Mit Freude, Energie und Ausdruckskraft haben jugendliche Mitglieder des Vereins Lukulule gestern das Publikum bei der Premiere von One Day On A Soultrain begeistert und zu minutenlangen Standing Ovations hingerissen. Begleitet von der Band Fishklub sorgten die Nachwuchstalente in den Fliegenden Bauten über zwei Stunden lang für gute Stimmung.
Eigentlich ist es eine Geschichte, deren Grundzüge jeder kennt: Es geht um den Widerstreit zwischen Macht und Liebe, Geld und Freundschaft, um den Kampf zwischen Gut und Böse und das Hin- und Hergerissensein zwischen zwei Cliquen. Das Musical One Day On A Soultrain erzählt von Jugendlichen, die den Eingang in eine Kunstwelt gefunden haben: den Soultrain. Dort lachen, singen, tanzen sie mit Gleichgesinnten, bis ihr „Soultrainer“ verschwindet und der hinterhältige „Go“ die Führung an sich reißt. Freude und Kunst verschwinden, stattdessen spaltet sich die Gemeinschaft in die Blackhawks, die Go als totalitären Anführer akzeptieren und seine Umwandlung des Soultrains in eiskalte Geschäftemacherei mitmachen, und die Roots. Die wenigen, die sich seiner Herrschaft verweigern müssen tagein, tagaus Klingeltöne fabrizieren, die Go dann zu Millionen macht. Seine Skrupellosigkeit kennt dabei keine Grenzen, doch schließlich ziehen die Roots in den Kampf, um ihren Soultrain, die Musik, den Tanz und ihre Freunde aus der Gruppe der Blackhawks zurückzuerobern.
In einer kraftvollen Darstellung präsentierten dies 39 jugendliche Mitglieder des Stellinger Vereins Lukulule (LUst an KUnst und LUst am Leben) gestern bei der Uraufführung von One Day On A Soultrain in den Fliegenden Bauten. Seit 1999 verwirklicht Lukulule künstlerische Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die für eine geringe Kursgebühr im Verein ein zweites Zuhause und eine familiäre, bunte Gemeinschaft finden. Regie führte Mable Preach (30), die sich bereits seit über zehn Jahren als Regisseurin, Schauspielerin und Choreografin in der Theaterwelt zuhause fühlt und auch Tanzkurse bei Lukulule gibt. Als Projektleiter stand Fritz Darjes an ihrer Seite, der seit 2006 im Verein ist und dort unter anderem Breakdance unterrichtet.
Mit ihnen und der Hilfe weiterer Experten haben die Jugendlichen für One Day On A Soultrain die Texte selbst geschrieben und ein halbes Jahr lang intensiv geprobt – mit Erfolg! Denn wenn sie auf der Bühne stehen, selbstbewusst mit kraftvollen Stimmen singen und die verschiedensten Stile präzise und energiegeladen tanzen, ist es kaum zu glauben, dass man keine Profis vor sich hat. Darrin Lamont Byrd, Hauptdarsteller beim König der Löwen, hat ehrenamtlich mit ihnen geprobt und traut ihnen die ganz große Bühne zu. Seine Botschaft: „Auf der Bühne muss man Eins mit der Sache werden. Nur dann können echte Emotionen entstehen und die Leute berührt werden, dann ist es authentisch.“ Es scheint, als ob diese Lektion vollkommen bei seinen Schützlingen angekommen ist. Sie leben das, was sie spielen, in dem Moment auf der Bühne – voller Energie und Überzeugungskraft.
Siham Refaie (19) spielt die Rolle der Ava, Schwester von Go. Ihr Charakter ist ganz besonders betroffen von der Spaltung in Blackhawks und Roots – auf der einen Seite ihr Bruder, auf der anderen ihre Freundinnen, der Tanz und das Singen. Obwohl sie Gos Machenschaften klar verurteilt, steht sie zu ihm. In der finalen Szene, als sie sich ein letztes Mal zwischen beiden Seiten entscheiden muss, steht sie sekundenlang zögernd da und ihr Gesicht erzählt lebhaft von allen Gefühlen. Vom Wunsch, bei ihren Freunden zu sein und wieder zu lachen, von der Angst, ihren Bruder im Stich zu lassen – Zweifeln und Zögern, bis sie sich für eine Seite entscheidet. In diesem Moment scheinen die Emotionen ganz real in ihr zu sein. Für eine so junge Laiin eine erstaunliche Leistung.
„Es hat zwar eine Weile gedauert, bis ich mich ganz in diesen Charakter eingefunden hatte“ erzählt Siham nach der Show. „Aber mittlerweile bin ich so mit Ava verbunden, dass es mir hinter der Bühne oft schwerfällt, aus dieser Rolle herauszukommen.“
Die Jugendlichen nehmen die Energie des Stücks in den Alltag mit – und eine große Portion Motivation für ein berufliches Leben auf der Bühne.
Heute und morgen Abend finden jeweils um 20 Uhr weitere Aufführungen in den Fliegenden Bauten statt – der Besuch lohnt sich!
Fotos: Lukulule e.V.
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