Die Wirtschaftsbehörde kündigt den 826. Hafengeburtstag als ein „maritimes Volksfest der Superlative“ an. Marvin Mertens fragt sich, welche das sein werden.
So so. Ein „Volksfest der Superlative“ soll der 826. Hafengeburtstag also werden. Mal davon abgesehen, dass 2015 gefühlt schon der 10.000. Hafengeburtstag gefeiert wird, dürfte die veranstaltende Wirtschaftsbehörde wenigstens mit dem obigen Zitat im „Hamburger Abendblatt“ recht behalten.
Allerdings ist das mit den Superlativen immer so eine Sache. Der zwölfmillionste Hafengeburtstag könnte also der größte, beste, bunteste Hafengeburtstag aller Zeiten werden. Nein, genau genommen muss er das sogar werden. Sonst wären die Superlative ja keine Superlative mehr. Einen großen, guten und bunten Hafengeburtstag hat es nämlich vielleicht schon einmal gegeben.
Deshalb meinte die Wirtschaftsbehörde wahrscheinlich ein paar andere Superlative. Denn realistisch gesehen wird der 98.873.462. Hafengeburtstag wohl eher der schmutzigste, vollste und lauteste. Oder wie wäre es mit dem umweltschädlichsten, nervigsten oder schlicht unnötigsten Hafengeburtstag?
Ja, ich weiß. Wenn ich keine Lust auf Großveranstaltungen habe, dann soll ich auf’s Land ziehen. Aber erzählt das mal den Einwohnern von Wacken oder Scheeßel. Tatsächlich scheinen die Besucher des Hafengeburtstags das „maritime Volksfest“ zu mögen. Laut einer Umfrage aus dem Vorjahr, auf die Wirtschaftsbehörde und die Co-Veranstalter der Hamburg Messe verweisen, hätten fast alle Besucher den Hafengeburtstag mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet.
Ist ja toll. Das Ehepaar Plaschke aus Wedel hatte also Spaß am Hafengeburtstag. Der TSV Unteroberbach (ja, der ist fiktiv) reiste gleich mit drei Fußballmannschaften an und alle 75 Brüllaffen fanden es richtig toll in der großen Stadt. Ach ja, Gabi und ihre 23 Freundinnen, die den sechswöchigen Hafengeburtstag 2014 nutzen, um vor Gabis Hochzeit nochmal richtig die Sau rauszulassen, waren sogar so begeistert, dass sie 2015 gleich wiederkommen werden, um die Scheidung an den Landungsbrücken zu begießen. Aber hey, fast alle fanden den Hafengeburtstag 2014 super.
Für den dreimilliardsten Hafengeburtstag in diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit einer Million Besuchern. Der Metropolregion sei dank. Den Bewohnern von St. Pauli und den umliegenden Stadtteilen sei geraten, eventuell Dixi-Klos anzumieten und vor den Hauseingängen aufzustellen. Die Fußballer des TSV Unteroberbach werden es ihnen danken. Und wenn dann noch jeder Besucher seinen Müll, seine Kotze und seine Freunde wieder mit nach Hause nimmt, könnte sogar ein positives Superlativ zum Einsatz kommen. Denn dann wäre es sicherlich der sauberste Hafengeburtstag seit der Kreidezeit.
ich ich ich
26. Februar 2015 at 08:34
Wie kann man denn nur so ein Menschenhasser sein? Der Autor sollte wirklich aufs Land ziehen. Ein wirklich unnötiger Artikel!
Einwohner
1. März 2015 at 15:18
Hafengeburtstag, Molotow oder St.Pauli Bürgerverein? Braucht niemand!
ich und die anderen
1. März 2015 at 22:58
Aber, aber ….ich und ich, nun lassen sie doch unseren Autor mal ein wenig die Hintergründe beleuchten.
Oder möchten sie uns ihre anderswertige Meinung lieber als Doktrin aufdrücken?
Fragen sie mal bei den Anwohnern nach, wie sehr diese sich auf den nächsten Hafengeburtstag und seine Nebenschauplätze freuen.
Viel Spaß beim Saubermachen!
alter
1. März 2015 at 23:04
..hol dir mal nen kaffee und ne richtige story.
Lummi
16. März 2015 at 14:57
Wo er Recht hat er Recht, der Autor.
Ich vermute sogar, diese zum Ungetüm gewachsene Hafenkantenokkupation ist ursprüngliche Triebfeder des Event-Wahnsinns unserer Wirtschaftsbehörde und Tourismusförderer. Nachdem die letzte Idiotie Elbüpharmonie mit ihrem Elendsglanz nicht fertig werden will, versucht man mit Olympia gleich noch einen obendrauf zu setzen.
Während das Geld „fehlt“, die tatsächlichen, längs in der Stadt vorhandenen kulturellen Großartigkeiten vernünftig zu finanzieren und zum Nutzen von Gästen UND Bürgern aufblühen zu lassen.
Der Event-Größenwahnsinn erstickt die lebendige Kultur der Stadt: Es macht immer weniger Spaß, hier zu leben, und man hält es nur aus, weil die Stadt mal großen Vorsprung hatte. Der jetzt zu Grabe getragen wird.
Theresa Jakob
24. April 2015 at 16:21
Anhörung über Schlagermove und Hafengeburtstag im City-Ausschuss: Zu genehmigen gibt es nicht mehr viel – alles ist längst eingetütet.
St. Pauli ächzt unter zu vielen Groß-Events. Um die Kritik aus dem Stadtteil aufzunehmen, Nachbesserungen zu verlangen und Genehmigungsverfahren transparenter zu machen, hatten SPD und Grüne im Bezirk eine gute Idee: Schon im Vorfeld von Events sollen die Veranstalter sich im City-Ausschuss öffentlichen Anhörungen stellen und mit ihren Konzepten Rede und Antwort stehen.
Aber nach den Anhörungen für Rock the Square und Harley Days, am Dienstag für Hafengeburtstag und Schlagermove ist inzwischen Ernüchterung eingekehrt: Bei den wirklich großen Events hat der Bezirk kaum mitzureden. „Wir Bezirkspolitiker haben auf wesentliche Faktoren null Einfluss“, sagte Christine Detamble-Voss (Die Linke) nach der Ausschuss-Sitzung. „Das ist eine deprimierende, aber auch lehrreiche Erkenntnis: Wir dürfen Toiletten genehmigen, aber das ist auch fast alles.“
http://st.pauli-news.de/schlagermove-wie-viel-macht-hat-der-bezirk-noch/
A.Bebel
9. Mai 2015 at 06:59
Liebe Frau Jakob, der City-Ausschuss genehmigt alle Veranstaltungen in der Innenstadt, die Koalitionvon rotgrün will nur unbedingt diese Veranstaltungen. Die SPD ist mit den Grünen der verlängerte Arm der Handelskammer (Horch). Hat nicht Falko Droßmann überall ins Mikrofon getutet, es würden die Großveranstaltungen reduziert, ist er noch Vorsitzender des Ausschusses? War das jetzt alles Wahlkampfgeseiere der SPD oder werden wir wieder von den Herrschaften für nächsten 5 Jahre an der Nase herumgeführt, bis wieder Wahlkampf ist, und das Geheule von Droßmann und Co. beginnt. Detamble-Voss scheint nicht die richtige vor Ort zu sein, wennsie sich nur deprimiert gibt. Das erwarte ich von den Linken mehr Biß.