Die französische Künstlerin Armelle Maguer studierte Kunst in Bordeaux und an der Sorbonne in Paris. Im Zuge des deutsch-französischen Kulturfestivals „Arabesques“ werden ihre abstrakten Werke in der Gelerie Hafenliebe ausgestellt. Das Besondere: Die Besucher dürfen die Bilder anfassen. Judith Behnk hat es ausprobiert.
Seit meiner Kindheit verfolgt mich ein sonderbares Phänomen. Jedes Mal wenn ich mich in einem Museum befinde, dauert es keine fünf Minuten bis ich das erste Mal ermahnt werde nicht so dicht an die Bilder heranzutreten. Das erste Mal, soweit ich mich erinnern kann, ereignete sich dies im Louisiana Museum in Dänemark, da war ich ungefähr fünf Jahre alt. Wir wurden, oder eher gesagt meine Mutter wurde damals ermahnt, dass das Kind doch nicht so lauthals über die Bilder erzählen sollte und ich zudem nichts anfassen sollte. Für mich war das immer unverständlich, denn meine Faszination an der Kunst musste auch immer gleich einen körperlichen Ausdruck finden. Doch die Rettung nahte nun in Form der französischen
Künstlerin Armelle Maguer. Im Rahmen des deutsch-französischen Kulturfestival „Arabesques“ zeigt die Hamburger Galerie Hafenliebe eine Ausstellung ausgewählte Werke von der Künstlerin.
„Und ich darf die Bilder wirklich anfassen?“
Die Galerie ist klein und dennoch besticht sie sofort durch die charmanten Galeristen Bernd Lahmann und Iris Neitmann. Beide freuen sich über die zahlreichen Besucher bei der Eröffnungsvernissage und die Musiker der Chansonband Oublie Loulou machen sich musikalisch schonmal warm. Käseplatten stehen bereit und auch der Wein fliesst seit Eintritt in die Galerie stetig, eben echt französisch. Auch die Künstlerin selbst erwartet einen schon quasi an der Tür. Als ich reinkomme frage ich sie gleich, „und ich darf die Bilder wirklich anfassen?“. Sie lächelt und sagt: „ Ja, man soll die Bilder unbedingt berühren. Man könne sie dann überhaupt erst richtig erfahren.“ Einige ihrer Bilder soll man sogar drehen und wenden, sie haben dadurch etwas Plastisches.
„Ach, nur ein Bild bitte nicht anfassen“, sagt sie und zeigt dabei auf ein schönes großes abstraktes rotes Bild, „das ist etwas filigraner“. Ganz kurz verspüre ich den Impuls genau dieses Bild anzufassen, kann mich aber zusammenreißen und nehme lieber einen Schluck Wein. Später beobachte ich auch andere Galeriebesucher denen es ähnlich geht.
Eine sinnliche Erfahrung
Ich frage sie ob sie keine Bedenken dabei hätte, wenn die Bilder ständig berührt werden, dass sie vielleicht kaputt gehen könnten?„Acrylfarbe, das ist robust, das sind so viele Schichten, so schnell geht das nicht kaputt. Und selbst falls mal ein Kind einen Fleck auf das ein oder andere Gemälde machen würde, das wäre nicht so schlimm, dann wischt man einmal drüber und schon ist es wieder sauber.
„Die strukturhafte Verarbeitung der Farbe ermöglicht dem Betrachter die sinnliche Erfahrung eines Gemäldes und gibt ihm selbst mit geschlossenen Augen Informationen zu dem Bild. Diese Technik ist aber keine zufällige Entwicklung“ sagt Maguer. Vielmehr ist es eine strikte Abgrenzung zur Fotografie der durch die glatte Oberfläche eine erfahrbare Dimension fehle. Die sehr körperlichen refliefartigen Bilder bilden tiefe Furchen, Hügel und Schwünge alle mit den Händen nachzuvollziehen. Auf die Frage ob sie sich dann als nächstes an Skulpturen heranwagen würde, die wären ja noch körperlicher sagt Maguer, „ ja, vielleicht, dann aber nur welche mit ganz viel Farbe“.
Was? Ausstellung, Werke von Armelle Maguer
Wann? Bis zum 1. März, Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 12 bis 18 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr
Wo? Galerie Hafenliebe, Am Dalmannkai 4, 20457 Hamburg
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