Münzviertel: Polizeieinsatz im „Kollektiven Zentrum“

Zwischennutzung statt Leerstand: Das "Kollektive Zentrum" in der ehemaligen Gehörlosenschule im Münzviertel. (Foto: Florian Kohl)
Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Seit Montagmorgen findet am „Kollektiven Zentrum“ im Münzviertel ein Polizeieinsatz statt, um Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Gehörlosenschule zu sichern. Eine Räumung ist laut Polizei nicht geplant. 

Um kurz nach 7 Uhr haben Einsatzkräfte der Polizei am Montagmorgen das Tor zum Hof des „Kollektiven Zentrums“ (koZe) im Münzviertel aufgebrochen und so einer Baufirma Zugang zu dem Grundstück der ehemaligen Gehörlosenschule verschafft.

Polizei sichert Baumaßnahmen ab

„Der Investor, die Hanseatische Bau Konzept (HBK), hat eine Baufirma beauftragt, Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Diese sichern wir hier ab“, sagt Holger Vehren von der Polizeipressestelle. Die Sanierungsarbeiten sollen nicht im Trakt der ehemaligen Kindertagesstätte durchgeführt werden, der als „Kollektives Zentrum“ genutzt wird, sondern in einem angrenzenden Teil der ehemaligen Gehörlosenschule. Für die geplante Asbestsanierung wurden auf dem Hof Bauzäune aufgestellt und ein Baumhaus des koZe entfernt. „Diesen Sicherungsmaßnahmen haben sich einige Personen entgegengestellt. Es hat deshalb einige Indentitätsfeststellungen und auch Festnahmen gegeben“, sagt Vehren weiter.

Eine Räumung ist nicht geplant

Auf Twitter sprechen die Aktivisten des koZe von vier Festnahmen und Platzverweisen, die bis Montagmittag um 12 Uhr gelten sollen. Dort ist auch der Umfang des Polizeieinsatzes im Münzviertel dokumentiert: Mit einer Hundertschaft, zwei Wasserwerfern und mehreren Räumfahrzeugen ist die Polizei vor Ort. „Eine Räumung ist nicht geplant“, versichert Vehren von der Polizeipressestelle.

Der Umfang des Polizeieinsatzes stimmt die Aktivisten aus dem Zentrum jedoch skeptisch. Über Social Media rufen sie dazu auf, das koZe vor Ort zu unterstützen und gegen die aktuellen Maßnahmen zu protestieren. Die Nutzung des Innenhofes sei wie die Räumlichkeiten der KiTa Teil des Zwischennutzungsvertrages.

Abriss früher als gedacht?

Der Bezirk hatte der HBK Anfang Juli eine Abrissgenehmigung erteilt. 400 neue Wohnungen sollen hier entstehen. Dem koZe kann der Investor mit einer vierwöchigen Frist kündigen. „Dass wir hier irgendwann raus müssen, war ja von vornherein klar. Doch auch, wenn die Stadt davon ausgeht, dass vor 2016 keine Bagger rollen, werden wir wohl schon sehr viel früher gekündigt“, sagte Aktivist Ingo bei einem Besuch im koZe im Frühjahr.

Die Aktivisten nehmen an, dass die HBK es schwer haben wird, Interessenten für ihr Bauprojekt zu finden, solange das koZe im Gebäude ist. Bereits früher als bisher gedacht, könnten nun die Abrissarbeiten am hinteren, leerstehenden Teil der ehemaligen Schule beginnen – und damit auch die Kündigung der Zwischennutzung noch vor 2016 eintreten.

Mehr zum Thema:

Zentrum auf Zeit: Ein Besuch im koZe

Münzviertel: Leerstehende Schule besetzt

Foto: Florian Kohl
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