Die City stand still: Umrahmt von geduldig blinkenden Bussen, wartenden Autos und einem komplett verkehrsfreien Steintorwall durchquerte am Freitagnachmittag ein Demonstrantenzug die Straßen der Innenstadt.
Über 1500 Hamburgerinnen und Hamburger fanden sich laut Polizeiangaben am Dammtorbahnhof ein, um gegen die Kürzungspläne des Hamburger Senats zu demonstrieren. Im Dezember soll dieser über ein Sparprogramm entscheiden, dass Einsparungen in Höhe von 67,5 Millionen Euro im Sozial- und Bildungsbereich vorsieht. Gemeinsam mit dem „Bündnis gegen Rotstift“ aus Gewerkschaften, Studentenorganisationen, Wohlfahrts- und Sozialverbänden setzten sich die Teilnehmer gegen die daraus entstehenden Nachteile für Universitäten, Jugendzentren, Senioren- und Suchthilfeangeboten zur Wehr. Unter ihnen waren Mitarbeiter zahlreicher solcher Einrichtungen – sie hatten für die Demonstration extra frei bekommen.
Mit Trillerpfeifen und Rasseln bewaffnet zogen sie nach einer Auftaktkundgebung über Dammtorwall, Jungfernstieg und Mönckebergstraße zum Hauptbahnhof. Songs wie „I need a Dollar“ tönten durch die Straßen, dazu machten Lautsprecherdurchsagen wie „Hallo Möckebergstraße, wir stören nur ungern beim Einkaufen, aber es muss einfach sein“ Passanten und wartende Autofahrer neugierig.
„Das Geld ist da, es kommt nur nicht im Sozialetat an“ war wohl einer der meistgesprochenen Sätze des Abends, der auf die Bundesmittel zur Entlastung des Sozialhaushaltes und die laut Bündnis unerwartet hohen Steuereinnahmen der Stadt anspielt. „Es trifft gerade die, die am dringendsten staatliche Hilfe brauchen und sich nicht durch private Initiativen auffangen können“, sagt Martin Kersting aus dem Stadtteilbeirat Steilshoop. Bündniskollege Wolfgang Abel, Landesbezirksleiter von Verdi, fügt hinzu: „Wir forden den Staat auf, endlich Vernunft walten zu lassen und zu reagieren!“
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