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Pfandregale: Stadtreinigung zieht erste Bilanz

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Tobias Johanning
@tobiasjohanning

Redakteur | E-Mail: johanning@hh-mittendrin.de

Pfandregale in der Innenstadt sollten Flaschensammlern erleichtern, an Leergut zu kommen. Doch das Projekt der Stadtreinigung wird nicht ausgebaut. Die Testphase zeigt, dass nicht nur Pfand in den Regalen landet.

In der Theorie klingt es einfach: Weil Flaschensammler nicht in die neuen „Big-Belly“-Mülleimer greifen können, hatte die Stadtreinigung im Juni Pfandflaschenregale an zehn der 160 neuen Mülleimer angebracht. Dort sollten Passanten ihr Leergut abstellen, anstatt es in den Müll zu werfen.  Doch nun steht das Projekt auf der Kippe: Besonders am Hauptbahnhof würden die Pfandregale vermüllt, heißt es vonseiten der Stadtreinigung. „Die Voraussetzung, dass die Regale von den Flaschensammlern selbst sauber gehalten werden, scheint am Hauptbahnhof nicht zu funktionieren. Deswegen haben wir die vier Pfandregale im Bereich des Hauptbahnhofs abgebaut und in der Innenstadt neu angebracht“, sagt Pressesprecher Reinhard Fiedler. Dort gebe es das Problem der vermüllten Regale nicht. Die im Juni begonnene Testphase laufe nun vorläufig weiter bis eine eindeutige Bewertung möglich sei.

„Pfand ist eine unserer Einnahmequellen, darüber erzählen wir nichts“

Mittendrin hat bei den Menschen nachgefragt, für die die Pfandregale gedacht sind. Warum die Vorrichtungen oft vermüllt sind, wollte jedoch niemand sagen: Der Obdachlose Frank* etwa meint: „Pfand ist eine unserer Einnahmequellen, darüber erzählen wir nichts.“ Das bestätigen auch Mitarbeiter der Bahnhofsmission. Bei den Flaschensammlern herrsche im allgemeinen Konkurrenz um die besten Plätze zum Sammeln von Pfand. Ob sich die Situation durch die Regale verbessert habe, würden die Sammler daher nicht verraten. Und was sagen die Hamburger? „Die Pfandregale sind eine sehr gute Idee. Es ist total blöd, dass viele Leute einfach ihre Kaffeebecher oder sonstigen Müll in die Regale schmeißen – aber was soll man dagegen tun?“, findet etwa Sabine, 54, aus St. Georg. Viele Passanten wissen gar nicht, wofür die Regale angebracht worden sind. „Ich dachte, da kann ich einfacher meine Kaffeebecher entsorgen. Das werde ich ab heute nicht mehr machen“, sagt Marion, 38, aus Barmbek. Die Rentner Edda, 72, und Rüdiger, 76, haben von den Pfandregalen noch gar nichts mitbekommen: „Wir kommen zwar gerade aus der Innenstadt, aber diese Gestelle sind uns nicht aufgefallen.“

„Bauliche Mängel und zu wenig erklärt“ 

Die Macher der Kampagne „Pfand gehört daneben“ sehen ein Problem in der Gestaltung der Pfandregale. „Das Produktdesign hat bauliche Mängel und viele Leute wissen gar nicht, wofür die Regale an den Mülleimern gedacht sind“, sagt Kampagnenkoordinator Mischa Karafiat. Dabei hätte dieses Problem seiner Meinung nach vermieden werden können, denn es gebe bereits gut gestaltete Pfandringe in anderen Städten, in die nur Flaschen reinpassen würden. Damit meint Karafiat die Erfindung des Designers Paul Ketz, der für seinen Pfandring auch in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ viel Lob bekommen hat. „Ein Anruf der Stadtreinigung bei Ketz hätte genügt, dann wären die Regale besser gestaltet“, sagt Karafiat. Wieso die Stadtreinigung nicht die Pfandregale sauber halte, kann Karafiat nicht nachvollziehen: „Die Mitarbeiter fahren mehrmals täglich durch die Stadt und entsorgen den Müll, da wäre ein zusätzlicher Handgriff kein Problem.“ Generell sei das System der Pfandregale jedoch gut. „Jede Vorrichtung an Mülleimern, die das Pfandsammeln erleichtert, ist besser als gar keine“, sagt Karafiat.

* Name von der Redaktion geändert


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Fotos: Henry Lührs
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1 Kommentar

  1. KiezkickerDe

    19. Oktober 2014 at 17:04

    So lange die Pfandregale so aussehen wie die Becherablagen bei bekannten Burgerketten, in die man sein Tablett nach dem Verzehr abstellt, so lange werden sie auch für Becher genutzt werden. Gerade an hektischen Durchgangsorten mit viel nicht Hamburger Publikumsverkehr, wo man beim vorbeihechten eben nicht erst liest, wofür die sind. Insofern eine klare Fehlkonstruktion.

    Das die Hamburger Pfandregale grundsätzlich wollen sieht man schon daran, dass sie woanders offenkundig ja funktionieren.

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