Zum Weltflüchtlingstag machen die Hamburger Spielemobile auf die prekäre Lage von Flüchtlingskindern in der Stadt aufmerksam. Sie fordern bessere Betreuungsangebote und stärkere Bemühungen um ihre Integration.
Hüpfburg, Ballspiel oder Kinderschminken: Die Hamburger Vereine „Falkenflitzer“ und „Spieltiger“ bieten mit ihren Spielemobilen die verschiedensten Freizeitangebote für Kinder in benachteiligten Wohngegenden an. Auch vor den Hamburger Flüchtlingsunterkünften machen die Pädagogen regelmäßig Halt und sorgen für ein wenig Abwechslung im Leben junger Flüchtlinge.
Zum Weltflüchtlingstag haben die beiden Vereine nun einen Appell veröffentlicht, indem sie die Lage der Flüchtlingskinder in der Stadt anprangern. „Viele geflüchtete Kinder sind traumatisiert. Sie finden in den Wohnunterkünften kaum Raum und Möglichkeiten, sich zu erholen und die Erlebnisse zu verarbeiten. Hinzu kommt die Belastung durch den ungewissen Ausgang der Asylverfahren, bei denen die Belange der Kinder häufig kaum berücksichtigt werden “, heißt es in dem Appell der Spielemobile.
UN-Kinderrechtskonvention gilt auch für Flüchtlingskinder
Der Schulunterricht am Morgen sei für viele Kinder die einzige reguläre Beschäftigung am Tag. Zwar gebe es Freizeitangebote in einigen Unterkünften durch haupt- und ehrenamtliches Engagement, Angebote der außerschulischen Jugendarbeit seien allerdings entweder zu weit entfernt oder die Hürden für Flüchtlinge, selbständig den Weg dorthin zu finden, zu hoch. Spielmöglichkeiten in den Unterkünften seien begrenzt oder nicht vorhanden.
Angemessene Unterkünfte für die neu ankommenden Flüchtlinge zu finden stellt die Stadt vor immer neue Herausforderungen. Spätestens nach drei Monaten sollten Flüchtlinge nach dem Asylverfahrensgesetz in eine Folgeunterkunft kommen – doch der Wohnraum ist knapp, die Plätze sind begrenzt. Viele Familien müssen länger in den Erstaufnahmeeinrichtungen leben. „Auch unter dem Druck der derzeitigen Flüchtlingszahlen müssen die Interessen der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden“, sagt Lisa Kohnke vom Spielmobil Falkenflitzer. Sie verweist auf die UN-Kinderrechtskonvention: „Knapp fünf Jahre nach der Rücknahme der Vorbehaltsklausel der Kinderrechtskonvention für Flüchtlingskinder ist die Situation für viele Kinder leider immer noch prekär.“
Deutschland hatte die UN-Kinderrechtskonvention 1992 nur unter Vorbehalt ratifiziert, weil die damalige Bundesregierung Flüchtlingskindern nicht dieselben Rechte wie Kindern mit deutscher Staatsbürgerschaft zugestehen wollte. Im Juli 2010 nahm die Bundesregierung diese Vorbehalte wieder zurück.
Neuer UN-Bericht: 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
Jann Willems vom Verein „Spieltiger“ fordert ein Umdenken in der Asylpolitik. „Wir appellieren an die politischen Akteure, sich dringend für die Belange von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Dazu gehören auch legale und sichere Fluchtrouten und ein sicherer Aufenthaltsstatus für Minderjährige in Hamburg“, sagt der Sozialpädagoge.
Der 20. Juni wurde im Jahr 2001 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Weltflüchtlingstag erklärt. Am 18. Juni dieses Jahres veröffentlichte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) den neuen „Global Trends Report“, in dem die aktuellen Flüchtlingszahlen festgehalten werden. Der Bericht erreichte diesmal einen traurigen Rekord: Ende des vergangenen Jahres befanden sich 59,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten und Verfolgung.
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