„Endlich Kampf gegen das Elend“ skandiert Bild.de am Sonnabend. Es geht um die angeblich unhaltbaren Zustände am Hamburger Hauptbahnhof. Ausdrücklich lobt Bild.de, dass Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) endlich gegen die Situation vorgeht. Zu dem angedachten Konzept gehöre nicht nur das Zuschütten des Tunnels von der U2 zur Spitalerstraße, sondern insbesondere auch die Klärung der Zuständigkeiten am Hauptbahnhof. Dies gilt vor allem für den Vorplatz beim Ausgang zur Kirchenallee. Während bisher die Verantwortung in städtischer Hand lag, solle zukünftig allein die Deutsche Bahn für den Vorplatz zuständig sein. Langfristig solle es auch um eine städtebauliche Umgestaltung des Hauptbahnhofes gehen.
[cjpaco_subscribe_link package_id=“XV2TE6S7AA“ text=“Subscribe“ class=““]Der Hauptbahnhof war bereits vor zwei Wochen Thema in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte (Mittendrin berichtete). Im Rahmen des Antrags der SPD-Fraktion „Umfeld des Hauptbahnhofs neu gestalten“ wurde insbesondere die bauliche Situation am Hauptbahnhof thematisiert. SPD-Fraktionsvorsitzender Falko Droßmann betonte ausdrücklich, dass es lediglich um eine Erneuerung des Vordaches hin zur Kirchenallee gehe. Zur Klärung der Zuständigkeiten und baulichen Umgestaltung solle ein Runder Tisch eingerichtet werden, an dem Bezirksamtsleiter Andy Grote und andere Akteure, wie die Deutsche Bahn, teilnehmen sollen. Die soziale Situation vor Ort sei nicht Thema des Runden Tisches.
Tatsächlich beschränkt sich der betreffende Antrag jedoch keinesfalls nur auf ein mögliches neues Vordach. Der Bezirksamtsleiter wird laut Antrag gebeten sich mit den anderen Akteuren am Hauptbahnhof für eine bauliche Neugestaltung, insbesondere an der Ostseite, einzusetzen. Gleichzeitig soll es jedoch auch um eine Prüfung der Notwendigkeit bestehender Tunnelanlagen am Hauptbahnhof gehen.
Schon Wochen bevor der Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht wurde, war die Situation am Hauptbahnhof immer wieder Thema in den Hamburger Medien. In der letzten Woche nahm sich auch „Radio Hamburg“ dem Thema an. Ergebnis einer Umfrage, laut „Radio Hamburg repräsentativ, schämen sich 55 Prozent der Hamburger für den Hauptbahnhof. Laut Droßmann soll jedoch gerade die soziale Situation nicht teil der Gespräche am Runden Tisch sein.
In der letzten Woche versicherte Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte, gegenüber Mittendrin, dass auch die soziale Situation am Hauptbahnhof Thema am Runden Tisch sei und jetzt angegangen wird. „Die Situation am Hauptbahnhof ist alles andere als erfreulich“, sagte Weiland. Der Bezirk wolle Initiative zeigen, damit Bewegung in die Sache komme. Dafür solle ein Gesamtkonzept erstellt werden. „Die baulichen und sozialen Fragen hängen am Hauptbahnhof eng zusammen“, betonte Weiland.
Zum Gesamtkonzept gehöre auch eine endgültige Klärung der Zuständigkeiten am Hauptbahnhof. Laut Bild.de sprach Andy Grote nun auch konkret von der Bearbeitung sozialer Problemlagen vor Ort. Dabei gehe es jedoch nicht um Vertreibung. Vielmehr solle es bei der Erstellung des Gesamtkonzeptes auch um Hilfsmaßnahmen gehen. Auch die Einrichtung eines Trinkerraumes stehe weiterhin zur Debatte. Schon seit Anfang 2012 erarbeite der Runde Tisch mögliche Maßnahmen. So sollen bereits im Oktober erste Ergebnisse präsentiert werden.
Betrachtet in diesem Gesamtkontext ergeben sich in Bezug auf den Antrag der SPD-Fraktion zum Hauptbahnhof in der Bezirksversammlung Unklarheiten. Fraglich ist nun, warum dieser Antrag eingebracht wurde, wenn der Runde Tisch in Wahrheit bereits seit Monaten an einem Konzept arbeitet. Es entsteht hier der Eindruck, dass mögliches Agieren des Bezirks in den letzten Zügen noch durch die Bezirksversammlung legitimiert werden sollte. Die SPD-Fraktion wollte sich gegenüber Mittendrin bisher nicht zu dazu äußern. Unklar ist darüber hinaus, warum die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung die sozialen Aspekte derart eindeutig ausklammerte. Weiterhin bleibt abzuwarten, was eine neue Verteilung der Zuständigkeiten am Hauptbahnhof bedeutet und welche Konsequenzen die alleinige Zuständigkeit der Deutschen Bahn auch unter den Vordächern hat. Offen ist außerdem, welche Konzepte in sozialer Hinsicht angedacht sind.
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