Eine Woche nach dem Brand im Golden Pudel Club haben am Freitagabend auf St. Pauli etwa 2.500 Menschen für einen Erhalt des Kultclubs demonstriert – eine Solidaritätsbekundung mit den Betreibern und eine Kampfansage an mögliche Investoren.
Rechtsstreit, drohende Zwangsversteigerung und nun Brandstiftung: Stürmische Zeiten für den Golden Pudel Club auf St. Pauli. Für die Unterstützer kein Grund aufzugeben. Nach dem Heimspiel des FC St. Pauli gegen den FSV Frankfurt (Endstand 1:3) sammelten sich am Freitagabend vor dem Millerntorstadion tausende Menschen, um für einen Erhalt des Golden Pudel Clubs zu demonstrieren. Am Ende waren es laut Polizeiangaben 2.500 Menschen, die unter dem Motto „Unsere Ruine kriegt ihr nicht!“ vom Millerntor bis zum Pudel Club am Fischmarkt zogen.
Rückblick: In der Nacht zum 14. Februar brach im Pudel Club ein Feuer aus. Während der Brand von einem Anbau auf das Hauptgebäude übergriff, wurde im Club noch gefeiert – 150 Menschen waren zu diesem Zeitpunkt noch im Gebäude. Alle konnten rechtzeitig ins Freie fliehen, niemand wurde verletzt. Polizei und Feuerwehr gehen von schwerer Brandstiftung aus.
Wer hat den Pudel? Hamburg hat den Golden Pudel Club!
Mit der Demonstration wollen die Pudel-Unterstützer am Freitagabend eine klare Kampfansage senden – an mögliche Spekulanten, die das Grundstück an der Elbe in kaufen wollen. Abseits von Mainstream-Musik und Hochglanz-Partys: „Der Golden Pudel Club ist die Elbphilharmonie der Herzen und gehört zu St. Pauli“, sagt Christoph Schäfer vom Park Fiction, Veranstalter der Demonstration. Viele Pudel-Besucher waren selbst Musiker. „Wenn nicht im Pudel, wo dann?“, fragt ein Pudel-Unterstützer bei der Demo am Freitag. Der Pudel Club steht für kreativen Freiraum im Viertel und ist auch über die Stadtgrenzen hinaus eine waschechte Legende.
„Wir haben oft gesagt, das Herz und die Seele des Pudels liegen nicht in diesem Gebäude. Und doch fühlt es sich so an, als hätte man dem Park Fiction das Herz herausgerissen“, sagt Schäfer bei der Abschlusskundgebung zwischen Hafentreppen, Park Fiction-Palmen und dem ausgebrannten Pudel. Bei dem Brand und den Löscharbeiten wurden große Teile des Park Fiction-Archivs im ersten Stock des Gebäudes zerstört.
Auch ein Pudel kann Zähne zeigen
Der Brand im Pudel ist nur das neuste Kapitel im Überlebenskampf des Clubs. Bereits seit Jahren streiten die Besitzer, Rocko Schamoni und Wolf Richter, um die Zukunft des Pudels. Am 20. April sollte das Gebäude des Golden Pudel Clubs vor dem Amtsgericht Altona versteigert werden. Der Verkehrswert wurde auf 510.000 Euro angesetzt. Schamoni und Richter hatten das Gebäude am Fischmarkt 2008 gemeinsam gekauft. Schamoni betrieb den Club im Untergeschoss, Richter das Café „Oberstübchen“.
Gegen die Teilungsversteigerung formierte sich bereits vor dem Brand in der vergangenen Woche Widerstand: Der „Verein für Gegenkultur“ will Investoren die „Zähne zu zeigen“ und eine Kampagne für den Erhalt starten.
„Lasst die Finger vom Pudel – und von unseren Freunden!“
Demonstriert wurde am Freitagabend nicht nur für den Erhalt des Pudels. Die Menschen gingen auch auf die Straße, um gegen die Asylpolitik des Hamburger Senats zu protestieren. Der Hintergrund: Kofi, ein Geflüchteter der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, der im Park Fiction Flaschen sammelte, oft auf der Pudel-Terrasse übernachtete und beim Brand seine Papiere verlor, sollte am Montag abgeschoben werden.
Bei der Ausländerbehörde wollte Kofi am Montag nach dem Feuer Ersatz für seine verbrannten Papiere beschaffen und eine Zeugenaussage zum Brand machen. Stattdessen wurde der Ghanaer festgenommen und sollte direkt nach Italien abgeschoben werden. Durch eine Protestaktion am Flughafen Fuhlsbüttel konnte die Abschiebung vorerst verhindert werden. Kofi sitzt nun jedoch im Abschiebegefängnis in Eisenhüttenstadt in Brandenburg.
„Pudelsoli ist auch Kofisoli“, schreibt das Café Exil in einer Erklärung. Dort heißt es weiter: „Der Vorfall verdeutlicht die Misslage in der sich die Geflüchteten der Gruppe Lampedusa in Hamburg und viele andere befinden und welcher existenziellen Unsicherheit sie täglich ausgesetzt sind.“ Auch auf der Straße machen die Pudel-Unterstützer am Freitag deutlich, dass sie nicht nur für den Club demonstrieren: „Lasst die Finger von unserem Pudel – und von unseren Freunden!“
Hilfsangebote für den Wiederaufbau
Auf seiner Homepage bedankt sich das Pudel-Team für die große Anteilnahme der Unterstützer: „All das macht uns Mut und gibt uns Hoffnung den Pudel sehr bald wieder aufbauen zu können.“ Bei der Abschlusskundgebung am ausgebrannten Pudel zeigt sich jedoch das Ausmaß der Verwüstung nach dem Brand. „Die Wahrheit ist, wir stehen vor einer echten Ruine“, sagt eine Pudel-Mitarbeiterin. Bei dem Brand sei auch die komplette Musikanlage zerstört worden.
Nach den Schlagzeilen um Zwangsversteigerung und Brandstiftung versucht Rocko Schamoni den Pudel-Unterstützern Hoffnung zu machen. „Der beschädigte Dachstuhl wird abgetragen und das Gebäude abgedichtet – dann kann der Golden Pudel Club im besten Fall in zwei bis vier Wochen wieder genutzt werden“, sagte Schamoni dem Hamburger Abendblatt.
Ob so schnell wieder im Pudel gefeiert werden kann und wie es nach der Zwangsversteigerung weitergehen soll, ist völlig ungewiss. Eines machen die Unterstützer am Freitag jedoch klar, mit dem Brand ist der Pudel nicht tot zu kriegen: „Wenn ihr Hilfe beim Aufbau braucht, sagt uns Bescheid. Das ist auch unser Pudel!“, sagt Christoph Schäfer.
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