Club Award: Preise für Hafenklang, Molotow und Monkeys Music Club

Fotos Von Henry Lührs
Nachtleben
Henry Lührs
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E-Mail: luehrs@hh-mittendrin.de

Sechs Jury-Preise, der Lieblingsclub des Publikums und eine zerbrochene Gitarre: Zum sechsten Mal wurde am Donnerstag der Hamburger Club Award verliehen.

Am Donnerstag war es wieder so weit: Im prall gefüllten Uebel & Gefährlich im Feldstraßenbunker wurden die besten Hamburger Clubs geehrt. Die Preisverleihung des Hamburger Club Awards ist immer auch Gelegenheit für eine Bilanz der Entwicklung der Clublandschaft an der Elbe: Zwischen aussterbenden Kultläden, Umzügen und Neueröffnungen hat sich auch im vergangenen Jahr wieder eine Menge getan.

Der Indieclub Molotow –  im letzten Jahr frisch umgezogen – ist von der Reeperbahn nicht mehr wegzudenken. In der Barner Straße in Ottensen, wo bis vor kurzem noch das „Kir“ war, ist der „Monkeys Musik Club“ entstanden und auch das „Freundlich + Kompetent“ hat seinen Standort gewechselt. Im neu eröffneten Clubhaus ist nun das „Häkken2“ zu finden. Umso schwerer hatte es die Jury auch in diesem Jahr, ihre Preise auf die besten Hamburger Clubs zu verteilen.

Der Hamburger Club Award
Unterstützt mit den Mitteln der Kulturbehörde verleiht das Clubkombinat Hamburg seit 2010 einmal im Jahr den Hamburger Club Award. Neben wichtiger finanzieller Unterstützung sowie Sachpreisen, gewinnt die Clubszene vor allem eine nötige öffentliche Wahrnehmung. Die Clublandschaft Hamburgs ist einzigartig, innovativ und so vielseitig, dass sie als Kulturgut dieser Stadt geschützt und gefördert gehört. Vergeben werden die Preise durch eine breit aufgestellte Jury aus unterschiedlichen Experten der Hamburger Musikszene sowie dem Publikum, welches jedes Jahr erneut seinen Lieblingstanzclub wählt

Die Hamburger Clubkultur lebt

Thore Debor, der im Vorstand des Clubkombinats ist und den Award mitveranstaltet, freut sich über die lebendige Szene und das so zahlreiche Erscheinen. „Allein, dass ihr alle heute Abend da seid, zeigt, dass die Hamburger Clubkultur lebt“. Die Jury bestand in diesem Jahr aus Hannes Erdmann von dem Radiosender 917xfm, der Musikerin Lilian Gold, Ohlau von Byte FM, der seinen Arbeitsplatz ebenfalls im Bunker hat, den Journalisten Nadine Wenzlick und Heinrich Oehmsen, Artur Schock von Audiolith und Alex Gramlich (VUT Nord).

Top-Nachwuchföderer: Das Molotow!

Die Laudatio für den Newcomer Förderer des Jahres wurde von Finna gehalten. Die Künstlerin weiß selbst, wie schwer es ist als Newcomerin Fuß zu fassen. Umso mehr freute sie sich einen Club auszuzeichnen, in dem sie selbst schon oft auf der Bühne gestanden hat: Das Molotow. Den Club, der den Auszug aus den Essohäusern und das Club-Exil überlebt hat und sich am neuen Standort am Nobistor sogar vergrößern konnte. Kein Club habe den Preis mehr verdient, machte Finna deutlich. Denn im neuen Molotow konnten bereits 340 Konzerte stattfinden, viele davon im „Karatekeller“ mit einer extra Bühne für Nachwuchskünstler. Clubbetreiber Andi nahm den Preis stolz entgegen. Das Molotow ist ein Beispiel dafür, dass Hamburgs Clubkultur gegen Gentrifizierung, Neubau und Clubsterben besteht und junge Künstler und Talente fördert.

