Zehntausende haben am Samstag an der Parade zum Christopher Street Day teilgenommen. Bunt und laut demonstrierte die queere Community für die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen.
Taft und Federboas, Lack und Leder, Konfetti und Kinderwagen: Der CSD in Hamburg ist nicht nur eine schrille und laute Parade der queeren Community, sondern vor allem eine lebensfrohe, politische Demonstration für die Rechte aller LGBTI-Menschen. Die große Parade ist der Höhepunkt der Pride Week, bei der bereits seit einer Woche aufgeklärt, diskutiert und gefeiert wird.
Mehr als zehntausend Menschen nahmen am Samstag an der Parade durch die Hamburger Innenstadt teil, weit über Hunderttausend säumten den Protestzug im Zeichen der Regenbogenflagge von der Langen Reihe bis auf die Mönckebergstraße. Mit dem diesjährigen Motto „Akzeptanz ist schulreif. Sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan“ stellt der Veranstalter Hamburg Pride die Themen Sexualpädagogik und Sexualaufklärung ins Zentrum des diesjährigen Christopher Street Day.
„Schülerinnen und Schüler müssen lernen, dass es mehr gibt als die traditionelle Familie mit Vater, Mutter und Kind“, sagt Stefan Mielchen, Vorsitzender von Hamburg Pride. Im Schulunterricht müsse über mehr gesprochen werden, als Schwangerschaftsverhütung und Geschlechtskrankheiten. Die Lehrpläne der Sexualpädagogik müssen die längt gelebte Vielfalt sexueller Lebensformen endlich widerspiegeln, so der Vorsitzende.
Die Zeit für Akzeptanz ist jetzt
Dass diese Lebensentwürfen von allen Menschen gleichermaßen ausgelebt werden können, ist auch in diesem Jahr Kernforderung des CSD in Hamburg. „Wir demonstrieren heute auch dafür, dass die Ehe für alle endlich Wirklichkeit wird“, sagt Mielchen. Die Politik solle dafür sorgen, dass auch in Deutschland die Ehe für Lesben und Schwule geöffnet werden. Mit einem deutlichen Statement wendet sich der Hamburg Pride an die Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Verschieben Sie die Gleichstellung nicht in die ferne Zukunft, denn die Zeit für Akzeptanz und Gleichstellung ist genau jetzt“
Mehr als nur eine Party
Dass es auch 2015 noch wichtig ist, beim CSD für Akzeptanz und Gleichberechtigung zu demonstrieren, betonen die zahlreichen PolitikerInnen, die an der Parade teilnehmen. „Wir haben noch lange nicht alles erreicht“, sagt Annkathrin Kammeyer, Fachpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion für die Belange von LGBTI. So müsse beispielsweise die Abstimmung über die Ehe für alle freigegeben werden „Der CSD ist eine bunte, schrille Demo für die Vielfalt“, so Kammeyer, „und ganz Hamburg feiert mit.“
„In allen gesellschaftlichen Bereichen gibt es noch viel zu tun bis das Motto des diesjährigen CSD endlich umgesetzt wird“, erklärt Martin Dolzer, queerpolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft. „Nur durch die Förderung und ausreichende Finanzierung von Bildung und Aufklärung kann Akzeptanz gegenüber allen Lebensentwürfen schon in der ersten Lebensjahren, in KiTa und Schule, entstehen“, sagt Dolzer.
Los geht’s! #CSD #hamburgpride #ehefueralle mit @fegebanks @FaridMueller & dem @spdhh-Team @kahrs & @AKammeyer pic.twitter.com/jHhZcpE4rc
— GRÜNE Hamburg (@GRUENE_Hamburg) 1. August 2015
@DieLinke_HH auf dem CSD. @CansuOezdemir @HPetzold @Torsten_Weil #RefugeesWelcome @ChristianeSchn2 pic.twitter.com/XpL5skxlpl
— ECHTER BERLINER (@echterBLNer) 1. August 2015
„Wie wir schon bei der Gegendemo zu den „Besorgten Eltern“ gezeigt haben, gehört für unser Verständnis von einer offenen und toleranten Gesellschaft auch ein verantwortungsbewusst aufklärender Unterricht dazu“, sagt Luisa Keßling, Frauen- und Genderpolitische Sprecherin der Grünen Jugend Hamburg. In der Schule dürfe nicht ausschließlich Heterosexualität thematisiert werden – gerade dort werde der Grundstein für Akzeptanz und Toleranz gelegt.
Fotos: Isabella David
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