Der City-Hof gilt als Schandfleck und städtebaulicher Fehlgriff. Nach dem Auszug des Bezirksamts sollen die Gebäude abgerissen werden. Doch Denkmalschützer sehen das Ensemble als historisch wertvollen Teil Hamburgs.
Die Zukunft des City-Hofs ist umstritten, der Auszug des Bezirksamts steht bereits fest. Danach sollen die Gebäude abgerissen werden – obwohl sie denkmalgeschützt sind. „Die Stadt ist ein Geschichtsbuch. Deshalb darf der City-Hof nicht einfach abgerissen werden“, sagt Marco Alexander Hosemann, Architekturstudent an der HafenCity-Universität. In den vergangenen Monaten hat sich Hosemann intensiv mit der Geschichte des Gebäudeensembles beschäftigt. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals führt er Besuchergruppen durch den City-Hof und hält dabei ein leidenschaftliches Plädoyer für den Erhalt der Häuser.
Die Geburtsstunde des City-Hofs
Schon lange vor dem Bau der vier Büro-Hochhäuser hat es in der Stadt immer wieder den Versuch gegeben das gesamte Grundstück bis hin zur Mönckebergstraße als östlichen Abschluss des Kontorhausviertels zu gestalten. So sollte an dieser Stelle zunächst ein Messehaus entstehen, später dann der neue Verwaltungssitz der Hochbahn AG mit einem 17-geschossigen Hochhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren jedoch all diese Ideen Geschichte.
„Das war die Geburststunde des City-Hofs“, erklärt Hosemann. Der City-Hof wurde von 1956 bis 1958 unter Federführung des Architekten Rudolf Klophaus erbaut. Das Ensemble setzt sich aus vier Hochhäusern und den Zwischentrakten mit einer Ladenpassage zusammen. Tatsächlich ist der City-Hof nicht das erste Gebäude, das Klophaus für das Kontorhausviertel entworfen hat. Auch der Mohlenhof, das Bartholomayhaus, der Altstädter Hof und das heutige Pressehaus am Speersort stammen aus seiner Feder. „Fünf mal Klophaus auf diesem engen Raum also, das ist ein Aspekt, der mir in der Debatte um einen Abriss fehlt“, sagt Hosemann.
Kaputtgespartes Denkmal
Für ihn ist der City-Hof ein wichtiges Kulturdenkmal. Die ursprünglich quadratischen, weißen
Platten, mit denen der Gebäudekomplex verkleidet gewesen ist, sollten den City-Hof von den dunklen Rotklinkerbauten des Kontorhausviertels abheben. Gleichzeitig sollten die Gebäude eben diese nicht versperren.
Erst 1977 wurden die Häuser grau verkleidet. Der Grund: Durch die Fugen war Feuchtigkeit in die Gebäude eingedrungen. „Ein Gutachten hat gezeigt, dass man die weiße Verkleidung dennoch hätte retten können, stattdessen hat man jedoch den Fehler begangen den City-Hof hinter grauen Platten zu verstecken“, erklärt Hosemann. An manchen Eingängen sind die weißen Platten, die den City-Hof früher ganz umhüllten, auch heute noch zu finden.
Sonst erinnert wenig an die Zeit, als der City-Hof als moderner, schicker Gebäudekomplex galt. Heute gilt der City-Hof, in dem noch bis Mitte 2017 das Bezirksamts Hamburg-Mitte untergebracht ist, als grauer Schandfleck. „Dieser Meinung steht jedoch die fachliche Bewertung als Baudenkmal gegenüber“, so Hosemann. Das schlechte Bild, das viele vom City-Hof haben kommt für ihn nicht von ungefähr: „Der City-Hof wird kaputtgespart.“ Das Ensemble sei systematisch heruntergewirtschaftet worden. Besonders ärgert ihn, dass die Ladenpassage nicht gereinigt wird und man den Durchgang mit Containern versperrt hat, da das Kundenzentrum größere Räumlichkeiten benötigt.
„Man hat hier nicht in den Bestand investiert, damit keiner dem City-Hof eine Träne hinterher weint“, sagt Hosemann weiter. Doch nicht nur die engagierte Führung des Architekturstudenten, sondern auch das große Interesse an seinen Rundgängen macht deutlich: Es gibt durchaus Menschen, die für einen Erhalt sind. „Wäre das hier ein Club oder ein Wohnhaus, gäbe es schon längst eine Initiative, die sich für den Erhalt des Denkmals einsetzt“, kritisiert Hosemann.
Der Brückenschlag zur HafenCity
Schon jetzt weckt der City-Hof viel Interesse: Abschlussarbeiten von Stadtplanern beschäftigen sich mit dem Gebäudekomplex und schlagen beispielsweise eine kulturelle Nutzung der Häuser vor.
Chantal Maquet hat sich für die künstlerische Aufbereitung des City-Hofs entschieden. Unweit der Gebäude werden ihre Werke in den Deichtorhallen ausgestellt. In strahlenden Farben zeigen sie die heute als grau und hässlich verkannten Häuser.
Für eines davon interessiert sich nun jemand ganz besonders, die Tochter von Rudolf Klophaus, Lieselotte, die für die Häuser ihres Vaters eine ganz eigene Idee hat: „Gerade wenn man von den Deichtorhallen hoch zum City-Hof blickt wird deutlich, dass die Häuser nach einer Instandsetzung der Brückenschlag zu HafenCity werden könnten.“
Peter
16. September 2014 at 15:13
Bitte schnellstmöglich abreißen. Alles aus den 50-70ern sollte unbesehen schnellstmöglich entsorgt werden.
Helmut
16. September 2014 at 19:43
Wieso abreissen? Das ist doch noch gut!
Veit
16. September 2014 at 19:43
Im Gegenteil. Ich bin sehr dafür, architektonisch interessante Gebäude dieser Epoche zu bewahren. Sicher nicht beliebig alles. Aber auch in dieser Zeit haben Architekten die Stadt geprägt. Der City-Hof wurde erst durch die Verkleidung in den 70er Jahren zu einem – zugegeben – nicht schönen Block gemacht. Der ursprüngliche Entwurf erscheint mir sehr erhaltenswert. Danke an Marco Hosemann, dass er sich dafür einsetzt.
Jens M.
17. September 2014 at 20:17
Guter Artikel: Da bekommnt man eine Ahnung, wozu Denkmalschutz gut wäre – würde man die entsprechende Behörde mit mehr Mitteln ausstatten. Die grauen Eternit-Platten sind es, die die Gebäude zu einem städtebaulichen Attentat machten und eine Beleidungung des Architekten Klophaus (der übrigens noch vor der Fertigstellung der Hochhäuser gestorben war). Die Bauten haben durchaus ihre Qualitäten, lassen z. B. viel Licht durch.
Ein Abriss wäre nicht nur ein weiterer Fußtritt gegen den Denkmalschutz. Es würde auch zu einer „Verwertung“ des Grundstückes einladen, bei dem Schluss mit luftig wäre, denn so ein teures Areal muss sich amortisieren: Wahrscheinlich mit einem großen, funktionalen Brocken, der die Hamburger Kantorhäuser dahinter im Dunkeln verschwinden lässt.
Nicht alles kann und muss man retten. Doch Denkmalschutz ist ein auch wichtiger Beitrag zur Wertediskussion in unserer Gesellschaft. Statt wieder einmal dem architektonischen Ex-und-Hopp zu fröhnen, sollten wir uns auf die Herausforderung einlassen und überlegen, mit welchen Maßnahmen die Hamburger City-Hochäuser wieder flottgemacht werden und zu einer räumlichen Wiederbelebung beitragen könnten.
Peer
18. September 2014 at 17:02
Die CityHäuser sind eine Vergewaltung der Stadt. Ein Fehlgriff erste Güte. Sie entstanden in einem Zeitgeist, als es unter Stadtplanern – sofern diese den Namen verdienen – eine ungeniert geäusserte Haltung war, dass man in Hamburg nun endlich ‚kauptt machen‘ müsste, was der Krieg nicht schon zerstört hatte. Man träumte von der autigerechten Stadt der Zukunft. Bomber Harris wurde als größter Stadtplaner beklatscht und man ear trurig, dass er Hamburg nicht gleich zu 100% zerstört hat, damit eine Riege von Architekten und Planern endlich das Hamburg der Zukunft auf de Ruinen des alten Hamburgs bauen kann. Mit dieser arroganten Haltung hat man auch die City Hochhäuser in die Altstadt gestzt. Mit Absicht gegen jeden Maßstab und guten Geschmack.
Nun endlich hat Hamburg die Chance eine der größten Sünden des Städtebaus zu korrigieren und diese klaffende Wunde zu heilen… Aber nein, nun kommen die ‚Intelektuellen‘ und entdecken den ‚abstrakten Wert‘ dieses Architekturmülls.
Die City Hochäuser haben keine Zukunft. Sie sind ein Defekt, eine Fehler. Sie gehören genauso wenig erhalten wie ein Tumor an einem Patienten. Auch ein Tumor ist nebenbei für sich genommen ‚interessant‘ und ‚ein Stück Natur‘. Dennoch gehört er entfernt. Die City Häuser ebenso.
Zeit, dass der Nachwuchs der Architekten lernt endlich wieder für(!) den Meschen zu bauen anstatt gegen ihn. Frei nach dem Motto: was 90% der Bürger als hässlich empfinden muss man als Planer ja gut finden. Statt die Wunden zu heilen versucht man dem Normalbürger lieber zu erklären er hätte die Architektur nur ’nicht Verstadnen‘ oder ‚ihm fehle das Auge‘.
Kommt Zeit, kommt Auszug, kommt Abriss… Gottseidank und keinen Tag zu früh.
Jana
21. September 2014 at 17:48
Der „Brückenschlag zur Hafen-City“ !! Das wird ja immer besser! Mit diesem Argument bewegt man auch die letzten Zweifler noch auf seine Seite… Nein, dieses Gebäude gehört so schnell wie möglich dem Erdboden gleichgemacht, auch wegen der Eternit-Platten, aber vor allem weil es nie funktioniert hat. Die tote „Ladenzeile“, die windigen, dunklen Durchwegungen waren immer schon mehr Angst- als Lebensräume. Gekrönt wird das Ganze durch eine Tiefgarage, die man nur einmal benutzt. Und die Grundriss-Struktur entspricht lange schon nicht mehr den heutigen Anforderungen an ein modernes Büroumfeld. Adieu, City-Hof!