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Konzert: Gamma Ray – das Untoten-Imperium im Docks

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Justus Ledig

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Eine Hamburger Metal-Legende kehrt auf die heimische Bühne zurück. Klar, dass der Konzertsaal an diesem Abend voll ist. Auch unser Autor Justus Ledig hat sich in die Menge gezwängt und ist insgesamt begeistert.

Hamburg – das war mal so etwas wie die Heavy-Metal-Hauptstadt der Bundesrepublik. Aus den glorreichen 1980er Jahren stammen eine ganze Reihe hanseatischer Bands, die einen charakteristischen Sound entwickelten und noch immer mit großem Erfolg durch die Lande ziehen. Gamma Ray, gegründet von Kai Hansen nach seinem Ausstieg bei den großen Helloween, ist eine davon.

Kai Hansen ist einfach unerschütterlich

Diese schlägt am Gründonnerstag im Docks auf, mit neuem Album „Empire of the Undead“ im Gepäck und mit Unterstützung von Stormwarrior, die ihrerseits den Hamburger Power-Metal-Sound zelebrieren, sowie Rhapsody of Fire aus Italien. Im Vorfeld war zu hören, dass sich Frontmann Kai Hansen eine veritable Bronchitis auf Tour zugezogen hat und eigentlich gar nicht singen dürfte. Ein weiterer herber Rückschlag, nachdem die bandeigenen Hammer Studios im November abbrannten? Wohl kaum: Am Hinterausgang des Docks sieht man ihn rauchen und telefonieren, das Singen lässt er sich an diesem Abend ebenfalls nicht verbieten. Allerdings bekommen Gamma Ray auch Verstärkung am Mikro.

Etwas vor der Zeit machen die Lokalmatadoren Stormwarrior den ersten Anheizer. In jüngerer Zeit lässt die Band etwas Härte vermissen, das ist auf den Brettern des Docks deutlich zu spüren. Relativ verhalten sind die Reaktionen des Publikums, was sich bei Rhapsody of Fire ändern soll. Die Italiener sind erstens eine Bühnen-Rarität und zweitens „Einstiegsdroge“ für viele Heavy-Metal-Fans zu Beginn der 2000er gewesen. Entsprechend werden Songs wie „Dawn of Victory“ oder der Rausschmeißer „Emerald Sword“ besonders abgefeiert. Der entschlackte Sound der eigentlich sehr orchestralen Band funktioniert gut und mit Fabio Lione steht zudem ein Weltklassesänger auf der Bühne, der die sich füllende Halle auf seiner Seite hat.

The Gods made Reggae Metal

Vor allem aber kommen die Leute an diesem Abend natürlich für Gamma Ray, auch wenn die Band just erst ein Jahr zuvor zusammen mit Helloween hier im Docks zu Gast war. Die Halle füllt sich immer mehr und ein grinsender Kai Hansen hat mit den ersten Tönen von „Avalon“, dem ersten Song des neuen Albums, das Publikum in der Hand. Auf diese kleine Überraschung – es handelt sich immerhin um einen mehr als neun Minuten langen Song und damit nicht um einen prädestinierten Opener – folgt bald die nächste: Der für Gamma Ray obligatorische Helloween-Song, in diesem Fall „I Want Out“, wird bereits als vierte Nummer gespielt und mit Reggae-Einlagen und Sing-a-long-Spielen ausgeschmückt. Da soll keiner sagen, eine Band ließe sich nach so vielen Jahren im Geschäft nichts Neues mehr einfallen.

Das weitere Konzert wird ein rund zweistündige Ritt durch die 25-jährige Bandhistorie, natürlich mit gewissem Schwerpunkt auf „Empire of the Undead“. Denkwürdige Momente gibt es einige: Um Hansens Stimme zu schonen, haben Gamma Ray drei Gastsänger dabei. Den Auftakt macht Alex Dickinson von der lokalen Iron-Maiden-Coverband „Powerslave“, der allerdings übermotiviert wirkt und gleichzeitig stimmlich nicht überzeugt. Fabio Lione von Rhapsody of Fire darf anschließend zweimal ran und hinterlässt einen wesentlich besseren Eindruck. Schließlich kommt nach einem opulenten Drumsolo, das eine weitere Verschnaufpausen für die restliche Band bietet, mit Frank Beck noch ein echter Noname als Sänger auf die Bühne. Bei seinen vier Songs, die auch den Mega-Klassiker „Rebellion in Dreamland“ umfassen, liefert er eine absolut bravouröse Leistung ab.

Großartige Show mit kleinen Dämpfern

Am Ende sind es 15 Songs inklusive Zugabenblock, mit denen Gamma Ray das Docks zum Glühen bringen. Die Technik im Konzertsaal hat offenbar einen guten Tag erwischt, so klar erlebt man den Sound selten. Negativ in Erinnerung bleiben höchstens manche Songs, die sich einige Fans sicherlich gewünscht hätten – bei einer Diskografie von elf Alben kaum verwunderlich. Merchandise- und CD-Preise von 20 Euro sind ebenfalls ein kleiner Dämpfer bei einem ansonsten allerdings rundum gelungenen Abend. Genesungswünsche an diese Stelle an Kai Hansen, dem nach dem Hamburg-Konzert nur noch sechs Termine zu überstehen hat.

Mehr zur Tour und zur Band gibt es hier!

Foto: Gamma Ray

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