Von Dominik Brück, stellvertretender Chefredakteur
Eine wichtige Sache vorneweg: Wir üben hier keine Generalkritik an der Hamburger Polizei. Es geht vielmehr darum, das eindeutige Fehlverhalten eines Beamten öffentlich zu machen und dazu Stellung zu nehmen, da ein Mitglied unserer Redaktion hiervon betroffen ist.
Was ist passiert? Während einer Spontandemonstration gegen das Gefahrengebiet am 6. Januar 2014 befinden sich ein Fotograf von Mittendrin und ich hinter der Polizei, die in der Wohlwillstraße rund 100 Personen eingekesselt hat. Mein Kollege steht zu diesem Zeitpunkt rund 5 Meter hinter den Polizeibeamten und macht Fotos von dem Kessel. Spontan und ohne ersichtlichen Grund wird der Kollege von einem Polizisten aufgefordert, seinen Presseausweis vorzuzeigen. Unser Fotograf kommt der Aufforderung nach, weigert sich jedoch den Presseausweis auszuhändigen. Daraufhin greift der Polizist ohne Vorwarnung nach dem Ausweis und versucht dem Kollegen diesen zu entreißen. Da unser Redakteur seinen Ausweis weiter festhalten will, kommt es zu einem kurzen Gerangel, bei dem der Ausweis zerbricht. Erst mehrere herbeigeeilte Kollegen können den Beamten dazu bringen, den Ausweis loszulassen. Unser Fotograf blieb glücklicherweise unverletzt.
Wir bitten die Hamburger Polizei gerade in der aufgeheizten Stimmung, die in dem Gefahrengebiet herrscht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Es ist die Aufgabe der Presse in derartigen Situationen zu berichten. Dies ist durch die Pressefreiheit eindeutig geschützt. Es spricht nichts dagegen sich als Pressevertreter auszuweisen. Gegenüber Journalisten eine derart aggressive Haltung einzunehmen, die der betreffende Beamte hier gezeigt hat, halten wir für mehr als unakzeptabel. Auch in Gefahrengebieten gilt die Pressefreiheit. Wir werden dem Kollegen seien Ausweis auf Kosten der Redaktion ersetzen und behalten uns nach genauer Prüfung vor, von der Polizei Schadenersatz zu fordern. Wir danken den Kollegen für ihr beherztes Eingreifen und das zur Verfügung stellen von Beweisfotos.
Eine persönliche Bemerkung: Ich habe die Situation aus einer Entfernung von rund 2 Metern beobachtet und bin dem Kollegen ebenfalls zur Hilfe geeilt. Ich halte es für absolut nicht hinnehmbar, dass ein Polizist, der nicht nur aufgrund seiner Einsatzmontur dem Kollegen körperlich weit überlegen war, derart aggressiv gegen einen Vertreter der Presse vorgeht. Zumal nicht zu erkennen war, warum gerade unser Fotograf dazu aufgefordert wurde sich auszuweisen. Auch ich bitte die Polizei darauf zu achten, bei ihren Einsätzen ruhig und friedlich zu agieren. Wir machen auch nur unseren Job und wollen, dass dabei auch unsere Sicherheit geschützt wird.
Bild links: md-protestfotografie.com
Bild rechts: Timo Schaube
ichoderdu
7. Januar 2014 at 09:38
Gut so. Nicht einschüchtern lassen.Das ist genau das was sie damit erreichen wollen damit sie ihre Schweinereien komplett der Öffentlichkeit vorenthalten können. Mopo und Abendblatt sehen sich ja anscheinend nur noch als verlängerter Arm der Polizei und Stimmungsmacher für sie. Ich würde den Polizist vielleicht sogar wegen Sachbeschädigung anzeigen. Obwohl man bei sowas immer vorsichtig sein sollte da hat man dann ganz schnell eine Widerstands Anzeige am Hals und vor Gericht sind dann auf einmal 3 Kollegen des Polizisten da die alles bestätigen was sie sich vorher zusammen ausgedacht haben. Gibt es ständig nach Demos sowas.
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Fran Kee 【Ƿ】
7. Januar 2014 at 10:05
Seufz, in Anbetracht dessen, könnte es SEHR schwer werden, der Polizei beizugringen, daß es auch (diverse!) legitime Berichterstatter ohne „amtlichen“ (sprich: einem der großen Verbände) Presseausweis gibt…
Horst
7. Januar 2014 at 11:16
Mal eine Frage: Ich habe mal gelesen, dass das Fotografieren von allem und jedem grundsätzlich erst einmal erlaubt ist. Eingeschränkt sei demnach nur das Veröffentlichen. Wisst ihr mehr?
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 07:11
Grundsätzlich gibt es keine Einschränkung beim Fotografieren mit Ausnahme des Persönlichkeitsrechtes der fotografierten Personen. Hier gibt es auch noch einige Sonderregeln, aber grundsätzlich gilt, dass jeder selbst darüber entscheiden kann, ob sein Bild veröffentlicht werden darf oder nicht.
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Fab
7. Januar 2014 at 13:02
Welcome to Hamburg!!
Wenn Ihr zu dem besagten Zeitpunkt an dem besagten Ort gewesen seid, dann müsste euch doch sicher auch aufgefallen sein, was sich hinter den Cops in dem Hauseingang abgespielt hat. Ich war dort und habe mitbekommen, wie dort eine Frau, mit Knie im Rücken, von mehreren Cops in voller Montur zu Boden gedrückt wurde. Auf meine Nachfrage, was dort los sei, sagte mir ein Beamter: „Dort wird gerade eine Frau abgearbeitet.“ (sic!). Auf meine Nachfrage wesahlb so unverhältnissmäßig Gewalt angewendet wird (die Frau wog vermutlich soviel wie die Schutzausrüstung der „abarbeitenden“ Beamten) antwortete der Cop: „Sie wollte sich der Personalienaufnahme widersetzten.“
Wenn Ihr Eure Aussage „Es ist Aufgabe der Presse in solchen Situationen zu berichten.“ wirklich ernst nehmt, dann berichtet auch bitte über solch UNMENSCHLICHE Polizeipraxis und fangt nicht erst an die Polizei „um etwas zu bitten“ *LOL*, wenn einem Kollegen der Presseausweis zerbrochen wird.
Was Polizei und Senat gerade mit der Stadt machen, ist mit „Willkür“ und „Politik der Repression“ noch viel zu milde beschrieben. Und es braucht mutige und kritische Journalist_innen, um die Öffentlichkeit zu informieren. Mopo, Abendblatt und Co. werdens ganz sicher nicht tun…
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 07:12
Einen derartigen Vorfall habe ich nicht gesehen. Hätte ich das, hätte ich auch darüber berichtet.
babra
11. Januar 2014 at 10:15
Leider ist es ja allzu MENSCHLICH, also menschgemacht, was die POLIZISTEN und INNEN sich teilweise erlauben, gleichwohl ist es auch nicht als TIERISCH zu bezeichnen, sondern als ABARTIG oder so, manchmal fehlen uns die Worte…und klar bin ich ganz eins mit dir!!!!!!!!!
Farid
7. Januar 2014 at 14:22
Hallo Dominik Brück,
danke für Deinen ausführlichen Bericht zu den Vorkommnissen gestern Abend auf St. Pauli. Ich war zur gleichen Zeit im Innenausschuss der Bürgerschaft und habe dort über Dritte von den Ereignissen erfahren. Wie Du weißt, bewerten wir Grüne die Einrichtung des Gefahrengebietes als total unverhältnismässig und sehen auch keinen Gewinn für die Sicherheit der Polizeireviere darin. Auf Alternativen zum Gefahrengebiet angesprochen, antwortete mir Senator Neumann, dass er ja nicht die Reviere als Festungen ausbauen wolle und daher eben nur diese Maßnahme in Frage käme….Das Hamburger Abendblatt ( http://www.abendblatt.de/hamburg/article123612720/Gefahrengebiete-fuehren-nicht-zum-Ziel.html) rudert aber heute, auch Dank der breiten Berichterstattung über Hamburg hinaus, zurück. Was ich vermisse von der SPD ist der Wille für eine politische Lösung dieser Situation. Stattdessen sieht Senator Neumann keine Probleme in der Stadt, die es rechtfertigen würden, einen Runden Tisch einzurichten….(weiß auch nicht, ob ein Runder Tisch hier hilft…). Ich glaube, die SPD glaubt, dass eine Mehrheit ihren Kurs unterstützt, deswegen macht sie so weiter. In Deinem speziellen Fall empfehle ich, eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Polizei gegen den Beamten einzureichen. Gerade in der Medienstadt Hamburg ist die Pressefreiheit ein so hohes Gut, als das es nicht durch solche Aktionen ausgehebelt werden darf. Da hat der Senat eine Aufsichtsfunktion, die er wahrnehmen muss. Der Vorfall zeigt aber, dass die Einrichtung einer Gefahrenzone keineswegs dazu geeignet ist, die Hamburger Probleme zu befrieden…..Wenn noch Hilfe und Rat benötigt wird, meldet Euch gerne bei mir! HG Farid Müller
Ishtar
11. Januar 2014 at 00:00
Is schon wieder Wahlkampf? Keine Frage, wären BMW 90 Die Grünen aktuell in einer Koalition mit der SPD,stünden sie genauso hinter der knüppelnden Polizei.
Klaus-Peter
7. Januar 2014 at 15:43
Also bei all der nachvollziehbaren Wut, sollte man die Sache dennoch sacken lassen, bevor man eine solche sog. Stellungnahme publiziert. Apropos – wieso seht ihr euch genötigt Stellung zu nehmen? Welchen Vorwurf euch gegenüber gibt es? Zudem sind Sätze wie: “ Spontan und ohne ersichtlichen Grund wird der Kollege..“ überflüssig. Die Verwunderung darüber negiert den Fakt, dass solche Dinge zum Wesen der Polizei gehören. Nach der Logik schalten auch Ampel auf Rot. Einfach so.
Weiter „Unser Fotograf blieb glücklicherweise unverletzt.“ Ein Gerangel impliziert also eine schwere körperliche Auseinandersetzung, die _immer_ mit Verletzungen endet? Blödsinn. Was alles _nicht_ passiert ist, ist uninteressant und disqualifiziert eher eure Art von Journalistismus.
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 07:13
Ich habe mich aufgrund zahlreicher Nachfragen dazu entschieden den Vorfall öffentlich zu machen. AUch ob es dem Kollegen gutgehe wurde vielfach erfragt. Darüber hinaus finde ich es wichtig derartige Eingriffe in die Pressefreiheit öffentlich zu machen, da dieses Verhalten nicht akzeptabel ist.
sebastian
7. Januar 2014 at 17:48
Wieso hat Dein Kollege seine Presseausweis nicht einfach übergeben? Das wäre eine weise Handlung gewesen, insbesondere in Anbetracht der Situation und hätte den Rest vermieden. Aber war vielleicht auch nicht gewollt?
sebastian
7. Januar 2014 at 18:25
Wieso hat Dein Kollege seinen Presseausweis nicht einfach übergeben? Das wäre eine weise Handlung gewesen, insbesondere in Anbetracht der Situation und hätte den Rest vermieden.
Zum journalistischen Teil:
Das Gefahrengebiet erlaubt eine derartige Kontrolle ohne ersichtlichen Grund, und die Worte „Spontan und ohne ersichtlichen Grund wird der Kollege von einem Polizisten aufgefordert, seinen Presseausweis vorzuzeigen“ lassen m.E.n. den angebrachten sachkundigen Stil einer journalistischen Arbeit vermissen.
Dass Euer Fotograf unverletzt blieb, ist gut und das soll auch in seinem Beruf ewig so bleiben (ich drücke ihm die Daumen). Diesen Umstand dem Glück zuzuschreiben („Unser Fotograf blieb glücklicherweise unverletzt.“) halte ich jedoch für unangebracht. Eure Formulierung spricht dem Polizisten eine Verletzungsabsicht zu und zugleich die Unfähigkeit, maßvoll Gewalt anzuwenden.
Einen kühlen Kopf zu bewahren, hätte wohl auch dem Presseausweisinhalber gut getan. Und auch ein zweiter Blick über die Formulierungen in dieser Stellungnahme wäre schön gewesen. Die Feder ist mächtiger als Schwert und sollte daher auch mit Bedacht eingesetzt werden.
David
8. Januar 2014 at 00:45
Ihr ruft die Polizei zur Besonnenheit auf? Warum ward Ihr nicht so besonnen und habt einfach den Ausweis überreicht?! DAS hätte die Situation deeskaliert. Die Polizei zur Ruhe aufrufen aber selber trotzig und unbesonnen handeln, das hat man gerne!
Sepp
8. Januar 2014 at 00:47
Oh, interessanter Beitrag:
Der journalistische Kollege hat sich da mal ganz nebenbei strafbar gemacht. Also schnell zurück in die Anonymität des Netzes…
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 07:15
Sie können neben meinem Namen hier auch meine Adresse und Telefonnummer nachlesen. Anonym trete ich hier nicht auf. Zudem betone ich, dass sich unser Kollege nicht strafbar gemacht hat.
M.
8. Januar 2014 at 01:17
„Spontan und ohne ersichtlichen Grund wird der Kollege von einem Polizisten aufgefordert, seinen Presseausweis vorzuzeigen.“
Das war rechtens.
„Unser Fotograf kommt der Aufforderung nach, weigert sich jedoch den Presseausweis auszuhändigen. Daraufhin greift der Polizist ohne Vorwarnung nach dem Ausweis und versucht dem Kollegen diesen zu entreißen.“
Rechtens. Eine in Augenscheinnahme setzt voraus, diesen Ausweis nicht nur optisch zu sehen sondern auch in eigenen Händen zu halten und auf Echtheit zu überprüfen.
Läuft in der Bank bei einer Einzahlung genauso… da meckern Sie ja auch nicht rum.
„Ich halte es für absolut nicht hinnehmbar, dass ein Polizist, der nicht nur aufgrund seiner Einsatzmontur dem Kollegen körperlich weit überlegen war, derart aggressiv gegen einen Vertreter der Presse vorgeht.“
Bis zur „erfolgreichen“ Prüfung des Presseausweises handelt es sich um einen normale Person bei einer nicht genehmigten Demo. Und selbst „Journalisten“ sind seitens der Polizei keine besonderen Rechte einzuräumen.
„Dies ist durch die Pressefreiheit eindeutig geschützt.“ Dies beinhaltet nicht ein Recht darauf, einem Polizisten den Ausweis zur Prüfung nicht auszuhändigen.
Die journalistische Arroganz sich über Recht und Gesetzt, sowie über polizeiliche Weisungen hinwegzusetzen ist kein vorbildliches Verhalten. Ihr rumgeheule auch nicht.
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 07:17
Ich muss nochmal betonen, dass es richtig von dem Kollegen war seinen Ausweis nicht auszuhändigen. Das Dokument weist uns als Journalisten aus und ermöglicht uns unsere Arbeit. Ein Polizist wird seinen Dienstausweis auch nicht aus der Hand geben. Darüber Hinaus ist von einem ausgebildeten Beamten zu erwarten, eine Ausweiskontrolle durchzuführen, ohne zu versuchen den Ausweis aus den Händen zu reißen. Dafür gibt es aus meiner Sicht auch bei einem Personalausweis keinen Grund.
Fran Kee 【Ƿ】
8. Januar 2014 at 08:59
Einige Herrschaften hier (und auch mancher Polizist) übersehen VÖLLIG, daß man keinen Presseausweis braucht, um legitimer Berichterstatter zu sein. Ich zitiere mal Wikipedia bzw. diese Stelle, wo Sozial-Demokraten so ihre Probleme mit der Pressefreiheit hatten: http://www.elbe-wochenblatt.de/eimsbuettel/lokales/eklat-in-der-bezirksversammlung-eimsbuettel-um-die-pressefreiheit-d13980.html
> http://de.wikipedia.org/wiki/Presseausweis
>
> Eine gesetzliche Regelung über die Ausstellung von Presseausweisen gibt es in Deutschland nicht,
> da diese die im Grundgesetz garantierte Pressefreiheit einschränken würde. Presseausweise
> werden von zahlreichen Organisationen ausgestellt, die unterschiedliche Kriterien für die Vergabe anlegen.
Richtig. Die großen Verbände, das sind vor allem DJV und der BDZV. Beide waren wenig angetan, als der Verband FREELENS so langsam zu den „Wichtigen“ aufstieg. Schliesslich ist so ein Ausweis immer auch an eine „Mitgliedschaft“ (zu Deutsch: Geld) gekoppelt. Auch akzeptieren die meisten Verbände nur Vollzeit-Journalisten, um sich ein wenig abzuschotten. Apropos abschotten: Warum sollte ein Bildberichterstatter in Teilzeit eigentlich nicht aus einem Feierabendparlament berichten dürfen?
Ergänzen könnte man noch, daß es nach EU-Richtlinien (die der sPD bei der Totalüberwachung ja so heilig sind…) Teilzeitkräfte zu diskriminieren. Halber Journalist = kein Presseausweis = kein fotografischer Zugang zur Bürgerschaft (ist-Zustand). Wäre Hamburg ein Rechtsstaat und hätte ein halbwegs verlässliches Justizwesen…
sebastian
8. Januar 2014 at 09:00
Hallo Dominik,
ich stimme Dir natürlich vollkommen zu, dass ein Polizist den Ausweis nicht zwingend in der Hand haben muss. Das isoliert zu betrachten, halte ich aber im Kontext der Gesamtsituation für fraglich. Wenn es auch juristisch richtig sein mag, den Presseausweis in eigener Obhut zu belassen, gibt es eine gesellschaftliche Verpflichtung, die wir nicht außer Acht lassen dürfen. Mir erscheinen sowohl der Artikel, als auch die Antworten sehr emotional geprägt und ich vermisse die Weitsicht in den Worten. Insbesondere bei einigen Formulierungen. Und lasse mich mit den Worten abschließen, dass Deine Forderung an die Polizei „Ich bitte die Polizei darauf zu achten, bei ihren Einsätzen ruhig und friedlich zu agieren.“ auch für Euch, die Presse gelten muss – diese Stellungnahme ist weder friedlich, noch ruhig.
Fran Kee 【Ƿ】
8. Januar 2014 at 09:02
Man darf auch in Deutschland ja legal sog. Dashcams einsetzen (AG München, 343 C 4445/13), jedenfalls sofern man nur anlasslos seinen Weg von A nach B damit filmt.
Was auch immer einem dabei zufällig ins Bild geraten kann. C’est la vie. (Ich rede nicht vom großen Fass der Publizierung, nur von der Aufnahme). Was für Autofahrer gilt, gilt natürlich auch für andere Verkehrsteilnehmer. z.B. Fussgänger und Radfahrer. Und dabei kommt dann dieses Gerät ins Spiel:
http://www.amazon.de/gp/product/B006X18IT0/
Wird man bei der Dokumentation von „mein schönster Hamburg-Tag” unerwartet Zeuge (beispielsweise polizeilich begangener) Straftaten, so überwiegen legitime Interessen, dies unverpixelt zur Strafverfolgung einzusetzten, und (ggf. in branchenüblicher Manier verpixelt) natürlich auch Bericht zu erstatten. Auch bei einer Million anderer unerwarteter Events werden jeden Tag zufällig entstandene Amateuraufnahmen zur Berichterstattung eingesetzt.
End of story.
Sebastian
8. Januar 2014 at 10:20
Hallo Dominik, ich kann Deine Argumentation vollkommen nachvollziehen, als Außenstehender und gleichzeitig Betroffener erlebe ich sie gleichzeitig als wenig unterstützenswert. Vielleicht, damit Du mich ein wenig mehr verstehst, und ich hoffe dass das der Fall ist, etwas über mich: ich bin ein Normalbürger, Ende 30, ein Durchschnittstyp, kein Polizist, in Altona wohnend und den Ausruf der Gefahrenzone auf Basis der wenigen Vorkommnisse stimmt mich besorglich aus verschiedensten Gründen. Gleichzeitig verstehe ich, dass der Mensch in der Polizeiuniform zuweilen um seine Gesundheit oder Leben bangt und nicht nur ein ausgebildeter Polizist ist. Die Polizei ist für mich grundsätzlich noch immer Freund und Helfer.
Was mir bei diesem Vorfall und der Stellungnahme auffällt, ist die Unreflektiertheit und die schweren Geschütze, die Eurerseits aufgefahren werden. Damit tragt ihr, die Vertreter der Presse, mit diesem konkreten Fall, zum allgemeinen Unfrieden bei und gießt Öl in das Feuer, das in meiner Wohngegend entflammt ist. Natürlich ist die Situation unschön gewesen. Man/Du/die involvierten Pressevertreter sollte sich gleichzeitig die Frage stellen, ob das eigene Handeln in der Situation und an dem Ort angebracht war bzw. ob man ausreichend viel getan hat, um „das eindeutige Fehlverhalten eines Beamten“ zu vermeiden, oder ob man nicht Teil der Provokation war. Und vor dem Hintergrund ist die Stellungnahme zu beleuchten und die Frage zu stellen, ob es das Ergebnis wert ist.
Wenn ich Eure Stellungnahme lese, empfinde ich Folgendes: Im Gefahrengebiet, dort, wo Polizisten voller Adrenalin durch die Gegend gehen, weil sie im Zweifel jederzeit attackiert werden können oder andere Leute beschützen müssen, die attackiert werden, muss man nicht auf sein Recht beharren und den Presseausweis in den Händen behalten anstatt ihn zu übergeben. Im schlimmsten Fall wäre ein Presseausweis abhanden gekommen, im besten Fall hättet ihr ihn sofort zurückbekommen. Wir werden es leider nie erfahren, wie es ausgegangen wäre sondern müssen uns mit dem Geschehnis auseinandersetzen. Wieso Eurer Kooperationswille so enge Grenzen hat, ist mir aber unverständlich. Und ebensowenig unverständlich ist mir der Tenor Eurer Stellungnahme.
Zumindest Dein Tweet vom 6. Januar „Auf ins #Gefahrengebiet. Wollte ja immer Krisenberichterstatter werden. Wer hätte gedacht, dass ich mit #Lokaljournalismus so nah rankomme.“ lässt doch vermuten, dass Du Dir grundsätzlich der Situation bewusst warst.
Vor diesem Hintergrund beobachte ich Eure Pressearbeit und Eure Selbstdarstellung mit dem gleichen mulmigen Gefühl wie die ausgerufene Gefahrenzone durch die Polizei. Dieses Portal ist Teil der vierten Staatsmacht und von der erbitte ich mir Besonnenheit.
Ich wünsche mir als Teil der Gesellschaft nur ein wenig mehr Weisheit, Weitblick und Selbstreflektion auf beiden Seiten. Leider fehlt mir das auch in Euren Handlungen.
Sascha
8. Januar 2014 at 12:49
„Ich muss nochmal betonen, dass es richtig von dem Kollegen war seinen Ausweis nicht auszuhändigen. “
„Darüber hinaus finde ich es wichtig derartige Eingriffe in die Pressefreiheit öffentlich zu machen“
Worin besteht denn bitte der Eingriff in die Pressefreiheit, wenn ein Polizist den Presseausweis sehen will?
Was ist daran richtig, einem Polizisten bei einer Kontrolle den Presseausweis nicht anfassen zu lassen?
Seit Jahrzehnten geben Journalisten ihren Presseausweis Polizisten, damit die sich diesen Ausweis anschauen können. Man könnte sogar sagen, daß die Verbände die Ausweise vor allem zu diesem Zweck ausgeben. Man gibt ihn jemandem, der schaut ihn sich an und kann in der Folge den Inhaber als Journalisten identifizieren.
Ich verstehe nicht so recht, warum man solche Situationen als Journalist so umprofessionell eskalieren lassen muß? Und was hätte man denn zu befürchten oder zu verlieren, wenn der Polizist den Ausweis zur Prüfung in die Hand nimmt?
Wenn ein Polizist auf das dünne Brett käme einen Ausweis zu beschlagnahmen, hätte man vom Verband ruck -zuck einen neuen und der Innenminister/-senator am nächsten Tag jede Menge Ärger mit dem Eigentümer des Ausweises, denn das ist ja der ausstellende Verband. Dann wäre nämlich wirklich was fragwürdiges passiert.
Wenn Journalisten sich auf körperliche Auseinandersetzungen einlassen und rummachen bis der Ausweis aus zwei Teilen besteht, um zu verhindern, daß ein Polizist ihren Presseausweis anfaßt, dann stimmt da was nicht.
Der Pressefreiheit ist damit nicht wirklich gedient! Denn man mag sich da kurz in der Rolle des unbeugsamen Pressefreiheitsverteidigers gefallen, aber nüchtern betrachtet schadet sowas schlicht langfristig den Arbeitsbedingungen aller Kollegen.
René
13. Januar 2014 at 13:44
Das sehe ich genau so! Die Aushändigung des Presseausweises an einen Polizeibeamten, damit dieser ihn kontrollieren kann, ist gängige Praxis und hat wirklich nichts mit einem Eingriff in die Pressefreiheit zu tun.
Jens
8. Januar 2014 at 13:21
„stellvertretender Chefredakteur“ und absolut keine Ahnung was ganz deutlich im 5. Artikel des Grundgesetzes steht. Ihr seid ja ganz tolle „Journalisten“, die den Begriff „Pressefreiheit“ für ihre persönlichen Belange missbrauchen. Einfach nur infantil und peinlich !
Dominik Brueck
8. Januar 2014 at 14:04
Ich denke ich habe meine Sicht der Dinge ausreichend dargelegt. Das schöne am viel zitierten Grundgesetz ist, dass es nicht nur die Pressefreiheit, sondern auch die Meinungsfreiheit schützt. In diesem Sinne akzeptiere ich, dass es andere Meinungen zum Verhalten des Kollegen und der Polizei gibt. Der Job des Journalisten ist es auch Debatten anzustoßen. Wie die vielen Kommentare hier und in Sozialen Netzwerken zeigen, hat mein Beitrag zumindest diesen Effekt gehabt. Vielleicht können wir alle etwas aus dieser Debatte lernen. Was das genau ist, muss dann wieder jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bedanke mich für die vielfältigen und kritischen Kommentare und freue mich darauf auch in Zukunft bei Mittendrin für eine so aktive Leserschaft zu schreiben.
Pingback: Gerangel um Jugend-Presseausweis : Junge Presse Hamburg e.V.
Chantal
12. Januar 2014 at 18:05
Jeder ordentliche Journalist und/oder Bildphotograph hat einen Presseausweis, den er vorzuzeigen HAT. Steht im Pressegesetz drin, vielleicht einmal lesen. Ich sehe hier eher, dass man bewusst die Polizei provoziert hat um die Polizei in ein schlechtes Licht zu rücken.
Ich halte SIE und IHREN Kollegen für einen Schandfleck des Journalismus, der leider immer mehr Überhand nimmt. Man kann nicht auf der einen Seite nach der Pressefreiheit und der Meinungsfreiheit rufen und andererseits diese BEWUSST ausspielen um Auflage oder Quote zu machen und so kommt es rüber. Zum Glück bin ich frühzeitig aus dieser menschenverachtenden Branche ausgestiegen. Ich wünsche Ihnen und ihrem Kollegen noch viel Glück. Sie werden bei der BILD sicher gut Karriere machen können.
Fran Kee 【Ƿ】
13. Januar 2014 at 13:54
Hör´ mal ey, Chantalle
Warum kenne ich etliche Bildjournalisten („Bildphotograph” ist übrigens auch ein lustiges Wort dafür), die arbeiten und publizieren und derlei nicht haben? Nebenfrage: Sind Journalisten in Teilzeit (die von den Verbänden keinen kriegen) grundsätzlich „nicht-ordentlich“?
Es gibt aus guten Gründen keinen amtlichen Presseausweis. Frei ist die Berichterstattung (auf dem Papier) auch ohne. Darauf folgt (recht zwingend): Es kann keine Pflicht geben, etwas vorzuzeigen, was man möglicherweise auch gar nicht besitzt.
Zumal man dadurch ja auch u.U. eine Verhaltensänderung eintritt. Und hier geht es ja auch darum, wie springen die Grenzgebiet-Kontrolleure mit normalen Bürgern um.
BILD? Ausgerechnet dort dürften die allermeisten Mitarbeiter einen haben. In Berlin geht gerüchteweise auch der BILD-Hausausweis regelmässig bei (privaten) Akreditierungen durch…