Vor zwei Wochen wurde eine Nebelgranate in das Occupy-Camp am Gertrudenkirchhof geworfen. Nun bekennt sich das „Kommando Rosa Luxemburg“ in einem Schreiben im Internet zu der Tat. Die Gruppierung wirft den Occupy-AktivistInnen vor, von rechtem Gedankengut unterwandert zu sein. Aktueller Anlass des Anschlags war die Einladung der Band „Die Bandbreite“ zum Endless Summer Festival des Occupy-Camps.
Bereits in der vergangenen Woche verdichteten sich die Hinweise, dass der Angriff auf das Occupy-Camp mit einer Nebelgrante in Zusammenhang mit dem Auftritt der Band „Die Bandbreite“ auf dem Endless Summer Festival des Occupy-Camps steht. Viele Bands und Gruppierungen wiesen die Occupy-AktivistInnen auf einen rechtslastigen Hintergrund der Band hin. Auch die Antifa-Hamburg machte darauf aufmerksam, dass „Die Bandbreite“ bereits 2010 von der NPD als „eine volkssozialistische Musikgruppe“ bezeichnet worden ist und sendete Informationen zum Hintergrund der Band an die anderen zum Festival eingeladenen Bands. In einer Stellungnahme gab das Occupy-Camp bekannt, die Gruppe von dem Festival auszuladen. „Wir haben diese Vorwürfe und die Bedenken der Bands sehr ernst genommen und viele Stunden online und analog darüber diskutiert. Ergebnis: Die Bandbreite wird nicht beim Endless Summer Camp Festival auftreten. Diese Entscheidung haben wir nicht getroffen, weil wir die Bandbreite für rechtslastig, antisemitisch, sexistisch oder verschwörungstheoretisch halten. Wir haben sie auch nicht wegen der Vorwürfe der Antifa getroffen, sondern schon einen Tag zuvor, also als Reaktion auf die Absagen der Bands, die nicht mit der Bandbreite eine Bühne teilen wollten“, heißt es in der Stellungnahme von Occupy. Stattdessen habe man der Band angeboten, zu einer Diskussionsveranstaltung zu kommen, bei der die Vorwürfe zum Thema gemacht werden sollten. Dieses Angebot lehnte die Band jedoch ab. Zu dem Zeitpunkt an dem die Band auftreten sollte findet nun ein offener Dialog zum Thema „Selbstwahrnehmung und Deutungshoheit im linken Spektrum“ statt (Sonnabend, 4. Mai um 22 Uhr).
Am Mittwoch bekannte sich das „Kommando Rosa Luxemburg“dazu, die Nebelgranate in das Camp geworfen zu haben: „Wir, das Kommando Rosa Luxemburg, bekennen uns zu dem „Anschlag“ auf das Occupy Camp in Hamburg mit einer Nebelgranate. Wir protestieren mit dem Nebel gegen die Nebelkerze Kapitalismuskritik, die von der Occupy-Bewegung in Hamburg von Anfang an gezündet wurde, um die antisemitischen, Rechts-Aussen Mythen der Bewegung und den im Camp gebilligten und geförderten Sexismus zu vernebeln“, heißt es in dem Bekennerbrief. Es handle sich bei der Mehrheit der Personen im Occupy-Camp „um Menschen mit einem rechten und verschwörungsideologischen Weltbild“, so die Begründung für das Handeln der Gruppierung. Rechte Aussagen aus dem Camp würden immer wieder unter dem Mantel der Meinungsfreiheit verteidigt werden, die linke Position nach Außen sei nur Schein.
Den Vorwurf von rechts unterwandert zu sein, weisen die Occupy-AktivistInnen entschieden von sich. „Wir sind erst einmal sprachlos. Die Vorwürfe sind völlig an den Haaren herbei gezogen“, sagt einer der Aktivisten. Seine Familie habe selbst unter dem NS-Terror leiden müssen. „Wir finden es schade, dass diese Gruppe mit ihrer Kritik nicht den Dialog mit uns gesucht hat, sondern auf solche Methoden wie die Nebelgranate zurückgreift“, heißt es weiter aus dem Camp.
Das Endless Summer Festival des Occupy-Camps auf dem Gehart-Hauptmann-Platz hatte zunächst einige Anlaufschwierigkeiten. Der Bezirk Hamburg-Mitte hatte eine Unterlassungsverfügung erwirkt, da bereits vor Anmeldung des Festivals Plakate und Hinweise auf die Veranstaltung kusierten. Nach erneuten Gesprächen mit der Leitung des Kirchentags, Vertretern der Partei „Die LINKE“, den Occupy-AktivistInnen und dem Bezirksamt Hamburg-Mitte kann das Festival nun doch stattfinden. Bis Sonntag wird das Endless Summer Festival auf dem Gehart-Haupmann-Platz – dem ursprünglichen Standort des Camps – gedultet. Dafür kooperiert das Camp auch mit Veranstaltungen des Kirchentags, die zeitgleich auf dem Platz stattfinden. Die Duldung durch das Bezirksamt unterliegt einigen Auflagen. Dazu gehört unter anderem, dass auf keinen Fall ein Umzug des Camps vom Getrudenkirchhof zurück auf den Gerhart-Hauptmann-Platz erfolgen soll. Bis Sonntag gibt es beim Endless Summer Festival ein buntes Programm des Camps: 35 Bands treten auf, es wird Workshops und ein Open-Air-Kino geben.
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden