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Kommentar: Hamburgs große Schuld

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Die Großkontrolle von Flüchtlingen durch die Polizei am vergangenen Freitag hat in Hamburg viel Wut und Empörung hervorgerufen. Die neue Eskalationsstufe stellt jedoch nur die Spitze eines Eisberges dar, der seit Monaten immer weiter angewachsen ist.

Die HamburgerInnen haben Schuld auf sich geladen. Immer wieder haben die HanseatInnen in den vergangenen Monaten gezeigt, dass Hamburg nicht die weltoffene Stadt ist, für die sie gerne ausgegeben wird. Hamburg will das Tor zur weiten Welt sein. Das gilt jedoch nur solange die weite Welt vor den Toren der Stadt bleibt. Der Umgang mit den hilfsbedürftigen Menschen, die in unserer Stadt Schutz suchen zeigt, dass die Mehrheit der Hamburger Bevölkerung und die Politiker der Stadt nicht verstanden haben, warum es geboten ist den Flüchtlingen Unterstützung zukommen zu lassen. Hunderte sterben jährlich auf ihrer Flucht vor Armut, Gewalt und Verfolgung. Die Zahl der unbekannten Toten auf den Weiten des Mittelmeeres dürfte weitaus größer sein. Seit Jahren weigern sich PolitikerInnen und BürgerInnen anzuerkennen, dass wir die Pflicht haben zu helfen. Die Großkontrolle der Hamburger Polizei ist der traurige Höhepunkt einer Serie von Misshandlungen, die den Flüchtlingen in Hamburg angetan wurde. Ich spreche bewusst nicht allein von den SenatorInnen und BehördenmitarbeiterInnen, wenn es um mangelndes Verständnis für die Lage der Flüchtlinge und den menschenunwürdigen Umgang mit eben diesen geht, denn ein Großteil der HamburgerInnen hat eben so viel Schuld an der Misere die Flüchtlinge, wie die Politik.

Es wäre ein leichtes viele Jahre zurück zu gehen und all die Momente aufzuzählen, in denen die HamburgerInnen schweigend zugesehen haben, wie schutzbedürftige Menschen immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Nicht erst der Asylkompromiss und die Drittstaatenregelung oder der stetige Abbau von Unterbringungsmöglichkeiten waren Ausdruck einer Wohlstandsgesellschaft, die sich ihrer Verantwortung nicht länger bewusst ist. Besonders die vergangenen Monate haben jedoch gezeigt, wie sehr die HamburgerInnen sich weigern die Notwendigkeit eines besseren Umgangs mit Flüchtlingen anzuerkennen. Die Mehrheit der BürgerInnen hat geschwiegen, als Flüchtlinge aus der Stadt in die Massenunterkunft Horst in Mecklenburg-Vorpommern verbannt wurden. Seit die Zahl der Flüchtlinge, die in Hamburg um Hilfe bitten, zunimmt, werden an den Stammtischen erneut Parolen à la „das Boot ist voll“ lauter.

Auch als 300 Flüchtlinge in Hamburg aus dem Winternotprogramm auf die Straße gesetzt wurden, wo sie seither leben müssen, hat die Mehrheit der HamburgerInnen geschwiegen. Nur wenige haben sich der Flüchtlinge angenommen und geholfen wo sie konnten. Die meisten jedoch haben nichts getan, obwohl es ihnen möglich gewesen wäre zu helfen. Ich selbst nehme mich davon nicht aus. Obwohl ich in meiner Wohnung über ausreichend Platz verfüge, habe ich niemanden aufgenommen. Dabei wäre es ein leichtes gewesen, Menschen in Not durch eine simple Einladung zu helfen. Den Gipfel des Schuldberges der Bevölkerung stellen jedoch die Bürgerinitiativen dar, die in unterschiedlichen Stadtteilen gegen den Bau von zusätzlichen Flüchtlingsunterkünften mobil machen. Die PolitikerInnen nutzen die Stimmung in der Bevölkerung oft aus und glauben Wählerstimmen zu gewinnen, indem sie Härte gegen Flüchtlinge zeigen. Dabei verstecken sie sich hinter Vorschriften und Paragraphen. Rechtlich mag ihr Handeln einwandfrei sein, moralisch laden sie Tag für Tag mehr Schuld auf sich.

Zum Glück gibt es in Hamburg auch Ausnahmen. Einige Menschen machen sich seit Monaten und Jahren für die Rechte von Flüchtlingen stark. Sie gehen auf die Straße und demonstrieren, reichen Petitionen ein, bringen Spielzeug und Kleidung in die Flüchtlingsunterkünfte und helfen bei vielen alltäglichen Herausforderungen. Auch ein Dach über dem Kopf erhält ein Teil der Flüchtlinge von den UnterstützerInnen. Besonders zu erwähnen ist hier sicher Pastor Sieghard Wilm, der die St. Pauli-Kirche für 80 Flüchtlinge geöffnet hat. Aber auch andere setzen sich für die Flüchtlinge ein und laden jeden Abend aufs Neue Menschen in ihre Wohnungen ein, damit diese wenigstens für eine Nacht zur Ruhe kommen können. Für die Mehrheit der HamburgerInnen sollte der Einsatz der wenigen HelferInnen ein leuchtendes Beispiel sein. Wir sollten daran denken, dass es sich bei den Flüchtlingen um Menschen handelt, die unsere Hilfe und unseren Schutz brauchen. Ihnen dies zu bieten sollten wir von uns selbst und der Politik einfordern. Wir sollten Hilfe anbieten, spenden, zu den Solidaritätsdemonstrationen gehen, Petitionen unterzeichnen und anderen BürgerInnen und PolitikerInnen immer wieder klar machen, warum wir wollen, dass sich in Hamburg etwas ändert. Nur so können wir den Schuldenberg, den wir angehäuft haben, langsam abbauen. Gleichzeitig machen wir unsere Stadt lebenswerter für Menschen jeder Herkunft. Erst dann wird Hamburg das wahre Tor zur Welt sein. Weltoffen, tolerant und hilfsbereit für jeden. Es liegt an uns allen das zu verwirklichen.

Kommentare anzeigen (2)

2 Kommentare

  1. Ralf

    13. Oktober 2013 at 17:53

    Diese unmenschliche Scheiße, durch die undemokratische Vereinigung namens SPD verursacht, ist doch vorhersehbar. So war die SPD, so ist die SPD und so wird sie es auch bleiben. Zum perversen Polizeieinsatz, kann ich mich nur fragen, ob es Polizisten oder in Uniform gesteckte NPDler waren – kotz!

  2. Beatenaroundthebush

    26. Oktober 2013 at 10:29

    Die SPD steht zur NATO und sie steht zu FRONTEX, allem Geheuchel zum Trotz. Hätte NATO-Staaten diesen speziellen Flüchtlingen nicht den Lebensraum und den Arbeitsplatz in einem verbrecherischen Überfall weggebombt, wären sie ganz sicher nicht hier. Der SPD fällt jetzt ihre eigene menschenfeindliche Politik auf die Füße. Die Politik wegen der ich sie schon sehr lange nicht mehr wähle.

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