Vergangene Woche beschäftigte sich der Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte mit der Feinstaubbelastung in Hamburg. Die Grenzwerte für Feinstaub werden laut Experten nur selten überschritten. Stattdessen bedrohen andere Gifte in der Luft die Gesundheit der Hamburgerinnen und Hamburger.
Die Mitglieder des Verkehrsausschusses wollten sich über die Entwicklung der Feinstaubbelastung in den vergangenen fünf Jahren informieren, um bei der zukünftigen Verkehrsplanung auch auf die möglichen Gefahren durch Luftverschmutzung zu achten. Dr. Thomas Reich vom Institut für Hygiene und Umwelt konnte dem Ausschuss zunächst über die positive Entwicklung mit Blick auf die Feinstaubbelastung berichten. Hamburg hat mit Ausnahme von 2011 die strengen Grenzwerte der Europäischen Union seit 2005 nicht überschritten. Auch der Umweltverband BUND bezeichnet die Feinstaubbelastung in Hamburg als entsannt, dennoch könne je nach Wetterlage sehr schnell wieder eine gesundheitsschädliche Belastung entstehen.
„Die Messwerte für die Feinstaubbelastung sind vom Wetter abhängig und schwanken zum Teil sehr stark“, sagt auch Dr. Reich. Um den Anteil von Feinstaub in der Luft weiter zu Reduzieren schlägt der Experte eine Reduzierung des Verkehrs und die Ausstattung älterer Fahrzeuge mit zusätzlichen Filtern vor. Auch eine Verflüssigung des Verkehrsaufkommens könne den Feinstaubanteil weiter senken. Der Autoverkehr ist jedoch nur zu 30 Prozent für die Belastung der Luft verantwortlich. Die Industrie (40 Prozent) und die Schifffahrt (17 Prozent) tragen neben zahlreichen kleineren Luftverschmutzern einen großen Anteil zu der Gesamtbelastung bei.
Laut BUND liegt das größte Problem jedoch nicht bei der Feinstaubbelastung sonder bei den sogenannten Stickoxiden. „Hamburg kann die Grenzwerte in Bezug auf Stickoxide nicht einhalten und wird dies bei den derzeitigen politischen Aktivitäten in den nächsten Jahren auch nicht können“, sagt Paul Schmidt vom BUND. Stickoxide sind Gase, die bei Verbrennungsprozessen, wie zum Beispiel in Motoren oder Industrieanlagen entstehen. Je nach Zusammensetzung und Menge können Stickoxide die Atemwege reizen und schädigen. Außerdem stehen die Gase in einem Zusammenhang mit der Entstehung von Saurem Regen und Smog. Auch die Erderwärmung wird durch Stickoxide verstärkt.
Einfache Partikelfilter, die den Feinstaubanteil in der Luft reduzieren, haben keinen Einfluss auf Stickoxide. Hierzu sind sogenannte SCRT-Filter notwendig, die mittels einer chemischen Reaktion die giftigen Gase unschädlich machen. Partikelfilter für Dieselfahrzeuge können laut BUND die Stickoxidbelastung sogar erhöhen. „Die hochwertigen SCRT-Filter stehen leider für viele Fahrzeuge noch nicht zur Verfügung oder sind den Verursachern zu teuer“, sagt Paul Schmidt.
Der BUND fordert aufgrund der wachsenden Belastung schnell Maßnahmen zu ergreifen, die Stickoxidbelastungen der Luft verringern. Der Verkehr müsse drastisch reduziert werden. Weiterhin sollte eine Umweltzone, die nicht auf die Verringerung von Feinstaub reduziert ist, eingeführt werden. Der öffentliche Nahverkehr solle stärker auf die Schiene verlagert werden, da die derzeitige Busflotte für die Entwicklung der Stickoxidwerte nicht vorteilhaft ist. „Vor allem brauchen wir eine schnelle Landstromanbindung der Schiffe im Hafen, da diese häufig für eine hohe Hintergrundbelastung verantwortlich sind“, sagt Paul Schmidt. Der BUND prüft aktuell die Stadt mit rechtlichen Mitteln zu stärkeren Maßnahmen gegen die Stickoxidbelastung zu zwingen.
Bild: Harry Hautumm / pixelio.de
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden