Elisa in Hamm: Der Abriss beginnt

Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Nach jahrelangem Streit um den Backsteinbau „Elisa“ in Hamm will die Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) nun mit den Abrissarbeiten beginnen. Auch die letzten vier  Mieter wollen nun ausziehen.

Protestaktionen, Gutachten, Runde Tische, Räumungsklagen – der Konflikt um die Wohnanlage am Elisabethgehölz in Hamm zieht sich bereits über Jahre. Die Vereinige Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) will das Backsteingebäude abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Die Mieterinitiative „Rettet Elisa“ hatte sich jahrelang für Erhalt und Sanierung der Wohnanlage eingesetzt. Mit einer eigenen Genossenschaft wollten die Unterstützer und ehemaligen Bewohner der vhw sogar ein Kaufangebot für „Elisa“ unterbreiten. Für die vhw stellte dies keine Option dar. Zuletzt hatte sich die Initiative im Februar mit einem offenen Brief an Bürgermeister Olaf Scholz gewandt und einen Erhalt des Backsteinensembles gefordert – ohne Erfolg.

Abriss des leerstehenden Flügels

„Ende Februar ist der letzte Mieter des Gebäudeteils am Chapeaurougeweg ausgezogen. Das ermöglicht es uns, unser Neubauvorhaben voran zu bringen und mit einem Teilabriss des vollständig leerstehenden Flügels zu beginnen“, sagt Annika Patzelt, Sprecherin der vhw. Nach Aussagen der Wohnungsbaugenossenschaft sollen bereits mehr als 2000 Interessenten sowie 50 ehemalige Bewohner auf die 102 Wohnungen warten, die in dem Neubau entstehen sollen.

Eine Abrissgenehmigung für die Wohnanlage liegt der vhw bereits seit 2013 vor. Damals wurde die Genehmigung noch während des laufenden Runden Tisches, an dem neben der vhw und der Initiative auch die Bezirkspolitik beteiligt gewesen ist, erteilt.

„Weitere Verzögerungen nicht zumutbar“

In den anderen Gebäudeteilen leben laut Aussagen der vhw noch vier Mieter. „Zwei von ihnen haben bereits Verträge für Ersatzwohnungen im Rahmen unserer am Runden Tisch entwickelten Rahmenvereinbarung unterschrieben und ziehen in Kürze aus“, sagt Patzelt. Auch die anderen beiden sollen die vhw nun um Angebote für Wohnungen aus dem Bestand der Genossenschaft gebeten haben. Die Blockade einiger weniger Mieter habe viel Zeit und Geld gekostet, heißt es von der vhw. „Weitere Verzögerungen können und wollen wir den vielen Wartenden nicht zumuten“, sagt Patzelt.

Die noch bewohnten Gebäudeteile sollen nicht von dem Teilabriss betroffen sein. Da es während der Arbeiten Beeinträchtigungen geben kann, gewährt die vhw den Betroffenen Mietminderungen und stellt eine Ausweichunterkunft in einem naheliegenden Hotel zur Verfügung.

102 statt 122 Wohnungen

Laut vhw soll „Elisa II“ als öffentlich geförderter Wohnungsbau auf dem ersten und zweiten Förderweg realisiert werden. So sollen die Kaltmieten im Neubau zwischen 5,90 Euro und 8,20 Euro pro Quadratmeter liegen. Der Baustil und die Höhe des Neubaus soll sich am bisherigen Gebäude orientieren.

Den bisherigen BewohnerInnen wird bei einer Rückkehr eine Kaltmiete von 5,90 Euro pro Quadratmeter garantiert, so die vhw. Immer wieder kritisierten die MieterInnen-Initiative “Rettet Elisa” sowie die Opposition in der Bezirksversammlung jedoch die fehlende rechtliche Verbindlichkeit dieser Zusagen. Trotz der zugesicherten Kaltmiete könnte es für viele bisherige MieterInnen schwierig werden die Wohnungen im Neubau zu bezahlen. Der Grund: Die Wohnungen sollen größer sein als bisher, statt 122 sollen nur 102 neue Wohnungen am Elisabethgehölz entstehen.

Foto: Isabella David
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