Nachts im Museum: Von 18 bis 2 Uhr tauchten am Samstagabend tausende BesucherInnen ein in die Hamburger Museenlandschaft. Unsere Redakteurin Ulrike Hecker war mittendrin bei der „Langen Nacht der Museen“.
Bereits um 18 Uhr macht sich am zentralen Dreh- und Angelpunkt, dem Dar Es Salaam-Platz in der Hafencity, Feststimmung breit. Bierbude und Schlagerbühne stehen bereit. Zehn Buslinien fahren von hier aus regelmäßig alle teilnehmenden Museen an – das sind immerhin 54.
Die Lange Nacht der Museen findet in diesem Jahr zum 14. Mal statt. Neben den bekannten Museen sind in diesem Jahr auch wieder einige „neue“ dabei. So unter anderen das „Medizinhistorische Museum“ und die „Gedenkstätte Bullenhuser Damm“. In einem 360 Seiten umfassenden Programmheft sind die Museen mit ihren Veranstaltungen aufgelistet. Der Volksfestcharakter der Veranstaltung macht sich fast überall bemerkbar. Fröhlich feiern die Menschen den Abend. Jedes Museum hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Es gibt Lesungen, Vorträge und Musik. Überall kann man kleine Köstlichkeiten ausprobieren.
Das Museum als heiliger Tempel der Kunst? Ruhe und Besinnung ausstrahlend? Nicht in der langen Nacht der Museen. Vor den Musen Feuerbachs in der Kunsthalle schieben sich die Menschen langsam voran während im Internationalen Maritimen Museum heiße Samba-Rythmen die Halle erschüttern. Viele Menschen sind extra aus den umliegenden Bundesländern angereist. Ein junger Mann zeigt auf diese Weise seinem Besuch aus den USA die Stadt. So lange es hell ist, kann man die Lange Nacht der Museen auch als Stadterkundung nutzen.
„Wann kommt man schließlich nach Rothenburgsort und zum Großmarkt?“, sagt mir eine Bergedorferin, die mit ihren Freundinnen gerade das Museum für Zusatzstoffe besucht hat. Ein Museum, in dem man alles über Enzyme und andere Zusatzstoffe im täglichen Essen erfahren kann. Dazu wird an diesem Abend Tafelmusik von Telemann serviert. Das Museum ist nur ein Beispiel von vielen interessanten Museen, von denen man möglicherweise ohne eine solche Gelegenheit gar nichts erfahren würde. Auch dieses ungewöhnliche Museum ist voll. Menschen kommen ins Gespräch und diskutieren über gesunde Ernährung.
Schon kommt der nächste Shuttle-Bus und bringt mich weiter, zurück in die Stadt und dann in Richtung Zoologisches Museum. Auch um 22 Uhr sind die Busse gedrängt voll. Auf der Linie 303 „Völkerkundemuseum“ fahren um diese Uhrzeit noch erstaunlich viele Kinder mit. Langsam fängt es an zu regnen. Doch das kann der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Immer noch gibt es genug zu entdecken, an ein Nachhause-Gehen denkt noch niemand. Die nächste Aktion, die nächste Erfahrung warten schon. Anfassen, schauen, mitmachen: An diesem Abend ist die Gelegenheit dazu.
Auf Twitter überschlagen sich mittlerweile die begeisterten Beiträge. In der Kunsthalle kann man in der Galerie der Gegenwart live seine Eindrücke twittern, die dann auf eine Leinwand zu lesen sind. Wie gut, dass es auch in diesem Trubel Ruhepunkte gibt, sei es bei der schwedischen Lesung im Völkerkundemuseum oder bei einer Filmvorführung im Wälderhaus in Wilhelmsburg.
Mit fortschreitender Zeit genieße ich die Busfahrten zwischen den Museen als Pause und freue mich, wenn ich mal einen Sitzplatz ergattere. Nach fünf Stunden bin ich sichtlich erschöpft und wundere mich über den nicht nachlassenden Enthusiasmus der anderen Besucher. Aus dem Hauptbahnhof strömen immer noch die Menschen in Richtung Kunsthalle. Es gibt keinen Wettbewerb „Wer schafft die meisten Museen?“, aber der Schnitt scheint bei fünf bis sieben Museen an einem solchen Abend zu liegen, wie ich von anderen erfahre.
Müde, erschöpft aber voller Eindrücke und mit dem Vorsatz, das eine oder andere Museum auch zu anderen Zeiten zu besuchen oder im nächsten Jahr wieder zur Langen Nacht der Museen zu kommen, sinke ich auf einen freien Platz in der U-Bahn. Rund 30.000 nächtliche Besucher konnten die Museen in diesem Jahr verzeichnen.
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