Stadtgespräch

Kiezläufer in der Horner Geest: „Anderen eine Hilfe sein“

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Seit dem Frühjahr hat Horn seine eigenen Kiezläufer. Das Projekt soll Jugendlichen im Stadtteil AnsprechpartnerInnen bieten – ein erster Schritt um jungen Menschen Hilfestellung beim Start in die Zukunft zu geben.

Die kleine Feier im Jugendzentrum Horner Geest haben sich die zehn neuen Kiezläufer verdient. Mit einem Buffet und viel Applaus bekamen die neuen AnsprechpartnerInnen für die Jugend im Stadtteil ihre Zertifikate überreicht. Als Kiezläufer sollen sie in Zukunft Kontakt zu jungen Menschen in Horn suchen, bei Problemen beraten und Hilfe anbieten. Die Stärke der jungen Männer und Frauen zwischen 21 und 30 Jahren: Alle sind selbst in Horn aufgewachsen und kennen das Leben im Stadtteil sowie die Herausforderungen, denen sich junge Menschen hier stellen müssen. „Sie haben ein Herz für den Stadtteil und eine direkte Verbindung zu den Menschen, die sie erreichen sollen“, sagt Wolfang Bühse von der Straßensozialarbeit des Bezirksamtes in Horn und Billstedt.

Erprobtes Erfolgskonzept

Das Projekt Kiezläufer wurde vor drei Jahren erstmals auf der Veddel ins Leben gerufen. Hier waren die jungen AnsprechpartnerInnen so erfolgreich, dass inzwischen die zweite Generation ausgebildet wird. Die Idee mit jungen Menschen auf Jugendliche im Stadtteil zuzugehen und so Hilfestellung zu geben und möglichen Problemen vorzubeugen, ist aber auch in Horn nicht neu. Vor einigen Jahren wurde auf Initiative des Jugendzentrums Horner Geest schon einmal der Kontakt zu Jugendlichen gesucht, indem man junge Menschen aus dem Viertel als Vermittler einsetzte. Damals waren die Beschwerden von AnwohnerInnen über eine Gruppe Jugendlicher Anlass für den Versuch gewesen. „Wir haben mit diesem Vorgehen sehr gute Erfahrungen gemacht“, erinnert sich Dogan Kilickaya, Leiter des Jugendzentrums.

Das Experiment ist jetzt als erprobtes Konzept in den Stadtteil zurückgekommen. Rund 40 Stunden lang wurden die zukünftigen Kiezläufer durch das Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation (IKM) unter anderem in Streitschlichtung und Kommunikationstechniken geschult. Auch wo sich Hilfsangebote im Stadtteil finden lassen, wissen die Kiezläufer genau. Trotz der intensiven Ausbildung werden die jungen Ehrenamtlichen auch später durch das Jugendzentrum und andere Einrichtungen bei ihrer Arbeit unterstützt. Finanziert wird das Projekt durch das Spendenparlament Hamburg und die Bezirksversammlung Mitte.

„Wissen, dass jemand da ist“

Lydia ist eine der frischgebackenen Kiezläuferinnen in Horn. Die 24-jährige Studentin ist wie die anderen Kiezläufer in Horn aufgewachsen und hätte sich damals gewünscht solche AnsprechpartnerInnen zu haben. „Meine Schwester ist gerade im Alter unserer Zielgruppe. Ich weiß daher, welche Probleme junge Menschen hier haben“, sagt Lydia. Besonders der Konsum von Drogen wie Marihuana ist aus ihrer Sicht ein Problem, aber auch Jugendliche, die sich zu kleinen Banden zusammenschließen könnten schnell auf die schiefe Bahn geraten. „Ich weiß, dass ich nicht den ganzen Stadtteil verändern kann, aber ich hoffe, dass ich einzelnen eine Hilfe sein werde“, sagt Lydia. Besonders wichtig ist der jungen Frau, dass die Jugendlichen im Stadtteil wissen, dass sie nicht alleine gelassen werden. „Sie sollen einfach wissen, dass jemand für sie da ist“, sagt Lydia, die es nicht ausschließt auch nach ihrem Studium in der Jugendarbeit aktiv zu sein.

Auch in anderen Stadtteilen geplant

Für Dogan Kilickaya ist das die wesentliche Aufgabe der Kiezläufer: „Gerade in Horn gibt es viele junge Menschen. Viele können nicht erreicht werden“, erklärt Kilickaya. Man sehe oft, dass Jugendliche, die keine Anlaufstelle haben, in ein problematisches Umfeld geraten können. Die Kiezläufer sollen hier ein Bindeglied zwischen Jugendlichen, AnwohnerInnen und Einrichtungen im Stadtteil sein.

Die Erfahrungen auf der Veddel zeigen, dass dieses Konzept aufgeht. In der Regel nehmen die Kiezläufer ihr Ehrenamt drei bis vier Jahre wahr, bevor ein neuer Lebensabschnitt bei vielen ein Ende der Tätigkeit bedeutet. Danach wird eine neue Gruppe Kiezläufer ausgebildet, um die Arbeit mit den Jugendlichen fortsetzen zu können. Das Projekt ist dabei so erfolgreich, dass auch in Neugraben und Bergedorf bald Kiezläufer geschult werden sollen. Für die jungen Männer und Frauen in Horn hat die Arbeit jedoch gerade erst begonnen. In den kommenden Jahren wird man in Horn sicher noch öfter von Lydia und ihren Kollegen hören, wenn sie unterwegs sind, um Jugendlichen bei ihrem Start ins Leben zur Seite zu stehen.

Während unserer Themenwoche Ehrenamt stellt Mittendrin Menschen vor, die sich in Hamburg ehrenamtlich engagieren. Zum Beispiel Ingeborg Lindner, die im Kinder-Hospiz Sternbrücke hilft. Weitere Infos zu Engagement in Hamburg gibt es hier.

Foto: Dominik Brück

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