Am Freitagnachmittag demonstrierten in Wilhelmsburg rund 200 Menschen gegen die Schließung der Soulkitchen-Halle. Seit Mitte Juni ist der Kulturort wegen Einsturzgefahr abgesperrt. Zahlreiche AnwohnerInnen unterstützten die Protestaktion – der Erhalt der Soulkitchen liegt ihnen am Herzen.
„Es wäre furchtbar, wenn die Stadt was neues macht“, kommentiert Demonstrant Martin Korth den geplanten Abriss. Seit 12 Jahren wohnt er in Wilhelmsburg: „Es war nie aufgesetzt dort. Die Soulkitchen soll bleiben.“ Mit ihm zusammen fanden sich etwa 200 weitere Menschen am Freitagnachmittag neben der Halle ein, um gegen die Abrisspläne des Gebäudes zu demonstrieren. Seit drei Jahren ist die Soulkitchen ein beliebter Veranstaltungsort für Kultur und Partys. Trotz der Problematik war die Stimmung fröhlich. Einem Lautsprecherwagen mit DJs und elektronischer Musik folgend, zogen die Demonstranten friedlich tanzend durch das Gebiet zwischen Deich und Kanal. „Ich bin froh dabei zu sein“, sagte Eva Reuter aus Lübeck. Die Sozialarbeiterin habe von ihrer Nichte von der Schließung der Halle erfahren und sich spontan entschieden, die Protestaktion zu unterstützen. „Das ist eine Perle an Kultur und die muss erhalten bleiben“, so Eva Reuter.
Gegen 17 Uhr fasste der Betreiber der Soulkitchen, Mathias Lintl, die Forderungen zusammen: „Ziel der heutigen Aktion ist es vor allem, dem städtebauerischen Unsinn hier und heute zu widersprechen“ so Lintl. Seiner Forderung nach einem sofortigen Stopp der Abrissarbeiten folgte lauter Beifall der DemonstrantInnen. Am 14. Juni wurde die Soulkitchen geschlossen, das Gelände wurde abgesperrt. Seitdem befinden sich noch immer über 1000 Schallplatten und weiteres Equipment im Gebäude, auf welches Lintl keinen Zugriff hat. „Wir wollen wieder einen Zugang zur Halle, aber zu vernünftigen Konditionen“ forderte er.
Es sind vor allem viele junge Menschen und zahlreiche AnwohnerInnen, die der Demonstration am Freitag beiwohnten. Fabian Bergemann, selbst Wilhelmsburger, erklärte: „Es gibt hier nicht wirklich viel für die Jugend in Wilhelmsburg und niemanden, der ordentliche Partys veranstaltet. In der Soulkitchen aber gab es top Acts zu top Preisen und auch tolle Kunstprojekte. Das war wahnsinnig gut“. Auf die Frage, ob die Soulkitchen nicht auch in ein anderes Gebäude ziehen könnte, meinte er: „Die Halle genießt hier Kultstatus. Wo sollen sie denn hinziehen? Das Gebäude war doch ideal. Gerade da entwickelte sich ja jetzt auch ein Kulturspot.“ Auch die 20 jährige Elli Hass, auszubildende Krankenschwester aus Wilhelmsburg, fände einen Umzug nicht richtig, denn das sei gefälscht. Ihre Freundin Felicitas Hoffmann, 23, sagte: „Ich finde es schade, wenn so viel verloren geht“.
Den Protestmarsch durch Wilhelmsburg ließen die DemonstrantInnen dann auf dem Gelände neben der Halle am Abend ausklingen. Beendet ist der Widerstand gegen die Abrissaktionen damit jedoch nicht. Zum weiteren Vorgehen erklärte Mathias Lintl:n „Wir wollen jetzt relativ zügig die Website kulturkanal.info aufbauen. Bis zum Herbst oder Frühjahr wollen wir ein neues Arbeitszelt errichten, wenn die Soulkitchen gar nicht mehr genutzt werden kann.“ Eine neue Halle sei außerdem in Planung. Aus den Abrissmaterialen von zwei weiteren alten Hallen in Wilhelmsburg will Lintl eine neue bauen: „Alles aus gebrauchten Materialen, eine Lounge am Kanal sozusagen“.
Auch weitere Partys soll es weiterhin geben – allerdings vorerst auf anderen Inseln.
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