Am Sonnabend hat der Jugendverband der SPD (Jusos) einen Antrag beschlossen, der den Senat auffordert, den Studiengang Türkisch auf Lehramt zu erhalten. Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) hatte dies in der Bürgerschaft abgelehnt.
Ist für den Studiengang Türkisch auf Lehramt an der Universität Hamburg doch noch nicht alles entschieden? In einem am Sonnabend beschlossenen Antrag fordert der SPD-Jugendverband (Jusos) Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt dazu auf, das Fach zu erhalten.
Bereits am vergangenen Donnerstag musste sich der Senat heftiger Kritik aus den Reihen der Opposition stellen, die einen Erhalt des Studiengangs fordert. Hintergrund ist die Entscheidung der Universität, im kommenden Semester zunächst keine weiteren Studienanfänger in diesem Unterrichtsfach anzunehmen. Die Hochschule begründet diese Entscheidung mit einem zu geringen Bewerberaufkommen. Stapelfeldt und die SPD-Bürgerschaftsfraktion lehnen ein Eingreifen der Politik ab und verweisen auf die Autonomie der Hochschule in derartigen Fragen. Zudem sei der Bedarf an Türkischlehrern in Hamburg ausreichend gedeckt.
„Ein falsches gesellschaftspolitisches Signal“
Widerstand bekommen Senat und SPD-Bürgerschaftsfraktion jetzt aus den eigenen Reihen: „Hamburg ist bundesweit Vorreiter im kulturellen Zusammenleben, sei es durch die Einbürgerungskampagne oder durch den Staatsvertrag mit den muslimischen und alevitischen Gemeinden“, sagt Carl Philipp Schöpe, Landesvorsitzender der Jusos. “Dieser richtige Weg darf nicht leichtfertig unterbrochen werden. Wir brauchen mehr zweisprachige Kompetenz und dazu muss der Studiengang erhalten bleiben“, so Schöpe weiter. Die Jusos fordern neben dem Erhalt des Faches auch eine Marketingkampagne, um die Zahl der BewerberInnen in diesem Studiengang zu erhöhen.
Ein Wegfall des Faches schade dem Bildungswesen in Hamburg und dem gesamten Norden, heißt es in dem Antrag. Türkisch sei hinter Deutsch die zweithäufigste Herkunftssprache in Hamburg. Über 15.000 SchülerInnen würden Türkisch in ihren Familien gebrauchen, daher sei gutes Lehrpersonal nötig, dass neben mündlichen auch über ausreichende Kompetenzen im schriftlichen Bereich verfüge. Der Bedarf an türkischsprachigen Arbeitnehmern steige auch in der Wirtschaft zunehmend, der notwendige Ausbau des Türkisch-Angebots an den Schulen könne nur erfolgen, wenn auch in Hamburg weiter LehrerInnen ausgebildet würden, schreiben die Jusos.
Darüber hinaus wäre die Schließung des Studienganges aus Sicht der Jusos auch ein falsches gesellschaftspolitisches Signal. Die türkische Sprache gehöre zum Alltag der Hansestadt. Eine Stadt mit internationalem Anspruch sollte diese sprachliche Vielfalt pflegen. „Stattdessen besteht nun die Gefahr, dass die Einstellung des Studiengangs als Abwertung der Türkischen Sprache und Geringschätzung gegenüber dem kulturellen Erbe vieler HamburgerInnen mit türkischen Wurzeln aufgefasst wird“, schreiben die Jusos.
Foto: Tobias Johanning
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