Hundefreunde helfen ehrenamtlich im Tierheim Süderstraße

Fotos: Henriette Bunde, HTV
Stadtgespräch
Henriette Bunde

Geboren am 26.10.1985 in Rostock | M.Sc. Politics, Economics and Philosophy | journalistische Praktika (Print, Radio)

Am 5. Dezember war der Tag des Ehrenamts. Hamburg Mittendrin stellt zu diesem Anlass eine Woche lang Menschen vor, die sich ehrenamtlich Engagieren. Zum Beispiel im Tierheim Süderstraße. Außer Spaß ist dabei jedoch auch viel Verantwortungsgefühl und Ausdauer gefragt.

Das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins an der Süderstraße ist die amtliche Annahmestelle für Fundtiere in Hamburg. Etwa 900 Tiere, darunter 121 Hunde sind dort derzeit untergebracht. Das bedeutet viel Arbeit. Außer festangestellten Tierpflegern sind ehrenamtliche Helfer im Tierheim unverzichtbar. Sie helfen beim Reinigen der Tierunterkünfte, bei der Aufzucht von Jungtieren oder sorgen dafür, dass die Hunde genügend Auslauf bekommen.

Die kleinen Erfolge zählen

So wie auch Britta Reimann. „Ich hatte bereits zwei Hunde, die mich überall hin begleitet haben – auch zu meiner Arbeit in den Friseursalon“, erzählt sie. Doch nochmal ein Haustier zu Hause sterben zu sehen, das bringe sie nicht übers Herz. Im Tierschutzverein kümmert sie sich derzeit ein- bis dreimal die Woche um Benno, einen sechsjährigen Appenzeller Sennenhund. „Angefangen habe ich mit kleinen Hunden.

Mit der Zeit hab ich mich dann auch an größere Tiere herangetraut“, so Reimann. Benno sei freundlich, könne aber auch laut bellen und schnappe wegen seines Temperaments auch manchmal nach Händen. „Wochenlang habe ich ihn deswegen beim Gassi in Absprache mit den Tierpflegern ignoriert. Das war hart, aber Benno schnappt schon viel seltener und ich vertraue ihm.“ Es seien diese kleinen Erfolge, die sie an ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit so schätzt.

Neben ihr sitzt Katerina Landsmannova und nickt beim letzten Satz. Sie ist in Tschechien aufgewachsen und hatte dort immer Hunde umsich herum. In Hamburg wollte sie sich deshalb unbedingt um Vierbeiner kümmern und hat dafür sogar ihren Job in die Spätschicht verschoben, um vormittags für die Tiere da sein zu können. „Die Arbeit mit den Hunden lässt mich nicht mehr los. Sie bringen einem so viel Dankbarkeit entgegen“, sagt sie. Landsmannova geht regelmäßig mit zwei Hunden spazieren. Briard-Mix Snoopy ist schon älter, sehr verschmust und hat, bevor er ins Tierheim kam, lange mit einem Obdachlosen gelebt.

Ihr zweiter Schützling, der rumänische Mischling Remi, ist ein sehr unsicherer Hund und reagiert in unbekannten Situationen schon mal mit Abwehrverhalten, wenn er sich bedroht fühlt. Zwei Vermittlungsversuche sind deshalb bereits gescheitert, obwohl der Rüde mit seinen zwei Jahren noch recht jung ist. „Remi muss behutsam neue Situationen kennen lernen, um sich sicher zu fühlen und seine Chance auf Vermittlung dadurch zu vergrößern“, erklärt Landsmannova. Vor allem über die Körpersprache von Hunden habe sie während ihrer ehrenamtlichen Arbeit beim Tierschutzverein sehr viel gelernt.

Ausbildung zum Gassigeh-Profi

Mit Hunden aus dem Tierheim Gassi zu gehen ist jedoch mehr als nur ein netter Zeitvertreib. Wer dieser ehrenamtlichen Arbeit beim Hamburger Tierschutzverein nachgehen möchte, besucht zunächst eine Schulung. Dabei wird viel theoretisches Wissen über die Hunde vermittelt. Beim ersten Hundespaziergang läuft zunächst ein erfahrener „Gassigeher“ mit. Für die erste eigene Gassirunde wird zusammen mit den hauptamtlichen Tierpflegern ein passender Hund ausgesucht. Nach einem oder mehreren eineinhalbstündigen Ausflügen sei man auch körperlich durchaus erschöpft, so berichten es die Ehrenamtlichen.

„Im Kopf kann ich dafür beim Gassi gehen abschalten“, erklärt Ralf Hegmann. Er ist Gastronom, wegen seiner Arbeitszeiten kommt ein eigener Hund für ihn nicht in Frage. Im Tierschutzverein kümmert Hegmann sich um bis zu zehn Hunde. Vor allem „Listenhunde“ haben es ihm angetan. Listenhunde sind Tiere, die allein aufgrund ihrer Rassezugehörigkeit in Hamburg per Gesetz als gefährlich oder potentiell gefährlich angesehen werden. Immer wieder kommen diese Tiere in das Heim, wenn zum Beispiel ihre Halter nicht über die in Hamburg erforderliche Haltergenehmigung verfügen.

„Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben.“

Der American Staffordshire Terrier-Pitbull-Mix Bommel gehört zu Hegmanns Lieblingen. Er sei ein aufgeschlossener Hund, der für die für ihn manchmal stressige Situation im Tierheim eine eigenwillige Bewältigungsstrategie gefunden habe. Seine Bälle und Plüschtiere schleppt er im Maul überall mit hin. Mit seiner ehrenamtlichen Arbeit will Hegmann auch Vorurteile abbauen. „Viele Leute sind erstaunt, wenn sie sehen, wie nett Bommel eigentlich ist.“ Dass beim wilden Toben oder freudiger Erregung mal ein Rucksackträger oder Ärmel lädiert wird, bleibt bei manchen seiner „Chaoten“ jedoch nicht aus. Hegmann nimmt es gelassen: „Ich habe mit der Zeit gelernt, ruhig zu bleiben. Dann dauert das Anleinen eben mal zehn Minuten.“ Sein Tipp für die ehrenamtliche Arbeit als GassigeherIn: „Niemals eine gute Hose anziehen!“

Hier geht’s zu den Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements im Tierheim Süderstraße. Mittendrin stellt jede Woche einige Tiere aus dem Tierheim vor, die ein neues Zuhause suchen. Hier geht’s zur Themenseite.

Während unserer Themenwoche Ehrenamt stellt Mittendrin Menschen vor, die sich in Hamburg ehrenamtlich engagieren. Zum Beispiel Ingeborg Lindner, die im Kinder-Hospiz Sternbrücke hilft. Weitere Infos zu Engagement in Hamburg gibt es hier.

 

 

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