Weihnachtsmärkte gehören zum festen Programm im winterlichen Hamburg. Kurz vor Weihnachten säumen zahlreiche Glühweinbuden die Innenstadt. Hinter den Kulissen wird jedoch oft erbittert um Genehmigungen gerungen, wie im Fall des „Winterdorfs“ auf dem Hansaplatz.
Es geht um Geld, um viel Geld. Die Buden auf dem Weihnachtsmarkt sind in jedem Jahr ein Grant für volle Kassen bei den Schaustellern. Aus diesem Grund können sich die Budenbeteiber freuen, die einen der begehrten Plätze in der Innenstadt ergattern können. Die Politik muss in jedem Jahr entscheiden, nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden sollen. Die Vergabepraxis hat dabei im Bezirk einen solchen Stellenwert, dass sogar der Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen dazu Regelungen trifft. Da es in der Innenstadt zunehmend voller wird, versuchen einige Betreiber auf andere Flächen auszuweichen. Im Fall des Hansaplatzes ist ein solcher Versuch jetzt an der Bezirkspolitik und den AnwohnerInnen gescheitert. Ein Fall der zeigt, wie künftig über Weihnachtsmärkte an anderen Stellen entschieden werden könnte.
Zwischen Belebung und Ruhestörung
„Mit einem schönen, illuminierten Winterdorf könnte der Hansaplatz aus der Dunkelheit geholt werden“, sagt Initiator Andreas Matuschak. Der Unternehmer betreibt mit seinem Veranstaltungsbüro verschiedene Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland. Für den Hansaplatz plante Matuschak ein kleines Winterdorf mit drei überdachten Gastronomie-Ständen und einem kulturellen Programm. Vom 7. November bis zum 23. Dezember sollte das Winterdorf in St. Georg jeden Tag von 16 bis 24 Uhr bespielt werden. Für die AnwohnerInnen des Platzes ein Zwiespalt, wie im Stadtteilbeirat St. Georg deutlich wurde. Dem Wunsch einer stärkeren Belebung des Platzes durch kulturelle Veranstaltungen steht die angedachte Dauer des Weihnachtsmarktes gegenüber.
Die Bezirkspolitik kritisiert in erster Linie das formale Vorgehen des Veranstalters. „Es ist üblich, dass Großveranstaltungen im City-Ausschuss öffentlich vorgestellt werden und sich die Betreiber den Fragen der Abgeordneten und Bürger stellt“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Falko Droßmann. Das habe in diesem Fall nicht stattgefunden. Stattdessen hatte Veranstalter Matuschak seine Pläne allerdings im Stadtteilbeirat St. Georg vorgestellt.
Wie auch viele AnwohnerInnen, kritisiert die SPD-Fraktion vor allem die geplante Dauer. Es sei problematisch, dass der Weihnachtsmarkt bereits im November beginnen soll. Dies wäre schon deshalb nicht möglich, weil die anderen Weihnachtsmärkte erst nach Totensonntag beginnen dürfen. „Wer jede Nacht bis 24 Uhr neben der Wohnbebauung Betrieb machen will, hat sich nicht mit den Gegebenheiten vor Ort befasst“, erläutert Droßmann. Das Konzept sei nicht ausgereift und für diesen Ort nicht geeignet. Damit solle ein Weihnachtsmarkt auf dem Hansaplatz jedoch nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Eine transparente Planung sei dafür jedoch Voraussetzung.
Mitspracherecht auf dem Rathausmarkt
In ihrem Koalitionsvertrag machen SPD und Grüne deutlich, dass der Bezirk für die Genehmigungen der Weihnachtsmärkte verantwortlich ist. Die Koalition möchte, dass klare Bedingungen geschaffen werden, um Transparenz zu ermöglichen. Dafür hat die Koalition folgende Regeln festgesetzt: Die Hamburger Innenstadt werde als ein einziger Weihnachtsmarkt wahrgenommen. Tatsächlich erfolgt die Genehmigung jedoch einzeln nach dem jeweiligen Ort. Alle Weihnachtsmärkte sollen in der Regel ausgeschrieben werden. Die rot-grüne Koalition fordert zusätzlich, dass eine regelmäßige Evaluation der Märkte stattfinden soll. Besondern müsse kontrolliert werden, ob die Prinzipien des Glühweinverkaufs eingehalten werden. „Bei der Vergabe des Marktes auf dem Rathausmarkt muss die Bezirkspolitik entscheidend eingebunden werden, da die Folgen der Vergabe vom Bezirk bewältigt werden müssen“, heißt es im Koalitionsvertrag außerdem.
Titelfoto: Tobias Johanning / Foto von Falko Droßmann: SPD Hamburg-Mitte
Georg
6. Oktober 2014 at 17:42
Unabhaengig davon, ob man den Markt gut findet, gut finde ich, dass der Veranstalter zuerst zum Stadtteilbeirat gegangen und dort sein Konzept vorgestellt hat. Ich erinnerte an den Skandal bei der Vergabe der Weihnachtsmärkte Ende 2013 und welche seltsame Rolle der SPDCityausschuss-Vorsitzende da gespielt hatte…