Der Wirtschaftsstandort Hamburg lebt nicht nur vom Hafen. Auch die Kultur ist ein Faktor. Anlässlich der Präsentation des zweiten Hamburger Kulturindexes diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik über die Förderung von Kultur und ihren Einfluss auf die Wirtschaft Hamburgs.
Schon zum zweiten Mal führte die Handelskammer Hamburg eine Befragung von Unternehmen zu den Interessen und Absichten ihrer Kulturförderung in Hamburg durch. Kleine Unternehmen, Mittelständler, große Unternehmen und Konzerne nahmen an der Umfrage teil. Die Ergebnisse wurden während eines Impulsvortrags und einer Podiumsdiskussion, moderiert von der Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Wirtschaft der Handelskammer Hamburg Gesa Birnkraut, präsentiert. An ihr nahmen Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD), Thalia-Intendant Joachim Lux, der Geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen Seerederei Horst Rahe und Georg Quander, ehemaliger Kulturdezernent in Köln, teil.
Wirtschaftsfaktor Kultur
Die Kultur bietet der Stadt nicht nur Abwechslung und Unterhaltung, sie ist zudem ein großer Wirtschaftsfaktor. Der Bremer Wissenschaftler Peter Schmidt stellte große Wirtschaftseffekte durch Kultur gerade bei sogenannten Kultur-Urlaubern heraus. Sie gingen zumeist nicht nur zu den Kulturveranstaltungen, sondern kurbeln ebenso die Hotel- und Gastronomiebranche an. In Hamburg arbeiten zusammen mit den selbstständigen Künstlern rund 30.000 Menschen im Kulturbereich. Dabei sind die anziehungskräftigsten Kulturveranstaltungen der Hafenstadt die zahlreichen Musicals. 95 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die Musicaltheater, Hamburg als Kulturstadt auszeichnen würde. Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Musicals haben einen massiven Einfluss auf die regionalwirtschaftliche Förderung und kosten den Staat kaum Geld“. Allerdings wolle er andere Kultureinrichtungen in den Mittelpunkt stellen. Solche, die der Lebensqualität der Stadt Hamburg und ihrer Bewohner mehr zugute komme, als den Besuchern. Für den Intendanten des Thalia Theaters Joachim Lux sind Musicals mehr Entertainment als kultureller Anspruch. Lux appelliert deswegen an die Förderung nicht nur jener Kultur, die sich finanziell rentiert: „Was uns zu Menschen macht, ist das wir über den Nutzen hinaus denken können“, sagt er.
Kulturförderung aus Engagement für die Gesellschaft?
Die Zahl der kulturfördernden Unternehmen in Hamburg nimmt laut Kulturindexes 2014 zu. Dabei unterstützt die Wirtschaft vor allem Einrichtungen der bildenden Kunst und Museen. Danach folgen Veranstaltungen zur Kinder- und Jugendkultur und zur klassischen Musik. Die Hamburger Theater kommen an vierter Stelle mit 24,3 Prozent. Danach folgt die Förderung von Stadtteilkultur mit 22,1 Prozent. Den Unternehmern, so sagt es Horst Rahe, Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Seereederei, liegt vor allem die Aufwertung der Stadt am Herzen. Qualifizierte Mitarbeiter müssten mit vielfältigen Kulturangeboten angelockt werden. „Für die Zukunft der Unternehmer ist der Sympathiewert des Standortes von enormer Bedeutung“, sagt Rohe.
Die meisten Kultursponsoren hingegen gaben mit 79,4 Prozent als Grund für ihre Förderung von Kultur das „Engagement für die Gesellschaft“ an. Erst danach folgt mit 54,4 Prozent als Ziel der Förderung von Kultur die „Stärkung des Standortes Hamburg“. Weitere Gründe sind allgemeine unternehmensbezogene Ziele wie die positive „Auswirkungen auf Unternehmenskultur“ (50,7 Prozent), der mögliche „Imagewinn“ (47,8 Prozent) und die Wirkung auf Mitarbeiter (42,6 Prozent) und Kunden (39 Prozent).
Die Förderung von Kultur durch Wirtschaftsunternehmen wird für die kommenden Jahre ein wichtiger Faktor bleiben. Hamburgs Finanzsenator Tschentscher glaubt nicht daran, dass öffentliche Förderungen bis zum Jahr 2020 erheblich zunehmen. „Hamburg ist generell unterfinanziert und bis zum Jahr 2020 gibt es noch die Schuldenbremse“ sagt Tschentscher. Deshalb seien Spenden durch Mäzenen genauso wie die Förderung der Wirtschaft von Kultur unerlässlich.
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