nicht malen kann, schreibe ich, was ich nicht schreiben kann, male ich !!“ Dies zieht sich durch mein ganzes Leben !! Auch ich habe mich an Instutionen gewendet, um jugendliche Graffiti-Spräher die Chance zu geben, sich kreativ zu äußern !! Denn man ist ja sonst innerlich eingesperrt, wenn man seine Kreativität nicht aus leben kann !! Es stimmt auch, das man seine Kunst macht, weil man sich mit bestimmten Themen auseinander setzt, um sie dann zu amlen, da mit man sich innerlich befreit !! Kunst ist also die innere Befreiung, seiner eigenen Kreativität !! Musik hat schon immer eine große Rolle in der Kunst gespielt, denn wenn man einen bestimmten Rhytmus hört, entstehen in einen Bilder !!
Erich Heeder – Stadtteilkünstler
Ralf
10. Februar 2014 at 15:34
Erich, Recht hast Du. Kultur war schon immer ein sinnvoller und sozialer „Kitt“ aller Kulturen. Nur das es von dem größten Teil der Politik an sich, nicht begriffen werden will.