Den 25. Geburtstag feiert man am besten zu Hause – fanden Gamma Ray und spielten zum Jubiläum in der Markthalle. Justus Ledig ließ sich die Party nicht entgehen.
Es muss ja nicht immer ein neues Album sein, damit es auf Tour gehen kann. Gamma Ray, die ehrwürdige Hamburger Metal-Institution um Kai Hansen, nimmt einfach ihr 25-jähriges Bestehen zum Anlass, um die Bühnen der Republik unsicher zu machen. Einer der ersten Termine findet daheim statt. Anders als vor anderthalb Jahren ist es dieses Mal die Markthalle, wo die “Best of the Best Tour” beginnt.
Mit im Gepäck sind Dragony und Serious Black. Erstere beginnen sehr früh und werden daher leider verpasst, die zweitgenannte Band darf aber bereits in einem gut gefüllten Saal spielen. Bedauerlicherweise treten Serious Black ohne Drummer Thomas Stauch (Ex-Blind Guardian) und den schon wieder ausgestiegenen Gitarrist Roland Grapow (Ex-Helloween) auf – damit zwei Gründe weniger, die den Gig attraktiv gemacht hätten. Davon abgesehen braucht sich die Gruppe nicht zu verstecken. Der Sound der internationalen Truppe kommt auf den Punkt, lebt von guten Melodien und hochklassigen Musikern. Die Bühnenpräsenz des schwedischen Sängers “Urban Breed” (gehen wir mal davon aus, dass das nicht sein bürgerlicher Name ist) wirkt allerdings sehr glatt und überzeugt weniger. Zudem leiden Serious Black unter relativ matschigem Sound.
Hamburg can’t wait
Für die Vorbands dürfte jedoch kaum jemand wirklich in die Markthalle gekommen sein. Klar, alle wollen Gamma Ray sehen. Und die Hausherren lassen sich nicht lumpen! Mit “Heaven Can Wait”, einem Song aus der Frühphase, geht es los und der Saal ist verzückt. Von Beginn an wird spürbar, wie viel Spaß der Hauptact hat – und das überträgt sich direkt auf die Zuschauer.
Bei ihrem Ritt durch die Bandhistorie präsentieren sich Gamma Ray in Bestform. Lobenswerterweise holen sie so manche Nummer aus der Schatzkiste, die nicht gerade zum alltäglichen Repertoire zählt, darunter das verträumte “The Silence” – große Kunst! Natürlich fehlen auch die obligatorischen Helloween-Cover nicht (Kai Hansen gründete dereinst ebenfalls jene Band). “I Want Out” wird wie schon beim letzten Mal mit Reggae verziert, “Ride The Sky” in ein kunstvolles Medley eingebettet. Ausrasten darf die Menge bei “Dethrone Tyranny” und schmunzeln bei “Master of Confusion”. Es wird also einiges geboten.
Willkommen, Frank Beck!
Dass es bei einem Bandjubiläum zu Gastauftritten kommt, überrascht nicht unbedingt. Doch mit einer Ankündigung sorgen Gamma Ray dennoch für Erstaunen: Frank Beck, der auf der letzten Tour bereits den erkrankten Kai Hansen gesanglich unterstützte, wird als zweiter Sänger vorgestellt – offenbar als Teil des festen Line-ups. Und so feiert der wenig bekannte Vokalist heute seinen Einstand als echtes Bandmitglied. So entlastet er den Frontmann und erlaubt ihm, sich mehr auf die Gitarre zu konzentrieren. Ein bisschen schade allerdings, wenn die einzigartige Stimme von Kai Hansen künftig weniger zu hören sein wird.
Frank Beck überzeugt allerdings abermals auf ganzer Linie. Nicht nur mit absolut treffsicherem und charakterstarkem Gesang, auch mit leidenschaftlicher Bühnen-Performance dürfte der Neue die Fangemeinde großteils auf seiner Seite haben. Apropos Performance: Die gesamte Band spielt wie im Wahn und rennt, posiert, grinst auf der Bühne herum, was das Zeug hält. Und weil es ja ein Geburtstagskonzert ist, überreicht die Crew hinter Gamma Ray den Musikern einen fetten Präsentkorb mit Leckereien. Irgendwie sehr deutsch, aber grundsympathisch.
Der Abend vergeht ohne jede Länge. Insgesamt rund zwei Stunden zockt der Headliner und keine Minute davon ist langweilig. Dass am Ende nach der zweiten Zugabe noch der eine oder andere Song-Wunsch offengeblieben ist, lässt sich verschmerzen. Hinter uns liegt ein erinnerungswürdiges Konzert – auf die nächsten 25 Jahre Gamma Ray!
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