Roller Derby: Finninnen sind für die Harbour Girls nicht zu knacken

Mathias Eichhorn
Stadtgespräch
Mathias Eichhorn
@matsquirrel

*1981 in Parchim (MV) | Bankkaufmann | Magister in Politikwissenschaft | Angestellter der FHH

Es will einfach nicht gelingen gegen Roller Girls aus Skandinavien: Die St. Pauli Harbor Girls haben am Samstag gleich zwei Mal gegen Teams aus Finnland verloren. Die Stimmung haben sich die Deerns und ihre Fans trotzdem nicht verderben lassen. 

Bout 1: Harbor Girls B vs. Åbo B-ajs

Den Start machen die Mädels des Team B der Harbor Girls. Sie spielen in der Sporthalle des Christianeum gegen das B-Team Åbo B-ajs der Dirty River Roller Grrrls aus Turku in Finnland. Beide Mannschaften gehen schwungvoll in das Spiel, viele Punkte gibt es zunächst jedoch nicht. Zwar gelingt den Jammerinnen, so heißen die Spielerinnen, die durch das Überholen ihrer Gegnerinnen punkten können, das erste Überholen der Gegenspielerinnen (Initial Pass), doch gibt es hierfür noch keine Punkte. Anschließend bleiben sie dann häufig im Block der anderen Teams hängen.

Den ersten guten Lauf erwischen die Harbor Girls. Die Nummer 69, Kampfname Rough Rudie, macht gleich zwölf Punkte für die Hamburgerinnen. Doch die Finninnen können direkt antworten, denn die Jammerin der Harbor Girls muss auf die Strafbank. Das nutzt Holy Seitan (#666) aus. Sie muss zwar hart für ihre Punkte kämpfen, vor allem die Hamburgerin Risiko (#2-1) macht ihr das Leben schwer, doch schon nach kurzer Zeit und unterstützt von ihrer Teamkollegin M.Ullan Alla (#942) gelingt den Åbo B-ajs schnell die Führung. Und so steht es nach der ersten Viertelstunde 14:31. Die Finninnen führen.

Kämpfen und Blocken

Die Harbor Girls wirken etwas orientierungslos. Vor allem der Block ist wenig flexibel. Zu allem Überfluss flieg Original Pirate (#25) immer wieder vom Platz und kann ihren Mitspielerinnen nur zusehen. Nach 20 Minuten liegen die Harbor Girls schon mit 16:40 Punkten hinten. Doch sie kämpfen und blocken immer effektiver. Nur die finnische #942 passiert immer wieder flink die Reihen der Habor Girls. Auch die Finninnen blocken nun immer härter. Als ihre Jammerin #44 (Forrest Cunt) das Spielfeld verlassen muss und sich das Publikum auf einen Powerjam für die Hamburgerinnen freut, muss kurz darauf auch Rough Rudie (#69) das Feld verlassen.

Wieder keine Punkte für Hamburg. Zu allem Unglück misslingt kurz danach ein sogenannter Star Pass. Die Jammerin kann hierbei ihre Aufgabe, Punkte zu machen, an eine bestimmte Spielerin (der Pivot-Blockerin) abgeben. Rough Rudie (#69) übergibt zwar ihre Haube mit dem Stern an ihre Kollegin Original Pirat (#25). Die muss allerdings sofort das Spielfeld verlassen und erneut eine Strafe absitzen. Somit haben die Finninnen die Gelegenheit die erste Halbzeit mit weiteren 15 Punkten abzuschließen. Es steht 29:97.

Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Kracher. Birdy McBoom (#500) knallt 24 Punkte auf den Track. Die Harbor Girls verkürzen auf 53:97. Doch auch die Finninnen schlafen nicht und punkten ihrerseits. Es steht 53:105. Die Harbor Girls blocken was das Zeug hält, sprechen sich besser ab und so hat Rough Rudie (#69) immer wieder die Möglichkeit, weitere Punkte für Hamburg zu machen. Es geht Schlag auf Schlag. Die Hamburgerinnen Punkten und die Finninnen legen direkt nach. Vor allem M. Ullan Alla (#942) gelingt es nach wie vor häufig, an den Reihen der Habor Gils vorbeizufliegen. Åbo B-ajs wird immer siegessicherer. Luna Vulgaris (#0CAL) kann sich sogar die Zeit nehmen, auf ihrem Weg über den Track, ihren Fans zuzuwinken. Dann passiert eine Weile kaum etwas auf dem Track. Bis Birdy McBoom (#500) zwei Minuten vor Schluss wieder furios punktet. Am Ende dieses Jams ist sie stehend k.o., hat aber den Rückstand deutlich verkürzt. Dennoch verlieren die Harbor Girls B gegen die besseren Åbo B-ajs mit 130:160.

