Am Sonntag wurde in Rothenburgsort dem 70. Jahrestag des sogenannten Feuersturms gedacht. Am 28.Juli 1943 hatten Bomberverbände der Alliierten im Rahmen der Operation Gomorrha große Teile des Hamburger Ostens fast vollständig zerstört. Heute ist das Gedenken besonders für jene Generationen eine wichtige Lehre, die das Glück hatten keinen Krieg kennenlernen zu müssen.
Der 28.Juli 1943 war ein ebenso heißer Sommertag, wie der heutige Sonntag. Viele Menschen in ihren Wohnungen in Rothenburgsort freuen sich auf die kühle Nachtluft. „Irgendwann begannen die Sirenen zu heulen, wie schon in den Tagen zuvor“, sagt Ingeborg Möller. Die 70-Jährige wurde zehn Tage vor den verheerenden Bombenangriffen geboren und kennt die Ereignisse aus den Erzählungen ihrer Mutter. „Meine Mutter hat sich mit mir auf den Weg in den Bunker gemacht und lief direkt in das Inferno“, sagt Möller. Das Neugeborene und ihre Mutter stehen plötzlich inmitten des Bombenhagels. Überall Explosionen, heulende Sirenen und das Dröhnen der Motoren. In der Gluthitze des brennenden Rothenburgsort fängt der Kinderwagen Feuer. Die Mutter reißt ihr Kind heraus und erreicht mit letzter Kraft den rettenden Bunker. Sie und Ingeborg Möller überleben den Feuersturm. Rund 40.000 HamburgerInnen haben nicht so viel Glück und kommen in den Flammen um. Die Überlebenden stehen oft vor den Trümmern ihrer ausgebrannten Wohnungen und Häuser. Mehr als die Hälfte der Hamburger Bevölkerung ist nach den Angriffen obdachlos. Die Zeugen der Zerstörung wollen die Schrecken des Angriffes nach dem Krieg am liebsten vergessen. „Man sprach lange einfach nicht mehr über diese Zeit“, sagt Ingeborg Möller.
70 Jahre später soll die Erinnerung an die Nacht des Feuersturms lebendig gehalten werden. „An die schrecklichen Ereignisse zu erinnern ist unsere Verpflichtung. Wir müssen auch den kommenden Generationen vermitteln, was hier unvorstellbares passiert ist und verdeutlichen, wie wichtig es ist gegen Intoleranz und Rassismus einzutreten“, sagt Carola Veit (SPD), Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft. Am Sonntag finden in Rothenburgsort verschiedene Veranstaltungen statt, um eben diese Erinnerung aufrecht zu erhalten. Auf Initiative der CDU-Bezirksfraktion wird bereits zum zehnten Mal ein Kranz am Mahnmal des Hamburger Feuersturms im Carl-Stamm-Park niedergelegt. „Dieser Angriff ist nicht irgendwo passiert, sondern direkt hier vor unserer Haustür“, sagt Holger Schmidt, Bezirksabgeordneter der CDU. „Es ist wichtig den Menschen zu gedenken, die zum Teil nicht mal ein Grab gefunden haben. Solange es geht werde ich das weiter machen“, so Schmidt weiter. Auch Dietrich Wersich, Fraktionsvorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion setzt sich dafür ein, auch in Zukunft an den Feuersturm zu erinnern. „Einst lebendige Stadtteile sind im Feuer untergegangen. Die Lehren aus diesem Schrecken müssen wir auch heute weiter vermitteln“, sagt Wersich.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung informierte das Stadtteilarchiv Hamm mit einem Stadtteilrundgang darüber, wie die Nacht des 28. Juli 1943 den Stadtteil verändert hat. „Mit den Bombenangriffen ist der Schrecken auf Hamburg zurückgefallen, den das Deutsche Reich zuvor in andere Länder getragen hat“, sagt Michael Braun vom Stadtteilarchiv. Noch bis zum 15. September können sich interessierte BesucherInnen selbst ein Bild von den Zerstörungen im Stadtteil machen. Eine Fotoausstellung in der St. Thomas Kirche am Vierländer Damm zeigt eine Auswahl aus den rund 35.000 Aufnahmen, die aus dieser Zeit im Besitz des Stadtteilarchivs Hamm sind. Bei den Bildern handelt es sich überwiegend um Privataufnahmen, die trotz des geltenden Fotoverbotes gemacht wurden. Die Ausstellung ist jeweils nach dem Gottesdienst bis 12 Uhr, montags 10 bis 12 Uhr, dienstags 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, donnerstags 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, sowie freitags 13 bis 18 Uhr geöffnet. Am 14. September zur „Nacht der Kirchen“ kann die Ausstellung von 19 bis 22 Uhr besucht werden.
Die Bilder der Zerstörungen und die Berichte der Zeitzeugen machen deutlich, welches Glück den Generationen nach 1945 zuteil geworden ist. „Es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass wir seit 68 Jahren in Frieden und Freiheit leben dürfen“, sagt die Überlebende des Feuersturms, Ingeborg Möller.
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