Die Stadt hat den Investor abgelehnt, der den City-Hof am Klosterwall sanieren wollte. Die übrigen Bewerber für das Grundstück planen einen Abriss der denkmalgeschützten Türme. Für die Initiative „City-Hof“ fängt der Kampf um einen Erhalt jetzt erst richtig an.
Die Sanierung des City-Hof am Klosterwall ist vom Tisch. Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind nur noch zwei Bieter im Bewerbungsverfahren um das Grundstück in der Innenstadt im Rennen. Beide sehen einen Abriss der Hochhäuser und einen Neubau auf dem Grundstück vor. Die Stadt hat sich damit gegen den dritten Bieter entschieden, der einen Vorschlag zur Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude eingereicht hatte.
„Einer der drei noch im Verfahren befindlichen Bewerber hat ein Angebot vorgelegt, das die für alle Verfahrensteilnehmer vorgegebenen Angebotsbedingungen nicht einhält. Diese sehen eine Sanierung der City-Hochhäuser vor“, sagte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, dem Hamburger Abendblatt. Die beiden verbliebenen Angebote werden nun unter der Federführung der Finanzbehörde geprüft bevor schließlich über einen Verkauf des Grundstücks entschieden wird.
Alles andere als vorbildlich
„Mittwoch war ein schwarzer Tag für den Denkmalschutz in Hamburg“, sagt Marco Alexander Hosemann, der sich für einen Erhalt des City-Hofes einsetzt. Gemeinsam mit anderen Unterstützern hat Hosemann im Oktober 2014 die Initiative „City Hof“ gegründet. Laut Denkmalschutzgesetz soll die Stadt Hamburg „durch vorbildliche Unterhaltungsmaßnahmen an Denkmälern für den Wert des kulturellen Erbes in der Öffentlichkeit eintreten und die Privatinitiative anregen.“ Für Hosemann bricht die Stadt mit dem aktuellen Verfahren nicht nur ihr eigenes Gesetz, sondern statuiert auch eine Exempel, auf das sich zukünftig viele private Denkmaleigentümer in Hamburg berufen könnten.
Die Weichen auf Abriss gestellt
Denn auch jetzt gilt: Der geschützte City-Hof darf nur dann abgerissen werden, wenn ein Erhalt „wirtschaftlich unzumutbar“ ist. Besonders kritisch sieht die Initiative das Wettbewerbsverfahren, da dabei die Abriss- und Neubauvarianten nicht gleichberechtigt gewesen seien. „Bei näherer Betrachtung der Ausschreibungsunterlagen, hat man schnell erkannt, das die Stadt hier alles daran gesetzt hat, die Weichen auf Abriss zu stellen“, heißt es auf der Homepage der Initiative. Das Ziel sei, hierbei möglichst viel Profit aus dem Verkauf des städtischen Grundstücks zu generieren und außerdem „das unbequeme Denkmal schnellstmöglich loszuwerden“.
Abriss in der UNESCO-Pufferzone
Ein Abriss dieses Denkmals würde mitten in der Pufferzone des neuen Hamburger Weltkulturerbes geschehen. „Es ist ein großer Widerspruch, sich auf der einen Seite mit Denkmälern bei der UNESCO für einen Titel zu bewerben und auf der anderen Seite ein denkmalgeschütztes Bauwerk in unmittelbarer Nachbarschaft für den Abriss freizugeben“, sagt Denkmalschützer Hosemann weiter. Besonders paradox sei, dass die anderen anliegen Gebäude wie der Mohlenhof vom selben Architekten, Rudolf Klophaus, stammen. Insgesamt habe es sechs Angebote für einen Erhalt des City-Hofes gegeben. „Hamburg setzt hier seine Glaubwürdigkeit und seinen Weltkulturerbetitel aufs Spiel“, sagt Hosemann.
„Schluss mit rosa Stickern“
Die Initiative City-Hof will weitermachen und glaubt, dass ein Abriss der denkmalgeschützten Hochhäuser am Klosterwall noch verhindert werden kann. „In der Regel gründen sich Initiativen wie unsere erst dann, wenn es vermeintlich zu spät ist und Entscheidungen getroffen wurden oder kurz bevorstehen“, sagt Mitgründer Hosemann. „Wir haben uns nun fast ein Jahr warmlaufen können und werden weiterhin auf diesen Missstand und politischen Skandal aufmerksam machen.“
Die Initiative, die sich selbst in ein Ladengeschäft in der City-Hof Passage eingemietet hat, will weiterhin Führungen anbieten, Aktionstage veranstalten, um die Hamburger von der Denkmalwürdigkeit des City-Hofes zu überzeugen. „Wir werden nun nur etwas lauter ’schreien‘ und einen etwas schärferen Ton anschlagen“, versichert Hosemann. Auch auf seinem Facebook-Profil schreibt er am Mittwoch „Schluss mit rosa Stickern“.
Argumente für Abriss entkräften
Die Initative will nun stärker darauf aufmerksam machen, was mit dem City-Hof alles möglich ist und wie dieser aussehen kann. „Damit wollen wir Argumente für den Abriss, wie sie Michael Osterburg im Abendblatt anführt, entkräften“, so Hosemann. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bezirk sprach dort von der Möglichkeit, das Grundstück im Kontorhausviertel nach einem Abriss für Wohnungsbau und eine Belebung des Quartiers zu nutzen.
Ausstellung zur Umnutzung der Bürohäuser im Kontorhausviertel, Tag des offenen Denkmals
Wann? Vernissage, Montag, 7. September, um 18 Uhr; Ausstellung Dienstag, 8. September, bis Sonntag, 13. September, von 10 bis 18 Uhr
Wo? City-Hof, Klosterwall 6, Block C, Laden in der Passage
Hayo
8. September 2015 at 08:09
Sprengt die hässlichen Teile weg. Was soll daran denn erhaltenswerte Architektur sein?
Gleichzeitig hat die Bezirksversammlung den Abriss des Euler Hermes-Gebäudes in Ottensen (Nähe S Bahrenfeld) aus Kostengründen und zwecks Schaffung von Wohnraum in trockene Tücher gebracht. Diese Perle der Architektur um 1980 schützt niemand.
Jutta
13. September 2015 at 21:50
Hässlich ist kein Argument. Wenn es eines wäre, dann müsste man alle paar Jahre die Stadt abreissen und neu bauen. Die Geschmäcker ändern sich nun mal im Laufe der Jahre und Jahrzehnte. Ausserdem versucht man im Moment jeden Abriss mit Wohnungsbau zu begründen. Mich würde mal interessieren was an dem Gerücht dran ist, dass der Bauer-Verlag dort einziehen will. Praktisch wäre das schon, dann könnte man noch ein Gebäude in der Gegend abreißen, wenn man schon mal dabei ist. Vorsicht: Ironie