Producers Artfair: „Ein Labor des Austausches“

Kultur
Judith Behnk

Kulturredakteurin / M.A. Kunstgeschichte und Religionswissenschaften / Kontakt: behnk@hh-mittendrin.de

Vom 24. bis zum 27. September wird das alte Bille-Kraftwerk in Hammerbrook kreativer Spielplatz für die Off-Kunstmesse „Producers Artfair“. Vier Tage lang steht hier der kreative Diskurs zwischen Künstlern und Kunstinteressierten im Vordergrund. Mittendrin hat schon einmal einen Blick in die Hallen gewagt.

Bereits zum dritten Mal findet ab Donnerstag, 24. September, die „Producers Artfair“ in Hamburg statt. Die alternative Kunstmesse, die sich selbst ausserhalb des festgefahrenen Kunstmarktes sieht, entdeckt jedes Jahr neue noch kulturell ungenutzte Immobilien für ihre Ausstellungen. Diesmal wird für die Off-Kunstmesse den Werkshallen des ehemaligen Bille-Kraftwerks neues kreatives Leben eingehaucht.

Der Künstler steht im Mittelpunkt

Doch bevor es los gehen kann mit der Kreativität haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter noch jede Menge handfeste Arbeit zu tun: das Dach reparieren, die Hallen reinigen und die Wände für die Kunstwerke aufstellen. Schon hier offenbart sich – da sind Leute mit Herzblut am Werk, die mit Flexibilität und Kreativität ihr Ziel erreichen wollen.

In diesem Jahr konnte das Artfair-Team öffentliche und private Förderer wie die Kulturbehörde in Form der Kreativgesellschaft, die hamburgische Kulturstiftung, die Zeitstiftung sowie die Hamburger Volksbank für ihr Projekt gewinnen.

Aber was genau unterscheidet eine Independent Messe von einer konventionellen? Schon der Titel „Producers Artfair“ zeigt, hier steht der Künstler selbst im Mittelpunkt. Der Künstler selbst bewirbt sich bei der Artfair, braucht also keinen Galeristen und auch keine Standmiete zu zahlen. Der gewöhnliche und etwas eingestaubte Kunstbetrieb wird somit einfach umgangen.

 

Eine Fachjury, bestehend aus internationalen Künstlern, Musikern Galeristen und Journalisten wählt die vielversprechendsten Künstler für die Messe aus. Die unterschiedlichen Disziplinen aus denen die Jurymitglieder kommen, sollen auch gewährleisten, dass später ein möglichst breites Spektrum an zeitgenössischer Kunst ausgestellt werden kann.

Austausch statt elitärer Hauch

„Dadurch, dass den Künstlern keine Kosten entstehen und sie auch nichts wieder ‚reinspielen‘ müssen, können sie Kunstaktionen umsetzen, die eigentlich nicht verkäuflich sind“, erklärt Justus Duhnkrack vom Artfair-Team. Während die normalen Kunstmessen immer ein elitärer Hauch umweht, soll hier der Austausch zwischen Künstlern und der direkte Kontakt mit den Kunstinteressierten in einem lebendigen Prozess im Vordergrund stehen.

Während der vier Tage kann der Besucher durch Ausstellungen, Symposien, Künstlerführungen und Performances einen lebendigen Eindruck in die zeitgenössische Kunst bekommen. Und wer erleben will, wie Künstler Kunstwerke anderer Künstler verbal auseinanderpflücken, kann dies während der sogenannten Artisttalks.

Synergie statt Kommerz

„Die Producers Artfair soll nicht vorrangig ein Marktplatz für Händler sein, sondern vielmehr ein Labor des Austausches“, sagt Duhnkrack. Er wünscht sich eine bessere Vernetzung von Produzenten Kunsträumen und Künstlern in Hamburg, sowie einen stärkeren Austausch mit anderen Independent Artfairs.

Im Zuge der Messe im Kraftwerk Bille öffnen 16 Produzenten Kunsträume ihre Tore – sogenannte „Producers Artspaces“.  Startschuss ist die gemeinsame Eröffnungsnacht am 25. September, dort wollen sie unter der Bezeichnung P/Art-Off erstmals gemeinsam auftreten.

Artspaces verstehen sich als Teil einer Off-Szene außerhalb des kommerziellen Kunstbetriebs. Auch hier steht nicht der kommerzielle Charakter im Vordergrund, sondern der Mehrwert für die Hamburger Kulturszene. Der Besucher soll durch die Vernetzung einen leichteren Zugang zu einem Teil der lebendigen Kunstszene Hamburgs erhalten. „Was nicht kommerziell ist, muss zutiefst Synergien schaffen, um zu funktionieren“, merkt Duhnkrack an.

Kunstmesse
Die Kunstmesse im alten Bille Kraftwerk in Hammerbrook, kann vom 24.-27. September 2015 besucht werden. Hier geht es zum Rahmenprogramm.

Neben der Artfair werden über das Jahr verteilt noch weitere, damit in Verbindung stehende, experimentelle Ausstellungsformate unter dem Namen P/ARTIKEL entstehen. Zudem besteht eine Kooperation mit der Schwarzen Piste, einer Plattform für künstlerische Auseinandersetzung im öffentlichen und privaten Raum. Sie unterstützen Künstler dabei, ihre Aktionen zu realisieren.

Wer gern mit Kunst und Künstlern in direkten Kontakt treten möchte, wird bei der dritten „Producers Artfair“ eine lebendige Plattform des Austausches finden.

Titelbild: Judith Behnk, Fotostrecke: Simon Hehemann, Nils Kasike, Latefa Wiersch, Timur Yüksel

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