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Club Award: Jury setzt kulturpolitisches Zeichen

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Marvin Mertens
@MarvMertens

Ressortleitung Stadtgespräch | Kontakt: mertens@hh-mittendrin.de

Am Donnerstag kam die Hamburger Clubszene im Fundbureau an der Stresemannstraße zusammen. Grund war die Preisverleihung des Club Awards vom Clubkombinat Hamburg e.V.

Vergeben wurden Preise in sieben Kategorien: Der Publikumspreis wurde allein von den TeilnehmerInnen des Online-Votings bestimmt. Hier konnte, laut den Verantwortlichen, erneut eine Rekordbeteiligung verzeichnet werden. Vier Preise (Bester Live-Club, bester Newcomerförderer, bestes Artwork und Design, Fremdveranstalter des Jahres) vergab eine Fachjury bestehend aus Gunnar Astrup von 917xfm, Kai Fischer von liebe*detail, Helmut Heuer von Lounge Records, dem Musiker Tom Klose, Julia Labonte von Warner Music Germany sowie Ole Masch von der Szene Hamburg, Jane Masumy von der Hamburger Morgenpost, Birgit Reuther vom Hamburger Abendblatt und dem Journalisten Christoph Twickel. Der Ehrenpreis und der Negativpreis wurden vom Vorstand des Clubkombinats vergeben.

Als bester Live-Club wurde die Hasenschaukel in der Silbersackstraße ausgezeichnet. Damit ehrte die Jury die Leistungen des Clubbetreiber-Duos Anja Büchel und Tanja Börü für das Club-Kleinod auf St. Pauli. Es gelinge den beiden mit ihrem Club eine überregionale Bedeutung für die Hamburger Musikszene zu erzielen, die auch internationale Agenturen zum Künstleraufbau schätzten, so die Begründung des Juryurteils.

Als beste Newcomerförderer wurden gleich zwei Clubs ausgezeichnet. Die Pooca Bar auf dem Hamburger Berg konnte die Jury mit ihrem Open-Stage-Konzept überzeugen. Das Stellwerk im Harburger Bahnhof wurde dafür geehrt, Nachwuchsrappern bei regelmäßigen Freestyle-Sessions eine Bühne zu bieten.

Auch den Preis für den Fremdveranstalter des Jahres teilten sich zwei Kollektive. So wurde das politisch aktive Kulturkollektiv ill für seine subversiven Veranstaltungspraktiken und Interventionen ausgezeichnet und die GründerInnen der Tanzreihe Faltenrock, die in der Jupi Bar des Gängeviertels Tanzabende für über 60-Jährige anbietet. Damit werde eine klaffende Angebotslücke für SeniorInnen geschlossen.

Der Preis für das beste Artwork und Design ging an das Golem. Insbesondere die Homepage und die Texte zeichneten sich durch Witz und Feingefühl aus, so die Begründung der Jury. Die Preise in diesen vier Kategorien wurde von der Kulturbehörde ein Preisgeld von insgesamt 7000 Euro zur Verfügung gestellt.

Der Vorstand des Clubkombinat Hamburg verlieh den Ehrenpreis an Wolf-Dieter Roloff, der als Jazz-Enthusiast seit nun mehr 52 Jahren den Cotton Club betreibt. Erstmals wurde auch ein Negativ-Preis vergeben. „Die zerbrochene Gitarre“ erhielt in Abwesenheit die Bayrische Hausbau. Als Grund für diese zweifelhafte Ehre nannte die Jury die Tatsache, dass die Bayrische Hausbau dem Molotow nach wie vor eine schriftliche Zusicherung über eine Rückkehr zu gleichen Konditionen verweigere. Der Publikumspreis ging unter großem Beifall an das Molotow am Spielbudenplatz.

„Der Club Award setzt auch in diesem Jahr mit seinen Preisträgern ein eindeutiges Zeichen und beteiligt sich damit erneut an der politischen Debatte um Verdrängung von kulturellen Räumen“, sagte Terry Krug, erste Vorsitzende des Clubkombinats, die die Entscheidungen der Jury begrüßte. Das Clubkombinat werde, wie auch in der Vergangenheit, neue erweiterte und zukunftsweisende Spielstättenförderung auf den Weg bringen, sagte Krug. Gemeinsam mit Interessenvertretern der Hansestadt solle so die kulturelle Arbeitsleistung der Hamburger Clubbesitzer für die Stadt gewürdigt und der Fortbestand der Spielstätten nachhaltig gesichert werden.

Durch den Abend führte zum dritten Mal äußerst humorvoll Cosmic DJ. Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von Princessin Hans, Sophia Kennedy und Carsten „Erobique“ Meyer sowie Tom Klose und Band. Die Künstlerinnen Dani Freitag und Alexandra Grieß umrahmten den Abend sowohl thematisch als auch visuell mit ihrer Ausstellung „BarKeepers“. Die beiden zeigten ihre mit viel Liebe zum Detail gestalteten Miniaturmodelle bedrohter oder bereits verschwundener Hamburger Clubs im Schuhkartonformat.

Foto: Peter Eichelmann

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