Multiphonics: Ein Anlaufpunkt für Free Jazz

Mit dem Preis für den besten Fremdveranstalter ehrte die Jury John Hughes, vor allem für sein Engagement in Veranstaltungsreihe „Multiphonics“, mit der er einen Anlaufpunkt für Free Jazz und improvisierte Musik in Hamburg geschaffen hat. Auch die Vereinigung von lokalen mit internationalen Künstlern wolle die Jury auszeichnen. John habe seine Hingabe zur Musik zum Beruf gemacht.

Ein Ehrenpreis für die Menschen im Hintergrund

Den Ehrenpreis vergab Thore Debor persönlich. Lange habe die Jury überlegt, wer sich für die Szene und Clublandschaft besonders engagiert. Letztendlich  sei die Entscheidung auf Christian Smukal gefallen. Smukal ist langjähriger Dienstleister in der Hamburger Clubszene und Besitzer des Backlineverleihs „Rückkopplung“, mit dem er besonderen clubverbindenen Einsatz gezeigt habe. „Es ist besonders wichtig, auch die Menschen zu schätzen, die im Hintergrund stehen“, betonte Debor.

Ein kleines Stück Subkultur & der beste Live-Club

Für ihr Engagement wurden auch Claudia Vasquez und Kristina Kasat, die Betreiberinnen des „Cascadas“ belohnt: Mit dem Award für den besten neuen Club zeichnete die Jury den neu eröffneten Club mitten in der Innenstadt aus. Das Cascadas könne nicht nur anspruchsvolles Publikum begeistern, sondern sei auch ein kleines Stück Subkultur mitten in der City.

Das Hafenklang wurde in diesem Jahr als bester Live-Club ausgezeichnet. Überraschend war das nicht, denn der Club konnte in diesem Jahr durch seine extreme Programmvielfalt die Jury überzeugen. Mit 252 Konzerten in vielen verschiedensten Bereichen, von Rock bis Ska und verschiedensten Clubnächten und Veranstaltungen hat der Club sich den Preis verdient. Überrascht waren allerdings die Clubbetreiber des frisch eröffneten Monkeys Music Clubs: Sie gewannen das Onlinevoting des Publikums für den beliebtesten Club.

Die Eimsbütteler Clublegende Birdland wurden für den Auftritt des US-Trios Larry Goldings, Peter Bernstein und Bill Stewart am 10. April 2015 mit dem Award für das Konzert des Jahres ausgezeichnet. Mit viel Begeisterung habe man gemerkt, dass es wichtig ist sich auch als Clubbetreiber mal etwas zu gönnen und sich einen Traum zu erfüllen.

Ein „Fuck you“ an die Berufsgenossenschaft

Der Negativpreis „Die zerbrochene Gitarre“ ging in diesem Jahr in Eigenverantwortung des Vorstandes des Clubkombinats an die Berufsgenossenschaft BGN und BGV. Durch unpassende Gefahrenklasseneinstufung würden den Clubs hohe Kosten aufgebürdet. „Durch unnötige Repressionen und Verwaltungsschissel wird Clubs das Leben schwer gemacht“, sagt DJ Gerald Steyr. Die Kulturbeörde stehe zwar hinter den Clubs aber die Berufsgenossenschaft behandle die Clubs in hohem Maße unvorteilhaft. Ironisch sagt Steyr: „Die meisten Clubs unterscheiden sich von Küchen, aber wir alle hier sind gleichzusetzen mit Fleischern“. Mit einem lauten „Fuck you“ zertrümmert er eine Gitarre auf der Bühne und geht.

Doch die bleibt nicht lange leer:  Schon im nächsten Moment schmeißen die „Nummerngirls“ wieder Konfetti und alle Preisträger werden noch einmal auf die Bühne gebeten und werden gefeiert. Grund zum Feiern haben die Preisträger auch, weil sie neben der Trophäe auch ein Preisgeld von 3.000 Euro bekommen, das maßgeblich von der Kulturbehörde finanziert ist.

Fotos: Henry Lührs
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