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St. Pauli: „Farbe bekennen für Wohnungsbau“

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Im April gab die Schulbehörde bekannt, die Gewerbeschule Werft und Hafen auf St. Pauli in den Stadtteil Hammerbrook verlegen zu wollen. Der zuständige Sanierungsbeirat Wohlwillstraße spricht sich gegen eine Schließung des Schulstandorts aus. Trotzdem unterstützen Bezirkspolitik und Verwaltung die Pläne der Schulbehörde – mit dem Versprechen öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen.

Seit 150 Jahren werden an der Gewerbeschule Werft und Hafen an der Wohlwillstraße 46 auf St. Pauli BerufsschülerInnen ausgebildet. Lange Zeit war die Schule insbesondere für die hafennahen Berufe zentrale Ausbildungsstelle in Hamburg. Im April gab die Schulbehörde bekannt, den Schulstandort in vier Jahren schließen und die Ausbildung der SchülerInnen zukünftig in Hammerbrook fortsetzen zu wollen. An der Sorbenstraße soll eine Zusammenlegung mit einer dort bestehenden Gewerbeschule erfolgen. Der Sanierungsbeirat Wohlwillstraße wendet sich gegen die Pläne der Behörde und fordert einen Erhalt der Schule auf St. Pauli. „Im Falle einer Schließung würde nicht nur eine Tradition zu Ende gehen, sondern auch eine Verdrängung von SchülerInnen, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, in ein Gewerbegebiet stattfinden“, heißt es aus dem Beirat. Darüber hinaus fürchtet man, dass ein Verkauf des Schulgeländes eine weitere Aufwertung des Viertels zur Folge haben werde. Die derzeit bestehende Durchmischung des Stadtteils werde somit weiter gefährdet.

Die Bezirkspolitik und Verwaltung widersprechen den Mitgliedern des Beirats. Der Bezirk will an dieser Stelle nach der Schließung der Schule Wohnungsbau verfolgen. Im bezirklichen Wohnungsbauprogramm 2013 ist die Fläche bereits für den Bau von Wohnungen vorgesehen. Die Zielgruppe sind laut Planungsunterlagen junge Familien. „Hier werde ich für 100 Prozent öffentlich gefördertes Wohnen in verschiedenen Formen eintreten“, sagt Michael Mathe, Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung. In Szenevierteln wie St. Pauli sei ein derartiges Vorhaben wohnungspolitisch und städtebaulich klug. „Wenn wir hier Wohnen zu günstigen Mieten wollen, dann müssen wir jetzt Farbe bekennen“, sagt Mathe weiter. Auch die Bezirkspolitik unterstützt das Vorhaben der Verwaltung. Es sei Sinnvoll die Schulen zusammen zu legen, da bereits heute ein Großteil der SchülerInnen nicht mehr aus St. Pauli stamme. Desweiteren bilden an der Gewerbeschule Werft und Hafen die typischen Hafenberufe nicht länger den Schwerpunkt der Ausbildung. Vielmehr seien es Logistikberufe, wie diese auch in Hammerbrook ausgebildet würden. „Die Verlegung bringt zwar Unannehmlichkeiten für SchülerInnen und LehrerInnen, aber es macht fachlich Sinn die Schulen zusammen zu legen. So kann man die Ausbildung den Gegebenheiten moderner Berufsschulbildung anpassen“, sagt Anja Keuchel, Bezirksabgeordnete der SPD. Die Grünen setzen sich zwar für einen Erhalt der Gewerbeschule ein, wollen jedoch auch den Bau von Wohnungen unterstützen, falls die Entscheidung der Schulbehörde bestehen bleibt. „Stadtteile wollen nicht nur aus Wohnungen bestehen, sondern brauchen auch Identität, wie diese Traditionsschule. Dennoch ist es für alle das Beste dort Wohnungen zu bauen, wenn die Schule geschlossen werden muss“, sagt Jutta Kodrzynski, Bezirksabgeordnete der Grünen.

Der Ausschuss für Wohnen und Stadtteilentwicklung entscheidet in seiner letzten Sitzung der Empfehlung des Sanierungsbeirates nicht zu folgen. Gegen die Stimmen der CDU und bei Enthaltung der Grünen stimmt der Ausschuss für die Pläne der Bezirksverwaltung nach einer Verlegung der Schule ausschließlich mietgünstigen Wohnungsbau zu verfolgen. „Wenn wir jetzt nicht deutlich machen, dass wir an dieser Stelle Wohnungsbau wollen, entsteht dort vielleicht etwas anderes, das niemand von uns dort haben will“, sagt Henriette von Enckevort, Bezirksabgeordnete der SPD.

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