Das Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Rissen unterstützt Familien mit schwerkranken Kindern. Ehrenamtliche helfen in der Küche, an Infoständen oder bei der Betreuung der Kinder und ihrer Familien. Auffällig ist die warme Atmosphäre im Haus.
Familien schwerkranker Kinder entlasten – das ist das Hauptanliegen des Kinder-Hospizes Sternenbrücke. Wenn feststeht, dass ein Kind das Erwachsenenalter nicht erreichen wird, steht den betroffenen Familien oft ein jahrelanger Leidensweg bevor. Im Kinder-Hospiz kümmern sich Krankenpfleger, Schmerztherapeuten, Sozialpädagogen und andere Spezialisten um die kranken Kinder, um ihnen ein möglichst würdevolles Leben bis zum Tod zu ermöglichen.
Familien mit Kindern, die zwar todkrank sind, deren Tod aber nicht unmittelbar bevorsteht, können an 28 Tagen im Jahr zur sogenannten Entlastungspflege ins Hospiz kommen. Die Mitarbeiter des Hospizes begleiten aber auch die gesamte Familien in der letzten Lebensphase. Die Finanzierung erfolgt rund zur Hälfte durch Kranken- und Pflegekassen. Zusätzlich gibt es einen Förderverein. Ehrenamtliche Helfer werden hier an allen Ecken und Enden gebraucht, um die hauptamtlichen Mitarbeiter zu unterstützen.
Einfach menschlich
Ingeborg Linder war 40 Jahre lang Krankenschwester. Zum Kinder-Hospiz Sternenbrücke kam sie durch Zufall. Sie wohnt in der Nähe und kam zu einem runden Geburtstag aus Neugier vorbei, weil sie nach einem guten Zweck suchte, um das ihr geschenkte Geld zu spenden. Was sie sah, gefiel ihr. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben fing Linder dann 2007 mit der ehrenamtlichen Arbeit im Kinder-Hospitz an. Sie entschied sich dafür, jeden Freitag hauptsächlich in der Küche und bei der Hauswirtschaft zu helfen, als Kontrast zu ihrem vorherigen Beruf.
Im Hospiz hilft sie beispielsweise bei der Vorbereitung und Ausgabe der Mahlzeiten oder bezieht die Betten. „Niedere Küchenarbeit“, sagt sie lachend. Die liebevolle und geduldige Betreuung der Kinder und ihrer Familien im Kinder-Hospiz beeindruckt sie jeden Tag aufs Neue. „Das ist einfach ganz anders, als ich es vorher als Krankenschwester erlebt habe“, so Linder. Die gesamte Atmosphäre empfindet sie als „angenehm, beruhigend, einfach menschlich“, weshalb sie gerne ehrenamtlich dort aktiv ist.
Die Situation der Kinder akzeptieren
Ihr Kollege Helfried Scheidenmantel kommt seit eineinhalb Jahren ungefähr drei Mal in der Woche ins Kinder-Hospiz und kümmert sich dort als Ehrenamtlicher vorrangig um die Öffentlichkeitsarbeit. Infostände müssen aufgebaut, betreut und wieder abgebaut werden. Scheidenmantel sorgt außerdem dafür, dass die rund 50 Fahrräder des Kinder-Hospizes für die Kinder und ihre Familienmitglieder in Schuss bleiben und fährt ab und zu Touren, um die Spendendosen in und um Hamburg auszutauschen.
„Ich möchte durch meine Arbeit die Familien ein wenig entlasten und ihnen helfen, neue Kraft zu schöpfen. Ein schwerkrankes Kind entzieht den Eltern einfach jegliche Energie“, sagt Scheidenmantel. An seinen Infoständen erfährt er viel Anerkennung und Interesse durch die Bürger. Doch den Schritt zu gehen, sich auch im Kinder-Hospiz ehrenamtlich zu engagieren, falle nicht jedem leicht. „Man muss die Situation der Kinder akzeptieren. Nur dann hat man den Blick frei und kann hier unterstützen.“
Ich bin einfach dankbar dafür, dass ich keine großen Sorgen habe.
Wer im Kinder-Hospiz Sternenbrücke arbeiten möchte, durchläuft deshalb vorher eine zweiwöchige Schulung. Hier bekommen die Interessierten einen Überblick über die verschiedenen Arbeiten im Haus und setzen sich außerdem aktiv mit den Themen Sterben und Abschied nehmen auseinander. Wer sich dann für die ehrenamtliche Arbeit dort entscheidet, kann auch bei der Kinderbetreuung mitwirken. So wie Elaine Kohler. Seit 2001 ist sie ehrenamtlich aktiv und war mit am Aufbau des Kinder-Hospizes Sternbrücke beteiligt. Kohler kommt aus den USA, vor vielen Jahren verschlug es sie der Liebe wegen nach Deutschland.
Als ihre Mutter in den USA an Krebs erkrankte, sei das keine einfache Zeit für sie gewesen, sagt Kohler. Den ehrenamtlichen Helfern des Hospizes in Florida, die ihre Mutter bis zuletzt liebevoll pflegten, sei sie zutiefst dankbar. „Als ich dann sah, dass in meinem Wohnort ein Kinder-Hospiz eröffnet werden sollte, traf es mich wie der Blitz“, erzählt sie.
Die Kinder zum Lachen bringen
Kohler möchte etwas zurückgeben. Sie fühle sich einfach wohl bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, bei der sie KrankenpflerInnen bei der Betreuung der schwerkranken Kinder unterstützt. „Ich tue einfach das, von dem ich denke, dass es das Beste für das Kind ist. Wenn sie lachen, habe ich mein Ziel erreicht“, sagt Kohler. Geht es den Kindern bereits sehr schlecht, schaukelt sie sie liebevoll, liest ihnen aus einem Buch vor oder unternimmt mit ihren Schützlingen Spaziergänge im Wald.
„So hat das Kind einen schönen Tag und die Eltern etwas Zeit für sich“. Auch für das eigene Leben habe sie im Kinder-Hospiz viel gelernt, sagt sie. „Wir regen uns über so viele unwichtige Dinge im Leben auf. Wenn ich von der ehrenamtlichen Arbeit nach Hause komme, bin ich einfach dankbar dafür, dass ich keine großen Sorgen habe.“
Mehr Informationen zur ehrenamtlichen Arbeit im Kinder-Hospiz Sternenbrücke gibt es hier.
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