Bout 2: Habor Girls A vs. Föri Fighters

Der zweite Bout des Nachmittags wird ein wirklicher Hammer. Es ist durchgängig laut auf den Rängen, auf dem Track wird um jeden Meter gekämpft. Die ersten vier Punkte macht das A-Team der Dirty River Roller Grrrls, die Föri Fighters. Die Hamburgerin Knock’n’Rose (#234) lässt nichts anbrennen und fliegt im Gegenzug am Block der Finninnen vorbei. Kurze Zeit später rotiert sie mit einer doppelten Pirouette erneut durch die Reihen der Roller Girls aus Finnland. Die Geschwindigkeit dieses Spiels ist sehr hoch. Die Blockerinnen sind gut aufgestellt und sehr flexibel. Man merkt, dass hier die erfahrenen Spielerinnen auf dem Track stehen. Einige von ihnen fahren sogar für die jeweiligen Nationalmannschaften.

Nach zehn Minuten steht es 20:33. Die Harbor Girls liegen zwar hinten, aber es könnte auch anders herum sein. Das weiß auch das Publikum und feiert das Team von nun an ohne Unterbrechung. Unterdessen bleibt Miss Zoffi (#auf180) gleich mehrfach im Block der Finninnen hängen. Als Forrest Cunt (#44) auch noch ein furioser Power Jam gelingt, liegen die Harbor Girls plötzlich 30:72 zurück. Ein Time Out soll helfen sich neu zu sammeln, der Abstand bleibt jedoch bis zur Halbzeit bestehen. Es steht 59:123.

Beide Teams schenken sich keinen Meter

Die zweite Halbzeit beginnt so stark wieder die erste. Beide Teams schenken sich keinen Meter. Es wird hart geblockt und schnell gefahren. Die Harbor Girls kommen an die Föri Fighters heran, es steht 93:138. Das Publikum bejubelt beide Teams auch in der zweiten Halbzeit. Ein Official Time Out wird genutzt, um die ganze Sporthalle in eine Party zu verwandeln. Denn auch die Spielerinnen tanzen und singen mit, während sich die Offiziellen besprechen. Die gute Stimmung ist in dieser Phase des Spiels wichtig. Immer wieder gibt es Unterbrechungen. Die gute Laune und der Antrieb durch die Fans verhindert, dass die Spielerinnen ihren Spielfluss verlieren.

Zunächst punkten Forrest Cunt (#44) und Matokisti (#69) auf finnischer Seite. Es folgen zwei schnellen Jams, die Knock’n’Rose (#234) und Miss Zoffi (#auf180) nutzen, um den Punktestand der Hamburgerinnen zu erhöhen. Das Tempo ist weiter hoch und die Blocks hart. Die Spielerinnen beider Teams zeigen, was man mit Rollschuhen so alles anstellen kann. Derweil wächst der Vorsprung der Finninnen langsam aber sicher immer weiter an. Nach einem starken Power Jam der Finninnen steht es 108:194.

Die Föri Fighters zeigen ihre Freude hierüber, wie schon im Spiel der beiden B-Teams zu vor. ACABella (#1312) jubelt dem Publikum zu, während sie ihre Runden zieht und weiter punktet. Kurz scheint es, ein etwas ruhigeres Spiel zu werden, doch dann drehen beide Mannschaften noch einmal auf und mit ihnen das Publikum. Die Harbor Girls blocken in der Endphase fast jede Jammerin der Föri Fighters. Zudem fahren sie deutlich mehr Punkte ein und werden dafür von den Fans gefeiert. Am Ende verlieren die Harbor Girls dennoch mit 140:208. Irgendwie scheinen Skandinavierinnen für die Harbor Girls schwer zu knacken zu sein. Traurig muss hier und heut aber niemand sein. Es war ein starkes Spiel – von beiden Mannschaften, unterstützt durch ein hervorragendes Publikum.

Fotos und Text: Mathias Eichhorn
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