Politik

Billstedter Hauptstraße – Flanier- oder Blockiermeile?

Politik
Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Im Frühjahr 2012 wurde ein Abschnitt der Billstedter Hauptstraße probeweise umgestaltet. Bis 2013 will die Verkehrsbehörde auf diesem Wege testen, ob die geplanten dauerhaften Veränderungen an der Verkehrsführung den gewünschten Effekt erreichen oder zusätzliche Verkehrsprobleme schaffen.

Ein breiter Gehweg gesäumt von Blumenbeeten und einer langen Reihe grüner Bäume. Männer mit Frack und Zylinder und Frauen in langen wallenden Kleidern flanieren die Allee entlang, die schnurgerade durch eine Reihe verzierter Giebelhäuser führt. Im Hintergrund mischen sich die Geräusche von Vögeln und das mechanische Dröhnen der nahen Industrieanlagen.

Eine zweispurige Straße führt vorbei an mehrgeschossigen Gebäuden. Vereinzelt erheben sich Giebelhäuser zwischen den Neubauten. Einige Autos sind auf der wenig befahrenen Fahrbahn unterwegs, die auf einer Seite von einer langen Reihe Bäume begrenzt ist. Im Hintergrund wendet eine Straßenbahn laut ratternd.

Stockender Verkehr auf der vierspurigen Straße quer durch den Stadtteil. Die Umgebung wird von hohen Etagenhäusern und dem gewaltigen Einkaufszentrum dominiert. Es ist Rush-Hour. Die Straße voller Autos, die sich bis zu einer großen Ampelkreuzung stauen. Es ist laut und riecht nach Abgasen. Fußgänger versuchen über die Straße zu hasten und gefährden dabei sich und andere Verkehrsteilnehmer. Das gleiche Bild auf dem schmalen Gehweg. Radfahrer und Fußgänger kämpfen um jeden Zentimeter. Im Hintergrund hört man das Rauschen der Autobahn.

Die Billstedter Hauptstraße im Wandel der Zeit

Drei Momentaufnahmen zu unterschiedlichen Zeiten, aber eine Straße, ein Stadtteil. Die Billstedter Hauptstraße hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Jetzt ist die Bezirkspolitik daran interessiert einen erneuten Wandel des Stadteilbildes einzuleiten. Und die Bürger sollen dabei mitreden dürfen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war befand sich die Billstedter Hauptstraße in der dörflich geprägten Gemeinde Schiffbek, die erst später Teil des neuen Stadtteils Billstedt werden sollte. Der idyllische Charakter blieb hier lange Zeit erhalten und der zunehmende Automobilverkehr erreichte den Ort erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Mitte der 1950er Jahre waren diese Auswirkungen bereits zu erkennen und das Straßenbild wurde dem wachsenden Bedarf an motorisierten Verkehrsmitteln angepasst. Die größte Veränderung für die Billstedter Hauptstraße brachte dann die Stadtplanung nach den Vorstellungen der 1970er Jahre. Raus aus der Tür, rein ins Auto und nur fünf Meter vor dem Ziel gemütlich eingeparkt, das war die Verkehrspolitik dieser Zeit. Straßen wurden ausgebaut und durchschnitten ganze Stadtteile. Die Vision von der mobilen Gesellschaft, die jedes Ziel schnellstmöglich mit dem Auto erreichen können muss, prägt das Stadtbild bis heute.

Ein rückläufiger Trend brachte dann nach der Jahrtausendwende eine neue Verkehrspolitik. Politiker und Bürger setzen zunehmend auf Umweltfreundlichkeit, den Öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad als bestimmende Faktoren neuer innerstädtischer Mobilität.

Aus vier mach zwei 

Auch die Politik vor Ort hat sich diesen Herausforderungen gestellt und plant eine dauerhafte Verengung der Billstedter Hauptstraße von vier- auf zwei Spuren. Der Verkehr soll auf diesem Weg dazu bewegt werden statt durch das Billstedter Zentrum die B5 bzw. die Glinder Straße in Richtung Osten zu nutzen. Zusätzlich soll durch eine Verlegung des Radweges auf die Fahrbahn mehr Platz auf dem Gehweg geschaffen werden. Insgesamt soll durch diese Maßnahmen das Zentrum des Stadtteils von Verkehr entlastet und für Fußgänger attraktiver gestaltet werden.

Bis zum 31.Oktober haben nun auch die Bürger die Möglichkeit im Rahmen eines Fragebogens ihre Meinung zu den bisher durchgeführten Veränderungen abzugeben. Die Ergebnisse sollen dann nach der Auswertung in der Arbeitsgemeinschaft Zentrum Billstedt diskutiert werden. Der Termin der Diskussionsveranstaltung soll im Anschluss an die Befragung rechtzeitig bekannt gegeben werden.

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