Kultur

Soulkitchen: „Wir haben das Gefühl, den Abriss zu finanzieren“

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Signe Heins

*19.12.1989 in Trier | seit 2009 Studium der Politikwissenschaft in Hamburg | ERASMUS Jahr in Coimbra, Portugal 2011-2012 | seit 2009 Bildungsreferentin in der Jugendakademie Bad Segeberg | seit 2007 ehrenamtliche Betreuerin auf dem Jugendzeltplatz Wittenborn

Die Betreiber der Soulkitchen-Halle in Wilhelmsburg wollen das Kulturzentrum renovieren. Am Wochenende sollen die ersten Arbeiten an der ehemaligen Lagerhalle beginnen.  Der Eigentümer, die Sprinkenhof AG, hält jedoch weiter an Abrissplänen für Ende 2013 fest.

In geänderter Fassung zuerst veröffentlicht in der taz. Hamburg am 9. März 2013.

Seit dem Jahreswechsel ist es still geworden in der Industriestraße 101 in Wilhelmsburg. Aus der Soulkitchen-Halle ist keine Live-Musik mehr zu hören. Seit Januar gibt es keine Nutzungsgenehmigung mehr für das nichtkommerzielle Kulturzentrum. Ein Dixi-Klo anstatt fester sanitärer Einrichtungen und bei Regen eine unerwartete Erfrischung durch das leckende Dach. Dies sind nur einige der baulichen Mängel, die bereits im September 2012 zu einer Stilllegung der Soulkitchen-Halle durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte geführt haben. Nach der Beseitigung der größten Mängel wurden Veranstaltungen bis zum Jahresende geduldet. Seit dem 1. Januar 2013 ist der Betrieb der Halle durch den Bezirk jedoch vollständig  untersagt. Damit in der Soulkitchen-Halle bald wieder Konzerte und Filmabende stattfinden können, wollen am Wochenende Helfer aus dem Stadtteil mit anpacken. „Für eine Betriebsgenehmigung müssen wir Geld in umfangreiche Brandschutzmaßnahmen, eine Wasserversorgung und die Einrichtung sanitärer Anlagen investieren“, sagt Mathias Lintl, der die Halle gemeinsam mit Unterstützern aus der Wilhelmsburger Kulturszene seit 2010 betreibt. Die Soulkitchen-Halle ist durch den gleichnamigen Film von Fatih Akin auch weit über die Elbinseln hinaus bekannt.

Als Betreiber der beliebten Kulturinstitution ist Mathias Lintl mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Durch den Verlust der Einnahmen im Januar und Februar konnte die Miete für die Halle nicht bezahlt werden. Die Mietrückstände schulden die Betreiber dem Eigentümer, der Sprinkenhof AG. „Wir haben das Gefühl, hier den Abriss zu finanzieren“, sagt Lintl. Die Sprinkenhof AG plant, die Halle Ende 2013 abzureißen. Aufgeben will Mathias Lintl trotzdem nicht. „Die Menschen hoffen, dass wir weitermachen. Wir wollen sie nicht enttäuschen“, sagt Lintl.

Eine erste große Hürde auf dem Weg zur neuen Betriebserlaubnis des Kulturzentrums waren fehlende Baupläne für die alte Lagerhalle. Eine Neuerstellung kostet mehrere tausend Euro. Die Veranstalter der Internationalen Bauausstellung (IBA) haben sich bereit erklärt, die Kosten für die Erstellung der neuen Baupläne zu übernehmen. Auch in der Bürgerschaft wurden mehrfach Möglichkeiten zum Erhalt der Soulkitchen-Halle diskutiert. „Die Soulkitchen ist gerade deshalb etwas besonders, weil sie einen unstetigen Charakter hat“, sagt Metin Hakverdi, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD aus Wilhelmsburg. „Wir wünschen uns eine aktive Kulturszene in Wilhelmsburg und müssen daher überlegen, wie man bei der aktuellen Raumknappheit Nischenkultur unterbringen kann“, sagt Hakverdi weiter.

Die Zukunft des Kulturzentrums ist jedoch weiterhin ungewiss. Sollte an den derzeitigen Abrissplänen der Sprinkenhof AG festgehalten werden, könnten sich die  Betreiber der Soulkitchen-Halle auch vorstellen, an einen anderen Ort auszuweichen. Mit der Stadt konnte man sich bisher jedoch auf keinen Ort einigen. „Die bisher vorgeschlagenen Alternativen waren zu teuer oder schlecht angebunden“, sagt Lintl. Trotz aller Hindernisse werden zahlreiche freiwillige Helfer sich weiter für den Erhalt der kulturellen Vielfalt auf den Elbinseln einsetzen.

 

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1 Kommentar

  1. Erich Heeder

    15. Juni 2013 at 18:52

    Es ist schon ein Dilemmer, die Stadt läßt nur noch abreißen, und baut für viel Geld neu !! Wahrscheinlich geht es dieser Stadt zu gut ?? Statt zu helfen, oder zu unterstützen, wird nur noch abgerissen !! Es hat auf St.Pauli angefan- gen und wandert seit dem in alle Himmelsrich- tungen diese Stadt !! Wie man gegen so eine Stadtteilentwicklung vor gehen kann,ist mir seit ein paar Jahren ein Rätsel!! E.Heeder – seit 1988 im Sanierungsbeirat- MÜMABE

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