Till Reiners ist Kabarettist, Poetry Slammer und Berufswutbürger. Am Samstag, 22. März, ist er mit seinem Programm „Da bleibt uns nur die Wut“ im Polittbüro am Steindamm in St. Georg zu Gast. Mittendrin hat mit ihm über seinem Beruf und das Thema Wut gesprochen.
Mittendrin: Till, du hast Politik studiert. Sogar fertig. Warum machst du also Kabarett?
Till Reiners: Na, das ist doch ein guter Grund! Ich mache Kabarett, weil es mir am meisten Spaß macht und es offenbar so vielen Leuten gefällt, dass es mein Beruf geworden ist. Und wo, wenn nicht hier kann man politisch sein?
Dein Programm heißt „Da bleibt uns nur die Wut“. Was kann das Publikum erwarten?
Reiners: Viel Tempo, viel Spannung und Humor. Dabei geht es um die Frage, worüber es sich aufzuregen lohnt.
Was willst du mit deinem Programm erreichen?
Reiners: Mindestens Weltfrieden. Auf dem Weg dorthin sind mir profanere Dinge auch wichtig: Vielleicht einen Perspektivwechsel zu bekommen, über sich selbst lachen zu können, sich für Menschen zu engagieren oder sich im Engagement bestärkt zu fühlen. Geht aber immer nur, wenn es unterhaltsam ist, sonst ist alles nichts.
Bist du wirklich so wütend? Und sollten wir alle vielleicht wütender sein?
Reiners: Ja, manchmal bin ich das. Aber die Bühne hilft als Ventil ungemein. Unbedingt sollten alle wütender sein. Nur so verändert sich die Gesellschaft und da gibt’s Bedarf, sag ich mal.
Beim Poetry Slam hat jeder Slammer ja nur begrenzt Zeit. Nun bist du mit einem abendfüllenden Programm unterwegs. Was ist da der größte Unterschied für dich? Was machst du lieber?
Reiners: Der große Unterschied ist der Spannungsbogen. Beim Slam passen die Leute sehr gut auf, weil sie wissen, dass sie sich über fünf Minuten konzentrieren müssen. Wenn man über 90 oder mehr Minuten etwas erzählt, muss es auch eine Dramaturgie geben. Ich kann nicht nur 90 Minuten brüllen, dann hört mir nach zehn Minuten niemand mehr zu.
Was inspiriert dich zu deinen Texten? Hast du für den Programm anders gearbeitet als für die Poetry Slams?
Reiners: Meistens sind es Sätze, die mir einfallen und deren Ton ich interessant finde. Da arbeite ich dann irgendwann Texte draus. Für mein Programm habe ich längere Versatzstücke geschrieben, die nicht ganz so komprimiert sind und sich für einen Gedanken etwas mehr Zeit nehmen. Das ist der große Unterschied: Das Kompressionsniveau.
Bei welchem Event oder in welcher Location willst du unbedingt noch einmal auftreten?
Reiners: Im Schauspielhaus in Hamburg. Ein großes Haus, das dafür gemacht ist, das Leute darin ohne Mikro sprechen können – was will man mehr? Publikum! Das will man mehr. Also ein ausverkauftes Schauspielhaus, das wäre es.
Du bist jetzt zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in Hamburg zu Gast. Was gefällt dir an der Stadt am meisten?
Reiners: Die Leute. Wenn man nach dem Weg fragt, bekommt man eine schnörkellose, richtige Antwort. Das ist die einzige Stadt in ganz Deutschland, in der das so ist. Fantastisch! Manchmal frage ich einfach so nach dem Weg, um mich wieder über Hamburg zu freuen.
Till Reiners ist mit seinem Programm „Da bleibt uns nur die Wut“ am Samstag, 22. März, im Polittbüro, Steindamm 45, zu sehen. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr. Karten gibt es für 15 Euro an der Abendkasse.
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